Chapter Fourty-Five

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Mit der Kapuze tief in mein Gesicht gezogen, als ob ich mich hinter dem dünnen Stoff verstecken könnte, und meine Hände fest in den Jackentaschen vergraben, als ob sie einen vertrauten Halt in der kühlen Dunkelheit suchen würden, wandere ich ziellos durch die Straßen. Die eingetretene Pfade der Stadt sind vom Unwetter so stark überflutet, dass sie mehr einem wilden Fluss gleichen als den vertrauten Wegen, die ich so oft entlang gelaufen bin.

Wie konnte Adam mir das nur antun? Diese Frage hallt in meinem Kopf wider, die Worte sind wie ein Echo, das sich beharrlich weigert zu verstummen. Das war der einzige Ort, der mir Sicherheit bot, der einzige Ort, an dem ich mich vor der Welt verstecken konnte. Warum brachte er Colin und die anderen dort hin? Hatte er kein Verständnis für die Heiligkeit dieses Ortes?

In einer engen, dunklen Gasse lehne ich mich gegen eine kalte, unerbittliche Steinmauer und lasse mich langsam zu Boden sinken. Ich vergrabe mein Gesicht in meinen nassen Händen und versuche, die Tränen, die sich mit dem Regen vermischen, zu ignorieren. Im minutentakt fahren die Feuerwehr und der Notarzt durch die Stadt, die Sirenen schneiden durch die Stille wie ein scharfes Messer. Das Unwetter hat seinen Höhepunkt erreicht, die Naturgewalten entfesseln ihre volle Wut über New York. Die Stadt, sonst so lebendig und pulsierend, steht still. Nichts fährt mehr, nichts bewegt sich. Es ist, als ob die Welt den Atem anhält und auf das Ende des Sturms wartet.

Mit großer Anstrengung komme ich Schritt für Schritt voran, bis ich Unterstand unter einem Baum finde, dessen dichte Blätter einen willkommenen, wenn auch dürftigen Schutz gegen den Regen bieten. Ich bin bis auf die Knochen durchweicht, meine Kleidung klebt an meiner Haut und ich sehne mich danach, einfach nur nach Hause zu gehen. Doch bis ich dort ankomme, werden die Straßen vollständig überflutet sein und ich werde von einer Welle schmerzhafter Emotionen fortgetragen werden, die in meinem Inneren aufsteigt.

Der Regen behindert meine Sicht, es ist kaum möglich, die nächste Straße zu erkennen. Doch durch den Vorhang aus Wasser glaube ich, auf der anderen Straßenseite eine große, schlanke Silhouette zu erkennen. Sie nähert sich mir nur wenige Sekunden später. "Colin? Was machst du hier?"

"Dich suchen! Du solltest nicht hier draußen sein." Antwortet er besorgt.

Schnell ziehe ich meine Kapuze über meinen Kopf und trete aus dem Schatten des Baumes hervor. "Das war nicht nötig! Ich komme gut allein zurecht." Erwidere ich und wende mich ab.

"Warte!" Er greift nach meiner Hand. "Ich muss dir etwas sagen."

"Ich weiß nicht, ob ich das hören möchte." Flüstere ich zögernd, die Unsicherheit in meiner Stimme deutlich hörbar.

"Es ist aber wichtig!" Er tritt näher, stellt sich vor mich und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Sein Blick ist ernst, seine Augen spiegeln die tiefe Sorge wider.

Langsam trete ich einen Schritt zurück und versuche, ihm direkt in die Augen zu sehen. "Ich versuche wirklich, es zu vergessen, Colin. Aber dafür musst du mir auch die Möglichkeit geben. Immer wenn ich euch sehe, reißen die Wunden wieder auf, die gerade erst begonnen haben zu heilen." Zittert meine Stimme vor aufgestauter Emotion.

Der Wind weht meine Kapuze von meinem Kopf und enthüllt mein Gesicht, Colin kann nun direkt in meine Augen sehen. "Immer und immer wieder habe ich mich gefragt: Warum hast du diesen Mann, der dir rein gar nichts bedeutet, geküsst? Ich fand keine Antwort darauf, bis zur letzten Nacht." Hestehe ich und bin froh, dass der Regen meine Tränen verwischt.

"Und wie lautet die Antwort?" Fragt er leise, seine Stimme kaum hörbar über dem Prasseln des Regens.

"Ich könnte jetzt den Alkohol die Schuld geben, aber das wäre nicht ehrlich. Ich wusste, was ich tat, wusste, welche Konsequenzen es haben würde. Ich bin Ryan unglaublich dankbar für das, was er für mich tut. Und ich weiß, dass es dich verletzt, und das ist das Letzte, was ich will, Colin. Du musst mir glauben. Aber noch nie in meinem Leben hat sich jemand so für mich eingesetzt, so mit mir gekämpft. All das hat mich einfach überwältigt und in einem Moment der Schwäche wollte ich ihm meine Dankbarkeit zeigen. Es tut mir so leid, dass ich dir das angetan habe." Bricht meine Stimme am Ende fast.

Mit gesenktem Kopf trete ich noch einen Schritt zurück und wende Colin, ohne ein weiteres Wort zu sagen, den Rücken zu. Ich mache Anstalten zu gehen, doch seine Worte halten mich zurück. "Ja, ich bin wütend, verletzt, am Boden zerstört, dass du ausgerechnet Carter... Aber seit dem Moment, als ich dich gesehen habe... wollte ich dich haben." Flüstert er, seine Stimme zittert vor Emotion.

Stumm bleibe ich stehen, unfähig, mich zu bewegen, doch ich schaffe es nicht, mich noch einmal umzudrehen. "Jede andere Frau wäre schreiend von mir weggerannt, aber du nicht. Du hast nicht aufgegeben. Du hast mich nicht aufgegeben! Egal, wie viele Steine ich uns in den Weg gelegt habe und egal, wie ich dich behandelt habe. Du bist geblieben!" Seine Stimme wird lauter, fast flehentlich, als er sich mir nähert. "Unsere Wege haben sich getrennt, weil ich derjenige war, der gegangen ist. Ich habe dir genommen, was du geliebt hast. Und trotzdem hast du mich nie gehasst." Seine Worte hallen in der verlassenen Straße wider, ein trauriger Nachhall der Gefühle, die uns einst verbanden.

"Die Liebe, die ich für dich empfinde, ist so unermesslich stark. Egal wie sehr ich es versucht habe, ich konnte dich nicht für immer hassen." Offenbare ich ihm, während ich ihn direkt ansehe. Meine Stimme ist kaum mehr als ein flüstern, brüchig und voller Emotionen.

"Und genau das macht dich so besonders!" Erwidert er mit einer Mischung aus Bewunderung und Verzweiflung in seiner Stimme.

"Aber was erwartest du jetzt von mir, Colin? Wir haben es versucht und sind gescheitert! Wir sind an unseren eigenen Gefühlen und Fehlern gescheitert!" Sage ich mit erstickter Stimme.

"Eine Chance!" Fleht er.

"Wofür?" Entgegne ich resigniert. "Sieh uns doch an, Colin! Wir sind zerbrochen! Unfähig, auch nur einen einzigen Tag ohne Drama zu überstehen!"

"Dann soll es eben so sein!" Antwortet er mit einem schwachen Lächeln.

"Wir stürzen uns immer wieder ins Unglück! Wir müssen damit aufhören!"

"Lieber stürze ich mit dir ins Unglück als mit irgendeiner anderen Frau, die mir niemals so viel bedeuten wird wie du."

Noch nie war ich so froh, inmitten eines Sturmes zu stehen, wo niemand meine Tränen sehen kann, die nun unbarmherzig über meine Wangen kullern. Mein Körper zittert vor Kälte und unterdrücktem Schmerz.

"Ich hätte Maja niemals-" Setzt er an, doch ich unterbreche ihn. "Ich will das nicht hören!" Hebe ich abwehrend die Hand.

"Was willst du dann?" Fragt er verzweifelt.

"Dich! Ich will unser altes Leben zurück und Tayo! Aber das geht nicht, weil wir beide so beschädigt durch unsere Vergangenheit sind, dass unsere Liebe füreinander uns langsam, Stück für Stück, unaufhaltsam zerstört!" Mein Geständnis endet in einem Schluchzen und Tränen strömen unaufhörlich über mein Gesicht.

Seine Hände greifen nach meinem Gesicht, seine Lippen pressen sich sanft auf meine. Gezielt streichen seine Daumen meine Tränen weg, bevor wir uns wieder in die Augen sehen. "Ohne dich, deine Wärme, deine Liebe, gehe ich kaputt." Flüstert er leise und seine Worte hallen in der stürmischen Nacht.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt