Chapter Four

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Die Dunkelheit umhüllt mich, als meine Hand zitternd nach der Flasche Wein greift. Die kalte Glasoberfläche fühlt sich vertraut an, während ich mit der anderen Hand Colins Nummer wähle. Ein dumpfer Klang erfüllt den Raum, als das Telefon zu klingeln beginnt, und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Der Druck in meinem Hals wird immer stärker, als würde eine unsichtbare Schlinge sich enger um mich legen.

Eine Welle der Enttäuschung durchströmt mich, als die Mailbox erklingt. "Hey! Erinnerst du dich noch an mich? Ich bin die, die du zurückgelassen hast." Leiere ich kaum verständlich.

Das Telefon gleitet aus meinen Fingern und fällt mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden.

Ich atme schwer aus, während die Realität der Situation langsam zu mir durchdringt. "Verdammt Raya, mach dir doch nichts vor! Er hat dich schon längst vergessen."

Mit wackligen Beinen erhebe ich mich, nur um über meine eigenen Füße zu stolpern. Der letzte Schluck Wein hinterlässt einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge, als ich mich müde ins Bett schleife. Die Dunkelheit umhüllt mich und ich sinke in einen unruhigen Schlaf, voller unerwiderten Sehnsüchten und unerfüllten Erwartungen.

Mit einem heftigen Pochen in meinem Schädel erwache ich. Meine Augen, noch müde und schwer von der kurzen Nacht, richten sich zu dem Fenster hin. Durch das kühle Glas hindurch sehe ich einen erbarmungslosen Regen, der auf New York hereinbricht. Donner grollt in der Ferne, während Blitze den grauen Himmel aufzucken lassen und ein scharfer Wind durch die verlassenen Straßen der Stadt fegt.

Noch halb im Schlaf taumle ich ins Badezimmer, als plötzlich ein lautes Klopfen an der Tür mich aufschreckt.

Nur in meiner Unterwäsche und mit halb geschlossenen Augen öffne ich die Tür und finde mich unerwartet Logan gegenüber. Mit einem schelmischen Grinsen mustert er mich von oben bis unten. "Hey." Begrüßt er mich.

Fluchtartig greife ich nach meinem Shirt, welches achtlos neben mir auf dem Boden liegt. "Was tust du hier? Haben wir Probe?" Frage ich überrascht und ziehe mir das Shirt an.

"Nein, ich wollte nur nachsehen, wie es dir geht." Entgegnet er vorsichtig.

"Weshalb?"

"Du sahst ziemlich erschöpft aus, als ich dich vor paar Tagen gesehen habe."

Ich mustere ihn nun ebenso von oben bis unten. Es muss ein langer Weg hierher gewesen sein. Vor meiner Tür hat sich bereits eine große Pfütze gebildet und seine Haare kleben nass an seinen Wangen.

Mit einem freundlichen Lächeln bitte ich ihn herein.

"Du hast es hier wirklich schön." Bemerkt er, als er einen Blick auf meine Wohnung wirft.

"Dankeschön! Fühl dich wie Zuhause." Antworte ich und mache mich daran, ein frisches Handtuch und ein trockenes T-Shirt für ihn zu holen.

Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, steht er bereits mit freiem Oberkörper vor mir. Seine Tattoos zeichnen sich deutlich auf seiner Haut ab und lassen seine Muskeln noch eindrucksvoller wirken.

Und ich kann nicht anders als ihn anzustarren.

Mit einem Kopfschütteln reiße ich mich aus meiner Starre und reiche ihm die Sachen. "Hier."

Während er sich abtrocknet, bereite ich uns einen warmen Tee vor und setze mich neben ihn auf die Couch. "Fühlst du dich schon etwas besser?" Fragt er so vorsichtig, dass ich schmunzeln muss.

"Naja, ich versuche alles Mögliche, um irgendwie mit dem Schmerz klarzukommen."

Plötzlich schießt ein Gedanke durch meinen Kopf und ich greife hastig nach meinem Notizblock, kritzele etwas darauf und lege es wieder auf den Tisch.

"Was war das denn?" Fragt er neugierig.

"Mir ist gerade eine Idee für einen neuen Song gekommen."

"Aha, also bist du das kreative Gehirn der Band?"

"Seitdem Colin gegangen ist und dann auch noch Doris, ja." Sehe ich traurig weg.

"Das ist sicherlich nicht leicht für dich, oder?"

"Ganz und gar nicht, es zehrt an mir wie ein hungriger Dämon. Alles brach in nur wenigen Minuten zusammen." Sehe ich betrübt auf meine Tasse.

"Adam kann auch nicht abschalten. Wir haben gestern die Probe ausfallen lassen. Er hat sich Colins Song angehört und ist dann einfach abgehauen."

"Ihr hattet Probe? Aber warum habt ihr mir nicht bescheid gegeben?"

"Adam meinte, du brauchst etwas Zeit für dich."

Ich nicke kaum sichtbar.

Auch Adam konnte sich nie Colins Song anhören. Zu sehr war er auf seinen besten Freund wütend und hat ihn verflucht, als er ihm und Doris seine Entscheidung mitgeteilt hat.

"Er hat so gut es ging versucht, die Band zusammenzuhalten. Alles, was ihm Kraft gab, hat ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, verlassen. Wir hatten nur noch uns." Sage ich nachdenklich und könnte schon wieder in Tränen ausbrechen.

"Darf ich dich etwas Persönliches fragen?"

"Sicher!"

"Glaubst du noch an eure Band?"

Für einen Moment schweige ich, dann sehe ich ihn tief in die Augen. "Ja! Als Fynn und du zu uns gestoßen seid, habe ich neue Hoffnung geschöpft. Ich glaube so sehr daran, dass ich noch am gleichen Tag die Band Bloody Night verlassen habe, um all meine Energie in diese Band zu stecken. Naja, und ich hatte endlich einen weiteren Grund, endlich gehen zu können. So muss ich Doris noch weniger in meiner Gegenwart ertragen." Lächle ich ihn an. "Ich weiß, wir brauchen weder Doris noch Colin, um erfolgreich zu sein."

Er sieht mich erleichtert an und lächelt. "Wenigstens einer von euch glaubt an die Band."

Fragend sehe ich ihn an. "Was meinst du?"

"Ich will nichts Falsches sagen, aber ich hatte gestern das Gefühl, dass Adam die Entscheidung, die Band wieder aufleben zu lassen, irgendwie bereut."

Nicht nur ihm ist es also aufgefallen! Auch ich hatte vor zwei Tagen, als ich mit ihm sprach, das Gefühl, dass er plötzlich anders war und meinen Fragen zum weiteren Vorgehen ausgewichen ist.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt