35.Kapitel

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Ich wusste nicht, wie lange wir dagelegen waren, doch mein Inneres sagte mir, dass es Zeit war, zu gehen. Langsam richtete ich mich auf und strich meine Haare glatt, auch Eugene hatte sich aufgerichtet und sich gesammelt. Gemeinsam gingen wir zu unseren Pferden und saßen auf, ehe wir die Zügel locker in die Hand nahmen und losritten, dabei schlugen wir ein langsameres Tempo ein, um für sich die Wunder der Natur nachwirken zu lassen, so geheimnisvoll, sodass nicht mal der Mensch das Geheimnis begreifen konnte. Doch musste der Mensch immer alles begreifen und wissen?

Amir und van Herpen trotteten gemächlich in ihre Boxen, die beiden waren müde vom vielen Laufen und noch dazu der späten Zeit. „Jetzt beginnt erst der richtige Spaß!", flüsterte Eugene mir zu, sobald wir den Stall verlassen hatten. „Wie meinst du das denn?", wisperte ich zurück, dann schüttelte ich peinlich berührt den Kopf. „Klar, es wird ein Spaß, von den Palastwächtern zu entkommen.", änderte ich meine Aussage, Eugene grinste nur spielerisch. „Folge mir einfach und mach mir nach, keine Angst, ich kenne diesen Palast in und auswendig, so wie die Leute und gewisse Abläufe." Ich schluckte aufgeregt und nickte eifrig. „Aye aye!"

Flink liefen wir die Wege entlang und stoppten an jeder Ecke, um nach Geräuschen zu lauschen und uns zu vergewissern, dass die Luft rein war. Ich war erstaunt, wie anders doch die Welt aussah, wenn sie ihr nächtliches Kleid trug, irgendwie war es auch unheimlich. Plötzlich hörten wir schwere Schritte auf uns zukommen und ich wagte nicht, zu atmen, während ich der schlanken Silhouette hinter einen Busch folgte. Ängstlich kniff ich meine Augen zusammen und legte meine Hände auf die Ohren, ein Piepen ging durch meinen vor Schreck leeren Kopf.

„Alva!" Dumpf drang mein Name in meine Ohren und ich öffnete ein Auge, um Eugenes Gesicht zu erblicken. „Alva, es ist alles gut, der Wachmann ist vorbei.", beruhigte er mich und ich atmete zitternd aus, die Panik war noch immer in jedem einzelnen Faser meines Körpers präsent und schärfte meine Sinne, sodass ich schon bei einem knackenden Ast zusammenzuckte.

Warme, große Hände griff nach meinen und bargen sie in ihnen, etwas überrumpelt blinzelte ich sie an. „Alva!" Mein Kopf fuhr hoch und mit großen Augen starrte ich in die vom Prinzen, welcher mich besorgt anblickte. „Hast du Angst?", fragte er sanft und ich schluckte nervös, zu leugnen half nicht. „Ja.", hauchte ich schließlich und mein Gegenüber nickte verstehend. „Hör zu, diese Wachmänner können dir nichts tun, ich habe hier schließlich das Sagen. Ich kümmere mich um sie, also habe keine Angst, ich lasse dich nicht zurück." Ich nickte tapfer und wir standen auf, um das nächtliche Abenteuer fortzusetzten. Was half es auch, ich wollte heute noch ins Bett.

Der warme Druck seiner Hand beruhigte mich und ich versuchte, mich nur auf diese Wärme zu konzentrieren, so musste ich den Rest nicht mitbekommen. Nur ein weiter Wachmann kreuzte unseren Weg und Eugene zog mich hinter eine Säule. Er legte seine Arme um mich und drückte sanft meinen Kopf gegen seine Brust, sodass ich nichts sehen musste und nur seinen Herzschlag hörte, welcher trotz seiner Überzeugung, keine Angst zu haben, schnell schlug. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit.

Erleichterung durchflutete mich, als wir das trotz der späten Uhrzeit hell erleuchte Schloss erreichten. Wir setzten uns ins Gras und lehnten uns etwas außer Atem gegen die angenehm kühle Mauer. Ich sah auf unsere verschränkten Finger und wir ließen schnell die Hand des anderen los, ich bildete mir ein, dass seine Wangen winen rötlichen Ton annahmen, musste wohl an dem Adrenalin liegen, welches nun langsam ausklung.

„Wie gehts jetzt weiter?"

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt