Ich war wie festgefroren, mein Kopf schrie, dass ich lieber einen Schritt zurückmachen sollte, doch mein Herz sagte mir etwas anderes. Wie hatte meine Mutter immer gesagt, folge deinem Herzen? Tief atmete ich durch und schloss meine Augen, während meine Hände fast schon automatisch nach ihm suchten.
Ich hatte mir den Kuss anders vorgestellt. In den Büchern, die mir Lauren immer aufzwang, stand immer, dass sich beide Hauptcharaktäre fast schon auffraßen, doch dies war anders. Er war anders. Eugene war sanft und vorsichtig, als hätte er Angst, er wäre zu rücksichtslos auf meine Gefühle. Niemals hatte ich so eine samtweiche Seite von ihm erwartet, nein, ich hatte ihn anders eingeschätzt, ein Mann mit großer Verantwortung auf den Schultern und nicht wirklich interessiert an Mädchen. Und doch hatte er es geschafft, Gefühle in mir zu wecken, von denen ich nicht mal gewusst hatte, dass sie existierten.
Entschlossen legte ich meine Arme um seinen Hals und ließ es zu, als er seine um meine Taille schlang und mich näher drückte. Innerlich blühten Blumen auf einer imaginären Wiese und ein Vogel zwitscherte, während tausende Schmetterlinge in der sanften Brise seiner Umarmung tanzten, und ich vergaß fast komplett, wo und wer ich war. Ich verstand endlich.
Irgendwann mussten wir beide in die Nacht zurückkehren, mit den Sternenhimmel wachend über uns. In Eugenes Augen glitzerte das Licht, welches vom Pavillon ausging, und noch etwas anderes. Ich sah ihn einfach nur stumm an und freute mich innerlich, dass niemand von uns vorhatte, den anderen loszulassen. Danke.", flüsterte der Mann schließlich. Wofür?", flüsterte ich zurück, ängstlich, die Atmosphäre in irgendeiner Weise zu ändern. Danke, dass du mich akzeptierst.", erklärte er und ich musste schmunzeln. Wie konnte Eugene der Thronfolger des Landes sein, mit seiner noch immer leicht ungläubigen Miene und den hoffnungsvollen Augen, die vor Ernsthaftigkeit leicht geweitet waren. Du bist niedlich.", wisperte ich und lächelte das echteste Lächeln, welches ich jemals hätte lächeln könnte.
Ich hakte meinen kleinen Finger in seinen ein, als wir zum Pavillon gingen, während ich vor Nervosität fast mein ganzes Leben hinterfragte. Er zog nicht seinen Arm weg, also war es okay für ihn, oder? Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich kannte ihn genauso wenig wie mich selbst. Ich sah an unseren Händen seinen Arm hoch zu seinem Gesicht, er trug ein tiefes Lächeln auf seinen Lippen und sah auf den Pavillon vor uns. Schnell sah ich wieder mit klopfendem Herzen weg und strich mit der freien Hand mein Kleid glatt, welches vom Liegen ein paar Falten bekommen hatte. Noch nie war ich so zerstreut wie in dieser Nacht, war das der Effekt von Liebe? Was waren wir jetzt überhaupt? Ein Paar? Ich biss mir auf die Unterlippe und ruinierte den sowieso schon etwas verschmierten, dezenten Lippenstift, den mir Maria mit einem mütterlich stolzen Lächeln aufgezwungen hatte.
Der Moment ist gekommen... Endlich! Irgendwie kam mir das jetzt plötzlich vor, aber dem Warten muss schließlich auch irgendwann ein Ende gesetzt werden.
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The Maid and the Crown
Fanfiction(Old) Durch ihre Mutter und beste Freundin schafft es Alva in die Vorrunde des wohl beliebtesten Selektionsverfahren des ganzen Landes- ungewollt, natürlich! Anfangs klammert sie sich noch verzweifelt an ihre Überzeugung, sowieso früh rauszufliegen...