Chapter Fourty-One

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Die Zeit, sie gleitet lautlos und doch ohrenbetäubend an meiner brüchigen Seele vorüber, als wäre sie eine stille Zeugin meines Leidens, das sich paradoxerweise in endloser Starre manifestiert. Sie kriecht dahin, Sekunde um Sekunde, und dennoch ist es, als ob sie in einem grausamen Akt der Ironie eingefroren wäre – in dem Moment, als mein Leben seinen Glanz verlor.

Die Nächte sind zu einem endlosen Wirrwarr aus Dunkelheit und Wachheit verschmolzen. Schlaflosigkeit hält mich in ihren kalten Armen gefangen, und jedes Ticken der Uhr hallt in meinem Kopf wider wie ein Spottgesang auf verlorenen Frieden. Die Finsternis ist nicht länger nur die Abwesenheit von Licht; sie ist ein Gefängnis, das meine Gedanken umklammert und sie in einem zyklischen Abgrund aus Verzweiflung und Sehnsucht festhält.

Der Alkohol ist zu meinem traurigen Gefährten geworden, zu einem bitteren Trostspender, der das schneidende Gefühl der Einsamkeit betäubt, aber nie heilt. Seine brennende Wärme ist eine vorübergehende Linderung, ein vergänglicher Freund, der mich mit jedem Schluck weiter in die Abgründe meiner eigenen Zerrissenheit führt.

Seit Tagen, als wäre ich von einem unsichtbaren Faden gezogen, finde ich mich in der alten Bar wieder, dem Ort, der einst den Beginn von etwas Wunderbarem markierte. Hier, in diesem halbdunklen Refugium der Vergangenheit, haben Colin und ich uns das erste Mal gesehen, und ein Funke der Hoffnung entfachte in unseren Herzen ein Feuer, das zu brennen schien, als könnte es niemals erlöschen.

Doch jetzt zerreißt jeder Gedanke an diese vergangenen Tage mein Innerstes, so wie Salz in einer offenen Wunde brennt. Es ist eine zerstörerische Sehnsucht, die mich unablässig zu diesem Ort treibt, eine unkontrollierbare Sucht, die stärker ist als jede Vernunft, die mich in ihren Bann zieht und mich immer wieder zurückkehren lässt.

Mit schweren Schritten und einem Kopf voller Dunst betrete ich die Bar, die schwere Tür quietscht auf ihren Angeln. Sofort umgibt mich der vertraute, doch erdrückende Geruch von Alkohol, von Schweiß und dem beißenden Rauch, der in der Luft hängt. Eine Band, deren Namen mir ebenso unbekannt ist wie die Gesichter der Menschen um mich herum, füllt den Raum mit ihrer Musik, die die Wände zum Zittern bringt.

Ich schließe für einen Moment die Augen und erinnere mich daran, wie es war, als wir, Colin und ich, hier die Bühne beherrschten. Unsere Musik, unsere Leidenschaft, die die Menge anzog und die Bar zum Leben erweckte. Jetzt ist der Ruhm verblasst, der Applaus verhallt, und ich bin nur noch ein Schatten der Person, die ich einmal war, verloren in einem Meer aus vergangenen Träumen.

Nur mit dem Gedächtnis eines Stammgastes finde ich meinen Weg durch das Gewühl an den Tresen, an den Ort, der mir einst wie ein Thron erschien, von dem aus ich die Welt erobern wollte. Jetzt ist es nur noch ein Ort, an dem ich versuche, die Bruchstücke meiner Erinnerungen zusammenzuhalten, während ich die gute alte Zeit vermisse, die unwiederbringlich vergangen ist.

In einer abgeschiedenen Ecke der Bar, die mir ein Hauch von Privatsphäre inmitten des Trubels gewährt, lasse ich mich auf einen kleinen Zweisitzer nieder, der nur für mich und meine Gedanken Raum bietet. Die Kapuze meines verwaschenen Hoodies tief ins Gesicht gezogen, meine Finger in den zu langen Ärmeln versteckt, finde ich einen flüchtigen Zufluchtsort in der Anonymität meiner eigenen Verborgenheit. Ich starre in das tiefe Bernstein meines Whiskys, der in dem spärlich beleuchteten Raum schimmert und meine einzige Begleitung zu sein scheint.

Gläser klirren, Stimmen verschmelzen zu einem undeutlichen Klangteppich, doch ich höre nichts als das Echo der Erinnerungen, die mich mit jedem weiteren Glas Whisky fester umklammern und mich sanft, doch unaufhaltsam in die Vergangenheit ziehen – in eine Zeit, als Colin und ich die Welt vor uns hatten.

Die Band hat ihren Auftritt mit einer Leichtigkeit und einem Enthusiasmus gemeistert, der mir schmerzlich bekannt vorkommt. Der Applaus setzt ein, durchdringend und unerbittlich, und es ist, als ob jeder einzelne Klatschton ein weiterer Schlag gegen mein bereits zerbrochenes Herz wäre. Der Name Colin, der durch die Bar hallt, trifft mich wie ein Schlag, und die Tränen, die sich seit Stunden in meinen Augen stauen, verzerren meine Sicht zu einem wässrigen Nebel.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt