Chapter Five

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Bis in die tiefe Dunkelheit der Nacht hinein verweilte Logan an meiner Seite. Stunde um Stunde verging, während ich ihn und die komplexen Ebenen seiner Vergangenheit immer besser kennenlernte. Die Art, wie er sprach, die Geschichten, die er erzählte - alles trug dazu bei, ihn in meinem Herzen zu verankern.

In seiner Gegenwart verspürte ich eine Wiedergeburt meiner Lebensfreude, ein Gefühl, das ich lange Zeit begraben hatte. Es war seltsam, aber irgendwie spürte ich ein subtiles Gefühl des Vertrauens und der Sicherheit, das ich nie erwartet hätte. Es war wie ein sanfter Hauch, der mich einhüllte und mir die Gewissheit gab, dass ich nicht alleine war.

War es, weil er Colin in so vielen Aspekten so sehr ähnelte? Oder war es einfach nur seine Art, da zu sein, für mich da zu sein, ohne mich wirklich zu kennen? Er hatte keine Vorannahmen von mir, keine Erwartungen. Und doch war er da, in einer Welt, die so oft kalt und unnahbar schien, bot er mir Wärme und Geborgenheit. Die Dunkelheit der Nacht schien mit ihm weniger beängstigend, und ich fand in ihm einen unerwarteten Verbündeten in der Einsamkeit.

Mit einer Flasche edlen Weins fest in meiner Hand führt mein Weg mich zum Proberaum. Die Stille dort ist wie Therapie. Es ist an der Zeit, die Kontrolle zurückzugewinnen, die Realität zu akzeptieren und die Wunden zu heilen. Ich muss mich der bitteren Wahrheit stellen - Colin hat seine Entscheidung getroffen. Er wird nicht zu uns zurückkehren, wird nicht mehr an meiner Seite stehen und noch weniger an uns denken.

Worte überschwemmen meinen Geist wie ein unruhiges Meer und ich lasse sie fließen, lasse sie auf das weiße Blatt vor mir tropfen. Jedes Wort ist ein Stück von mir, ein Stück von uns, das ich freilasse.

Als ich nach unzähligen Stunden endlich das Ende erreiche, hat sich die Dunkelheit des Proberaums sich mit dem trüben Tageslicht vermischt, das durch das Fenster einfällt.

Ein weiterer regnerischer Tag hat begonnen - ein passender Hintergrund für die Melancholie, die meine Seele einhüllt. Doch trotz der Kälte und des Regens finde ich Trost und Stärke in der Musik, in den Worten, die ich auf das Papier gebracht habe. Es ist ein neuer Beginn, ein neuer Tag, um mich der Realität zu stellen und weiterzumachen.

Als ich einen Blick auf mein Handy werfe, sehe ich eine Nachricht von Logan. Sie werden den ganzen Tag im Proberaum verbringen.

Dieser Ort, der einmal mein Zufluchtsort war, ist zu einem Ort geworden, an dem ich nur schwer hingehen kann. Doch heute ist es anders, heute entscheide ich mich dagegen, in den Schatten der Vergangenheit zu weilen. Ich schließe die Tür auf und steige mutig hinab in den kühlen, vertrauten Keller.

Kaum betrete ich den Raum, bin ich von der vertrauten Atmosphäre umgeben. Sie proben, wie erwartet, und schauen überrascht auf, als ich mich schwer auf das alte, vertraute Sofa fallen lasse. "Goldstück!" Begrüßt er mich mit einem warmen Lächeln.

Logan, mit seiner Gitarre noch in der Hand, lächelt ebenfalls. "Was machst du hier?"

"Du hast mir doch geschrieben, dass ihr hier seid. Also, lasst uns gemeinsam proben!" Meine Worte klingen entschlossener, als ich mich fühle.

Adams lächeln verschwindet für einen Moment. Er steht von seinem Platz auf und kommt auf mich zu. "Bist du sicher, dass du das willst?" Seine Augen sind ernst, trotz des Lächelns auf seinen Lippen.

"Ja, bin ich mir, Surfer-Boy!" Ich greife in meine Tasche und ziehe den neuen Song heraus. "Es ist an der Zeit, der Welt zu zeigen, dass wir zurück sind. Besser, provokanter und leidenschaftlicher. Wir werden uns neu erfinden. Stärker und besser als zuvor."

Für einen Moment scheint Adam überrascht. Dann wendet er seinen Blick ab und kippt die halbe Flasche Bier in einem Zug hinunter. "Dann lasst uns anfangen."

Ich runzle die Stirn und beobachte ihn. Aber er weicht meinem Blick aus.

Ich frage mich, was er mir verheimlicht. Was verbirgt sich hinter diesem plötzlichen Wechsel in seinem Verhalten?

Die Sonne ist bereits hinter dem Horizont verschwunden und die Dunkelheit hat Einzug gehalten. Fynn hat sich bereits auf die kleine Couch zurückgezogen und schläft tief und fest. Adam hat sich in Colins ehemaliges Schlafzimmer zurückgezogen, einem Raum, der immer noch dessen unauslöschliche Spuren trägt. Währenddessen hält Logan mir in der Küche Gesellschaft, seine ruhige Präsenz spendet eine wohltuende Wärme.

Trotz der verstrichenen Zeit seit Colins Abgang bin ich immer noch in einen Kampf mit den Geistern der Vergangenheit verwickelt, die in jeder Ecke seiner Wohnung lauern. Sein Duft ist noch immer allgegenwärtig, als hätte er sich in jede Faser des Raumes eingenistet.

Logans Stimme zieht mich aus meiner Gedankenwelt. "Ja oder nein?" Fragt er.

"Was?" Sehe ich ihn verwirrt an.

"Speck mit Eiern?" Erwidert er mit einem verschmitzten Grinsen.

"Zum Abendessen?" Gebe ich grinsend zurück.

"Irgendwo auf der Welt ist es Frühstückszeit." Kontert er schelmisch und macht sich daran, die Eier aufzuschlagen. Dabei wirft er mir einen kurzen, prüfenden Blick zu. "Glaubst du, der Produzent wird deinen neuen Song mögen?"

"Ich hoffe es." Antworte ich und versuche, meine innere Unsicherheit zu verbergen.

"Ich muss dich noch etwas fragen." Fährt er fort, sein Tonfall ernster als zuvor.

Lächelnd schüttle ich den Kopf. "Na dann Schieß los."

"Dein Song... Willst du Colin damit zeigen, dass du mit ihm abgeschlossen hast?" Fragt er so direkt, dass ich kurz ins schleudern komme.

"Ja." Antworte ich entschlossen, meinen Kopf erhoben wie eine Königin.

"Was hat sich verändert?" Hakt er nach.

"Alles!" Ich starre stur auf die Wand, als könnte sie die Antwort auf alle Fragen liefern. "An dem Tag, als er die Band und mich verließ, veränderte sich alles. Ich wollte es nur nicht wahrhaben." Ich springe auf die Arbeitsplatte, um ihm bei der Zubereitung des Essens zuzusehen. "Ich liebe ihn, aber ich hasse ihn auch so sehr!" Ich greife nach seinem Bier und nehme einen großen Schluck. "Er bittet mich in seinem Song um Verständnis und dass ich nicht um ihn weinen soll." Ich ziehe die Mundwinkel nach unten und zucke mit den Schultern. "Okay... dann weine ich eben nicht mehr!"

"Und du glaubst, das ist der richtige Weg?" Sieht er mich eindringlich an.

"Es sind sieben Monate vergangen und er hat sich nicht einmal bei mir gemeldet. Nicht einmal, nachdem ich ihm betrunken auf die Mailbox gesprochen habe." Ich leere die Flasche und springe von der Arbeitsplatte. "Es ist an der Zeit, endlich an mich und an die Band zu denken." Ich greife nach dem Besteck und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer. "Beeil dich, ich habe Hunger."

Schwer lasse ich mich auf das Sofa fallen und atme tief durch. Ich muss zugeben, dass ich vielleicht etwas voreilig war. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Aber ich bin wütend. Wütend auf Colin, wütend auf mich selbst, solange gebraucht zu haben, loszulassen.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt