Chapter Fourty-Three

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Jeden einzelnen Tag fühle ich, wie ich tiefer und tiefer in ein dunkles, verschlingendes Loch gezogen werde. Wie ein schwarzes Loch, das jede Hoffnung und Freude in sich aufsaugt, lässt es mich in einem Zustand der Verzweiflung und Ohnmacht zurück. Die Ungewissheit, die meine Seele in Stücke reißt, ob Tayo jemals zu mir nach New York kommen wird, und der schmerzhafte Verlust von Colin, der mich in ein Chaos emotionaler Verwirrung und Traurigkeit stürzt, sind zwei Qualen, die mich ständig begleiten und mich nachts um den Schlaf bringen.

Ich fühle mich gefangen in meiner eigenen Haut, eingesperrt in einem Körper, der in seiner Verzweiflung schreit und nach Freiheit verlangt. Ich träume davon, einfach alles hinter mir zu lassen, aus meinem Leben zu verschwinden und nie wieder zurückzublicken. Ich stelle mir vor, wie ich in ein neues Leben entfliehe, weit weg von den Schmerzen und der Traurigkeit, die meine Tage beherrschen.

Aber ich habe mir diesen Weg selbst ausgesucht. Es ist ein Pfad, den ich beschritten habe, ein Pfad ohne Abkürzungen oder leichten Ausstiegen. Ich bin gefangen in diesem Netz aus Entscheidungen und Konsequenzen, und die einzige Option, die ich habe, ist zu kämpfen. Zu kämpfen für das, was ich liebe, für das, was mein Herz noch schlagen lässt und mir die Kraft gibt, jeden Tag aufzustehen.

In den dunkelsten Winkeln von New York befindet sich eine kleine, unscheinbare Bar, in die ich mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit zurückziehe. Vielleicht ist es die Live-Musik, die durch den dumpfen Schall der Bar schwingt, die mich immer wieder hierher zieht. Denn die Musik, das Musizieren und die Menschen, die mit mir sangen, fehlen mir schmerzlich.

Einer der Barkeeper, ein großer, muskulöser Mann mit einem immerwährenden Lächeln im Gesicht, setzt sich neben mich und klopft mir freundschaftlich auf den Schenkel. "Wann werden wir dich endlich Singen hören?" Fragt er mit einem breiten Grinsen.

"Gar nicht!" Erwidere ich mit fester Stimme, doch er lässt nicht locker. "Aber du weißt, dass wir gewisse Regeln in der Bar haben?"

"Die sind mir egal!"

Er lehnt sich zurück und legt seinen Arm um meine Schultern. Mit einem intensiven Blick sieht er mich an. "Ich schlage dir einen Deal vor. Du singst zwei Songs und du bist von allen anderen Abende befreit, die du uns mit deiner Anwesenheit versüßt. Deal?"

Nach einem Moment des Zögerns stimme ich zu. "Okay! Zwei Songs und danach verlierst du nie wieder ein Wort darüber!" Und reiche ihm eine CD.

"Einverstanden!" Grinst er.

Mit der CD in der Hand geht er zum Tresen zurück und ich setze mich auf den bereitstehenden Hocker. Ich richte das Mikrofon und warte, bis die vertraute Melodie durch die Boxen der Bar erklingt. Mit geschlossenen Augen lasse ich die Musik durch mich hindurchfließen und beginne zu singen.

"Don't bury me.
Don't lay me down.
Don't say it's over.
'Cause that would send me under.
Underneath the ground.
Don't say those words.
I wanna live but your words can murder.
Only you can send me under, under, under."

Die Empfindung, wieder auf der Bühne zu stehen und zu singen, weckt in mir eine Mischung aus Freude und tiefer Traurigkeit. Ich erkenne, wie sehr mir die Musik gefehlt hat - das Gefühl der Melodie, die durch meine Adern fließt, die Weise, wie die Worte auf meiner Zunge tanzen, und die Befriedigung, die ich daraus ziehe, meine Gefühle und Gedanken in eine Form zu gießen, die andere berühren kann.

Aber gleichzeitig fühle ich, wie jede Note, jede gesungene Silbe, die alten Wunden wieder aufreißt, die ich so sorgfältig versucht habe zu heilen. Die Erinnerungen kommen in einer Flut zurück, jede von ihnen so schmerzhaft und brennend wie eine frische Wunde. Es ist, als würde die Musik die Verbände, die ich um mein gebrochenes Herz gelegt hatte, abreißen und jeden Schnitt, jede Narbe wieder zum Vorschein bringen.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt