7.Kapitel

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Der Abschied fiel mir schwer. Noch immer war ich gerührt von der kleinen Taschenuhr, die sich nun an meine Haut schmiegte, sie war angenehm warm von dem Licht in ihr. „Jetzt geh schon und mach dir ja keine Sorgen!", beschwichtigte meine Mutter mich, doch die Tränen, die in ihren braunen Augen glitzerten, verrieten sie. „Okay, Ma. Pass gut auf Lisa auf!", flüsterte ich in ihr rechtes Ohr und löste schweres Herzens die Umarmung. Ich winkte ihr noch einmal zu, ehe ich in die schlichte Kutsche stieg, die vor unserem Haus stand.

Die Kutsche war außen in einem schlichten Dunkelbraun gehalten, das Interieur war jedoch etwas luxuriöser. Die Bänke auf beiden Seiten waren mit rotem Samt überzogen und in der Mitte war unter dem kleinen Fenster ein Tisch angebracht. Ich setzte mich in Fahrtrichtung und zog die roten Samtvorhänge zur Seite, um die vorüberziehenden Häuser zu beobachten, mein Koffer hatte ich auf die Bank gegenüber gehievt. Die Tür wurde zugemacht und ein Ruck ging durch das Gefährt, ehe es sich endlich bewegte. In Richtung neuer Welt.

Ich hatte das Gefühl, zum ersten Mal im Leben komplett alleine zu sein. Abgeschottet von der Außenwelt aber auch abgeschottet vom Leben im Palast. Lauren schien wie ein Schatten, immer da, aber nichtssagend. Die Kutsche hielt und die Tür wurde geöffnet, durch die ich mich mit dem Koffer in der Hand zwängte. Ein Soldat in blauer Uniform nahm diesen gleich wieder ab und ging mit zügigen, perfekt kalkulierten Schritten in Richtung riesiger Marmortreppen, die zum Eingang des Palastes führten, der von einem großen Marmoradler bewacht wurde, wessen gigantische Schwingen schützend darüber ausgebreitet hatte. Vor seinem Körper befand sich eine Schriftrolle, die im Wind geflattert haben musste und dann mitten in der Bewegung einfach versteinert sein musste, sie wirkte mit dem Adler sehr real. Außerdem konnte ich den lateinischen Satz auf dem marmornen Papier entdecken, wusste aber nicht, was er bedeutete.

Es wunderte mich, dass es so still war. Ich konnte keinerlei weitere Kutschen entdecken und die zwei Soldaten, die jeweils eine Seite des Eingangs flankierten, standen so still, dass man sie glatt für Statuen halten konnte. Beide waren gleich groß, hatten einen langen, spitzen Speer in der Hand und trugen die typischen, blauen Uniformen mit den goldenen Verzierungen auf der Jacke. Das einzige, was Hörbar war, war das Rauschen der Blätter im Wind und meine Schritte, die auf dem breiten Kieselsteinweg knirschten. Eine Windböe traf auch mich und  blies nicht gerade sanft mein Haar in mein Gesicht, während hinter mir die gigantischen Baumkronen der alten Eichen anklagend heulten. Es würde Regnen.

Ganz langsam schwangen die massigen Torflügen auf und erlaubten mir die Sicht auf das, was mich hinter ihnen erwartete. Königsblauer Teppich, weiße, marmorne Säulen und gordene Ornamente an der Decke und dem oberen Teil der Säulen. Zwischen zwei Säulen stand eine etwas ältere Frau. Groß, ihr blondes Haar zu einem strengen Dutt geformt, einen streng verzogenen Mund und sturmgraue Augen, die mich abschätzend musterten.

Sie ging auf mich zu und das Klackern ihrer kleinen Absätze hallte an den Säulen wieder. Vor mir blieb sie dann stehen und ihr Gesicht zog sich plötzlich zu einem der wärmsten Lächeln, welches ich je gesehen hatte. „Alva, nicht war?", stellte sie mit femininer Stimme eher fest, als zu fragen. „Ja.", sagte ich trotzdem, was sie mit einem Nicken entgegennahm.

„Ich bin deine Zofe hier im Schloss, nenn mich ruhig Maria.", bot sie an und sofort war sie mir sympathisch. „Okay, Maria.", bestätigte ich froh. „Ich werde dich als Erstes in dein Zimmer führen, der Koffer befindet sich schon dort. Bitte folge mir.", erklärte sie und wir begannen, loszugehen. Hinter der Säulenreihe tat sich ein riesiger, enorm hoher Saal auf. Die Decke war eine Glaskuppel, durch die das Licht der Abendsonne brach und der Boden war aus cremeweißen Marmor. Gegenüber vom Eingang befanden sich Stufen, die zu einem gold verzierten Tor führten und von marmornen Statuen flankiert waren, die sogar größer als ich waren. Wahrscheinlich der Thronsaal. Stattdessen steuerten wir die rechte Treppe an, die aussah, als wäre sie von der Linken kopiert worden. Nervosität machte sich in mich breit.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt