Chapter Twenty

551 35 4
                                    

Das letzte Licht der untergegangenen Sonne ist längst vom endlosen Nachthimmel verschluckt worden, als ich endlich bei mir zu Hause ankomme. Der kühle Abendwind streicht durch meine Haare, während ich den Schlüssel in das Schloss meiner Haustür stecke. Gerade als ich den Schlüssel umdrehe, durchbricht eine Stimme die nächtliche Stille. "Du wolltest Anrufen." Hallt es aus der dunkelsten Ecke des Vorgartens, und eine Gestalt tritt ins fahle Licht der Straßenlaterne. Es ist Colin, seine Hände tief in den Taschen seiner abgetragenen Lederjacke vergraben.

"Ich hätte mich noch gemeldet." Entgegne ich ihm und sehe in seine Augen, die im Halbdunkel fast schwarz wirken.

Er lehnt sich lässig an die kleine Steinmauer neben der Haustür und mustert mich mit einem durchdringenden Blick. "Warum lügst du?" Fragt er mit einer Stimme, die eiskalt und doch irgendwie verletzlich klingt.

Bevor ich ihm antworten kann, öffnet sich die schwere Holztür mit einem leisen Knarren und Logan steht im Türrahmen, seine Augen von Zorn gezeichnet. "Alles okay?"

"Ja!" Erwidere ich schnell, doch die Spannung zwischen den beiden Männern ist mit Händen zu greifen.

"Du bist auch überall!" Knurrt Colin genervt.

"So sieht's aus!" Sieht Logan selbstsicher zu ihm.

"Kannst du deinen Hund bitte zurück ins Haus schicken?" Fordert Colin arrogant und richtet sich zu seiner vollen Größe auf.

Bevor ich eingreifen kann, stehen sie sich schon Kopf an Kopf gegenüber, wie zwei Hirsche, die um ihr Territorium kämpfen.

"Hört auf!" Rufe ich seufzend. Ein schwacher Versuch, den eskalierenden Streit zu schlichten.

"Wann verstehst du, dass sie kein Interesse an dir hat?" Entgegnet Logan scharf.

"Und das glaubst du?" Schmunzelt er.

Ich dränge mich zwischen sie und sehe zu Logan auf. Ich erzittere, als ich Colins warmen Atem in meinem Nacken spüre. "Ich komme gleich nach." Verspreche ich.

"Okay!" Spannt er sich an, und wirft Colin noch einen warnenden Blick zu, bevor er sich umdreht und ins Haus geht.

Die schwere Holztür schließt sich mit einem leisen Knarren hinter ihm.

Ohne Colin anzusehen, murmele ich angefressen: "Du hast fünf Minuten!"

"Komm mit mir." Sagt er und läuft los, in Richtung des nahegelegenen Strandes.

Am Ufer des Meeres bleibt er stehen und betrachtet die Wellen, die sich sanft am Strand brechen. Das Mondlicht spiegelt sich auf der Oberfläche des Wassers. Ich bleibe ein paar Schritte hinter ihm stehen und betrachte seine Silhouette, die sich gegen den hellen Horizont abzeichnet. "Es tut mir leid." Flüstert er leise, fast so, als würde er mit den Wellen sprechen.

"Es ist zu spät für ein - es tut mir leid."

"Logan und du... seid ihr-" Fragt er und dreht sich zu mir um, sein Gesicht nur schwach vom Mondlicht erhellt.

"Nein."

"Dann ist es noch lange nicht zu spät." Umspielt ein leichtes Lächeln seine Lippen.

"Hör zu, Colin. Du meldest dich monatelang nicht. Dann lasst ihr mich alle im Stich. Wieder vergeht eine lange Zeit und dann steht ihr plötzlich auf der Bühne vor mir."

"Und mit all dem hast du recht."

"Ich fühle mich verraten und ausgenutzt. Im Stich gelassen als ich dich am meisten gebraucht habe!"

"Das war nie meine Absicht. Noch wollte ich dir so sehr wehtun." Sagt er leise, fast flüsternd. Als er sich vor mich stellt, ist es wie am ersten Tag. Ich kann kaum atmen, mein Kopf ist ein einziges Chaos. "Ich hätte nie gehen dürfen. Dich nie verlassen und allein lassen sollen. Das weiß ich jetzt."

Ich spüre, wie sich mein Herz zusammenzieht, als er meine kalte Hand in seine warme legt. "Ich wollte immer nur dich, Kätzchen."

Ich ziehe meine Hand von ihm weg, als würde sie verbrennen. "Du kannst nicht einfach in mein Leben kommen und mir solche Sachen sagen!" Sehe ich ihn wütend an, und Versuche meine Tränen zu unterdrücken. "Ich muss gehen." Drehe ich mich um und will zurück in mein Haus, in meine sichere kleine Welt. Alles ist so durcheinander, so verwirrend.

"Ich liebe dich, Saraya!" Ruft er mir verzweifelt und flehend nach.

Wie ein Stich ins Herz bleibe ich stehen.

"Ich habe dich immer geliebt!"

"Hör auf, Colin!" Sehe ich ihn an.

"Lass es mich dir beweisen, dass ich all das ernst meine." Greift er erneut nach meiner Hand.

"Wie willst du es beweisen? Es ist zu spät! Du hast deine Entscheidung damals getroffen und ich habe es akzeptiert." Ziehe ich meine Hand aus seiner. "Ich habe endlich einen Weg gefunden mit all dem was passiert ist, klarzukommen."

"Geh mit mir aus. Lerne mich erneut kennen." Sieht er mich flehend an.

Ich bleibe stumm und beiße mir nervös auf die Unterlippe, während ich seine Worte überdenke.

"Ich bitte dich. Ein Date! Nur wir beide. Und wenn du dann immer noch sagst, du willst mich nicht mehr sehen, dann gehe ich. Für immer." Seine Hände legen sich sanft auf meine Wangen, was mir den Boden unter den Füßen wegzieht. "Bitte!"

Ich nicke zögernd. "Okay! Ein Date!" Stimme ich schließlich zu und löse mich aus seiner Wärme um zu gehen.

"Du wirst es nicht bereuen." Ruft er mir nach.

Als ich ins Haus gehe und mein Zimmer betreten will, kommt Luisa auf mich zu. Ihre Augen sind vor Neugier weit aufgerissen. "Und?"

"Nichts!" Erwidere ich knapp.

"Komm schon!" Drängt sie, und ihre Neugier ist kaum zu übersehen.

"Wir werden uns auf ein Date treffen."

Mit großen Augen sieht sie mich an, als könnte sie meine Worte kaum glauben.

"Bitte sag Logan davon nichts." Bitte ich sie. "Ich will kein weiteres Öl ins Feuer kippen."

Sie nickt zustimmend.

"Danke." Lächle ich und schließe die Tür hinter mir.

Mit dem Song von Colin in den Ohren lasse ich mich auf mein Bett fallen und starre an die Decke. Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, ihm eine weitere Chance zu geben. Aber ich muss für mich selbst herausfinden, ob ich es wirklich akzeptiert habe und weiterhin auch ohne Colin leben kann.

Is It Love - ColinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt