24.Kapitel

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Nach dem ausgiebigen Frühstück beschloss ich, Karl und Amir besuchen zu gehen. Ich zog dieses Mal etwas Praktischeres an, eine weite, schwarze Hose und ein recht enges, cremeweißes Top mit dünnen Trägern und goldenen Rändern. Meine Haare band ich mit einer passenden, goldenen Schnur zu einem Pferdeschwanz.

Flink eilte ich durch die Gänge bis zur Eingangshalle mit den drei marmornen Treppen, und eilte behände eine hinunter, meine Schritte hallten verloren in der riesigen Halle wieder.

Die Soldaten am Schlosseingang grüßte ich flüchtig und ging so normal wie möglich den Weg zum Schlossgarten entlang, bis die Hecke, die den Schlossgarten umschloss, mich verdeckte. Fröhlich summend nahm ich wieder erwas an Geschwindigkeit auf und grüßte ebenfalls die vereinzelten Gärtner, die an den Hecken und Blumenbeeten bereits so früh arbeiteten. Sonst genoss ich ja gerne die Sicht von wunderschönen Blumen, umringt von zarten Schmetterlingen und leise summenden Bienen, doch ich hatte heute eine Ziel.

Ich wusste dieses Mal besser, wie man das Tor aufbekam. Der Geruch nach Stroh und Pferden drang in meine Nase und leises Schnauben in die Ohren. Und Heu, welches bewegt wurde. Mein Verdacht bestätigte sich, Karl mistete gerade die Boxen aus, die Pferde musste er davor auf die Koppel gegenüber gebracht haben. Er trug nicht mehr ganz so saubere Latzhosen und darunter ein olivgrünes Shirt, die Hose hatte er hochgekrempelt und trug seine schwarzen Stiefel.

Kurzerhand beschloss ich, ihn heute zurückzuerschrecken, also schlich ich mich von hinten mit angehaltenem Atem an ihn heran. Karl bemerkte nichts, sondern pfiff nur fröhlich die Landeshymne vor sich hin und ging brav seiner Arbeit nach. Ohne ein Wort zu sagen ergriff ich seine Schulter und musste lachen, als dem armen Jungen ein nicht gerade jungenhafter Schrei entfuhr und er die Mistgabel entsetzt fallen ließ, irgendwie tat es mir schon leid, irgendwie auch nicht.

„Alva!", entfuhr es ihm entrüstet, als er sich vom Schrecken erholt hatte, lachte aber letzendlich mit. Ich deutete auf den über den Steinboden verteilten Mist, welchen Karl vor Schreck mit der Mistgabel zerstreut hatte. „Komm, ich helfe dir, das schulde ich dir!", sagte ich und ehe Karl sich beschweren konnte, schnappte ich die Mistgabel und führte mit dem fort, womit der Stalljunge aufgehört hatte.

„Danke für deine Hilfe, so ging es viel schneller.", meinte Karl verlegen und kratzte sich am Hinterkopf, ich winkte nur grinsend ab. „Sag es bloß nicht laut, sonst erfährt jemand noch das schmutzige Geheimnis dieser Lady!", kommentierte ich und Karl legte spielerisch erschrocken einen Finger auf die Lippen. „Diesem Mund wird kein Wort entschwinden!", versprach er. Dankbar nickte ich.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt