Chapter Two

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"Nächster!" Murmele ich genervt, meine Stimme hallt im Raum wider, den wir für die Vorsprechen gemietet haben.

Wenn ich so auf die Liste vor mir schaue, bekomme ich Brechreiz. Schon zehn Leute haben performt und gesungen, und nichts Passendes war dabei.

Einer schlimmer als der andere.

Adam stößt mich an. "Bleib freundlich!"

"Ich versuche es! Wirklich! Aber langsam verliere ich die Geduld."

Ein attraktiver junger Mann betritt den Raum. Für einen Moment glaube ich, Colin vor mir zu sehen. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Langes schwarzes Haar, blass und mit definierten Muskeln. Seine Augen sind dunkel wie die Nacht. Ein Nasenpiercing rundet sein Gesicht ab.

Adam und ich schauen uns etwas verwirrt an und ohne ein Wort zu sagen, wissen wir, was der andere gerade denkt. "Stell dich bitte vor."

"Ich bin Logan, vierundzwanzig, in New York geboren und aufgewachsen."

Seine raue Stimme beschert mir eine Gänsehaut.

"Was ist dein Beruf?" Lehnt Adam sich zurück.

"Ich habe keinen."

Das passt gut! Denn ich habe nicht noch einmal die Geduld, dass uns irgendein Job im Weg steht.

"Warum nicht?" Hakt Adam nach, was mich etwas aufregt.

Er fährt sich mit der Hand durchs Haar, bevor er zögernd antwortet. "Ich saß bis vor ein paar Wochen noch im Gefängnis."

"Was hast du gemacht?" Adam stößt mich erneut an und flüstert mir zu: "Sei nicht so neugierig."

"Das musst du gerade sagen! Also lass mich. Ich will es wissen." Ich richte meine Augen erneut auf Logan. "Schlägerei."

"Was ist passiert?"

"Meine Band und ich traten in einer schäbigen Bar auf. Es kam zu einer Auseinandersetzung und ich wurde danach verhaftet."

"Deine Band?" Runzelt Adam die Stirn.

"Es war einmal meine Band. Sie haben mich rausgeschmissen, nachdem ich verurteilt wurde."

"Wie lange warst du im Gefängnis?"

"Acht Monate."

"Warum nehmen sie dich nicht zurück?"

Adam, sei nicht so neugierig.

"Ich will es nicht!"

"Warum nicht?"

"Ich will im Leben mehr erreichen, als nur in Bars auftreten zu können."

"Was hat euch davon abgehalten?"

"Dass der eine oder andere nicht gut genug ist."

"Und du bist es?" Hebe ich meine Augenbraue und schaue ihn prüfend an.

"Überzeug dich selbst." Lächelt er mich herausfordernd an.

Ich deute mit dem Kopf auf die Instrumente. "Zeig es uns."

Er bindet seine Haare zu einem Dutt und greift nach der Bassgitarre. Ein düsteres Solo beginnt. Der Bass dröhnt durch den Raum, und unsere Blicke treffen sich. Ein feuriges Lächeln huscht über seine Lippen.

Als es ruhig wird, sieht Adam ihn grimmig an. "Wie sieht es mit Gesang aus?"

"Kein Problem!" Er greift nach dem Mikrofon und seine Finger gleiten über die Saiten.

Als seine Stimme erklingt, durchfährt es mich wie ein Rausch. Sie ist anders als Colins, aber so schön rau, tief und sinnlich.

Adam gibt ein Zeichen und bittet Logan aufzuhören. "Nicht schlecht, aber nicht gut genug für uns."

Überrascht und völlig perplex sehe ich ihn an. "Bitte was?"

"Du hast mich schon verstanden!"

"Das ist ein Witz, oder? Er war mit Abstand der Beste von allen, die vor ihm dran waren!"

"Es gibt weitaus bessere!"

Ich glaube zu verstehen, was sein Problem ist und ziehe ihn näher an mich. "Ist es, weil er Colin so ähnlich sieht?"

"Ich will nur das Beste für dich!"

"Und ich für die Band."

Für einen Moment sieht mich Adam intensiv an. "Bist du dir sicher, dass du auch damit klar kommst? Wir können auch weiter suchen."

"Es ist okay für mich. Er ist gut und es wäre dumm von uns, ihn gehen zu lassen."

Adam nickt und wirft Logan einen kurzen Blick zu. "Morgen, zehn Uhr. Sei pünktlich!"

Erleichtert atmet er aus und bedankt sich. "Ihr werdet es nicht bereuen."

Gähnend blicke ich auf die Uhr und lasse den letzten Keyboardspieler einfach sein Programm durchziehen.

Selbst Adam scheint langsam am Rande seiner Geduld zu sein. Aber überrascht sehen wir vor zur Bühne. "Er ist gut." Murmele ich.

"Finde ich auch."

Sein Stil passt zwar nicht ganz zu uns, aber das ist nichts, was man nicht ändern kann.

Er spielt, als gäbe es nichts außer ihm und der Musik. Den Song, den er spielt, ist von unserer Band, als noch alles in Ordnung war.

Lächelnd winke ich ab. "Das war gut."

"Verdammt gut sogar."

"Wirklich?"

"Wie ist dein Name, mein Freund? Stell dich uns vor."

"Fynn aus New York, sechsundzwanzig, Straßenmusiker."

"Morgen um zehn Uhr. Sei pünktlich." Lächelt Adam.

Quietschend strecke ich mich und richte mich auf. "Endlich ein Licht am Ende des Tunnels nach Monaten des Regens."

"Ich hoffe, ich habe die richtige Entscheidung getroffen." Schaut er betrübt ins Leere.

"Hey! Colin ist nun mehr als sechs Monate weg und Doris ging ohne an uns zu denken. Beide haben nur an sich gedacht und uns in der Scheiße zurückgelassen. Die Band ist alles, was wir noch haben."

"Ja." Haucht er und greift nach seiner Jacke, dann nach meiner Hand. "Wir sollten etwas Essen gehen, Goldstück."

Lächelnd nicke ich und folge ihm.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt