„Wir klettern auf deinen Balkon." „Okay."
Der Beschluss stand fest und so endeten wir, an einem Regenrohl hochzuklettern, welches unter einer Schicht an Efeu versteckt lag. Eugene hatte wirklich nicht zu viel versprochen, dass er sich gut auskenne. Zum Glück hatte ich vor so einer Aktion keine Angst.
Es wurde einfacher, sobald ich nach den Stäben des Balkons greifen konnte und mich hochhangelte. Schnell ließ ich mich über das verschnörkelte Geländer fallen, ehe ich mich wieder dem Abgrund zuwandte und Eugenes Hand packte, um ihn hochzuziehen. Er stieß ein erleichtertes „Danke" aus und atmete erstmals tief durch, klettern war wohl nicht so sein Ding.
„Ich sollte mich eher bei dir bedanken für die Sache vorhin.", meinte ich niedergeschlagen und öffnete die hohe Balkontür, in dessen Rahmen er stehen blieb, auf mich herabblickte und schließlich die Hand hob, um mir über das Haar zu streichen. „Kein Problem, jeder hat vor irgendetwas Angst.", winkte er sanft lächelnd ab. Ich nickte etwas aufgeheitert und folgte ins helle Rauminnere, welches nach diesem Tag-oder besser gesagt: Abend- sehr einladend war.
Etwas müde ließ ich mich auf einen der zwei Ohrensessel fallen, Eugene beanspruchte den anderen, auch er sah nicht gerade kalt gelassen aus. „Was für eine Nacht...", hörte ich ihn leise vor sich hin murmeln, dann grinste er mit halb geschlossenen Augen. „Lass uns morgen wieder Sterne anschauen." „Fein."
Kurz blieben wir andächtig still, ehe der Prinz wieder das Schweigen brach. „Weshalb hattest du vor den Wachmännern solche Angst?", fragte er und ich schwieg kurz nachdenklich, ehe ich meinen Mund öffnete. „Nun ja...", stammelte ich, doch er hob eine Hand und unterbrach mich mit verständnisvoller Stimme: „Du musst mir nichts erzählen, ich kann es verstehen." Ich schluckte und sah auf meine Hände, irgendwie hatte ich das Bedürfnis, es los zu werden.
„Es waren mal ein paar im Vorort, in welchem ich gelebt habe. Jemand hat in der Nähe unseres Hauses von jemandem gestohlen, natürlich musste dann die Umgebung abgesucht werden. Ich war damals fünf Jahre alt und meine Mutter nicht zuhause, als um die 10 Wachmänner an der Tür geklopft haben. Ich habe nicht aufgemacht, meine Mutter hatte mir damals, als ich noch zu klein war, gesagt, ich solle niemals öffnen. Stattdessen habe ich mich vor Angst im Kleiderschrank versteckt, was nicht gerade die beste Idee war. Jedenfalls haben sie die Haustür eingebrochen und ich habe nur die vielen, schweren Schritte gehört, bis sie mich im Schrank gefunden haben."
Ich verstummte, es war wie im Horrorfilm gewesen, die dunkle Silhouette im Mondlicht, das langgezogene Quietschen der hölzernen Tür und die dunklen, harten Augen, die mich stechend im Fokus hatten, sodass mir bewusst geworden war, dass diese Männer keine Gnade hatten.
Ich schüttelte den Kopf und riss mich aus meinen Gedanken, um flüchtig dem eisblauen Blick zu begegnen. Ein Hauch von Mitleid war in seinem Blick und als er den Mund aufmachen wollte, winkte ich ab. „Schon gut, lass uns über etwas anderes reden.", meinte ich schief lächelnd und Eugene nickte einverstanden.
Irgendwann war es an der Zeit, sich zu verabschieden, was wir schelmisch grinsend taten und einige Dinge versprachen, die wir unternehmen würden. Das aufgeregt kribbelnde Gefühl war nun einem warmen Gefühl der Zufriedenheit gewichen und ich konnte den morgigen Tag schon gar nicht mehr erwarten. Irgendwie hatte der Abend mit ihm... Spaß gemacht.
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The Maid and the Crown
Fiksi Penggemar(Old) Durch ihre Mutter und beste Freundin schafft es Alva in die Vorrunde des wohl beliebtesten Selektionsverfahren des ganzen Landes- ungewollt, natürlich! Anfangs klammert sie sich noch verzweifelt an ihre Überzeugung, sowieso früh rauszufliegen...