13.Kapitel

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Es wurde Zeit, wieder in das Schloss zu gehen, denn der dritte Gong war ertönt. Schade, denn der Garten war wirklich ein Paradis und in der morgentlichen Sonne glitzerten die weißen Marmorwände des Schlosses traumhaft schön. Die Linanblume legte ich auf die Bank, ehe ich den weißen Steinweg zurück zum Eingang hastete.

Energisch ging ich den Steinweg entlang, als ich plötzlich gegen etwas Großes stieß. Vor Schreck taumelte ich zurück und schaffte es, dabei über die eigenen Füße zu stolpern und auf den Boden zu fallen. Ich sah an dem Hinderniss hoch und erschrak, wenn man schon vom Teufel selbst sprechen musste.

„Miss Alva, was machen Sie denn hier?", kam es vom Prinzen, weshalb musste ich von allen Leuten ausgerechnet auf den Prinzen treffen, noch dazu am Morgen? „Dasselbe wie Ihr, Eure Majestät.", gab ich nervös zurück und ignorierte die Hand, die er ausgestreckt hatte, aufstehen konnte ich immer noch selber. Außerdem war mir diese Situation höchst unsympathisch, sie wirkte wie von einem Märchen, wo das Mädchen, nachdem der Prinz sie gerettet hatte, diesem nur so an den Hals sprang. Ich musste von niemanden gerettet werden.

Ich erntete eine hochgezogene Augenbraue. „Bis zum Frühstück, Eure Majestät, ich entschuldige mich jetzt.", sagte ich schnell und machte einen Knicks, ehe ich an einem verdatterten Prinzen vorbeirauschte. Das mochte zwar etwas unhöflich sein, doch ich musste jegliche Annäherungsversuche verhindern, um sicher zu bleiben.

Es war sowieso unwarscheinlich, dass der Prinz auf ausgerechnet mich stehen würde, wenn es so viele andere Teilnehmerinnen gab, die alle ein gutes Herz hatten, doch ein kleiner, trotziger und unverschämter Teil in mir forderte spezielle Maßnahmen. Man wusste ja nie, flüsterte mir eine kleine Stimme zu und deshalb beschloss ich, jede einzelne Situation, die eintreffen könnte, zu verhindern.

Es schien, als ob die anderen Teilnehmer gestern abend erst begriffen hatten, wo sie waren. Jetzt trugen sie alle, Lauren inkludiert, pompöse Kleider mit aufwendiger Verarbeitung und Stickereien, hatten perfekt gestylte Haare und trugen etwas auffälligeres Make-up. Ein kleiner Teil in mir nagte, dass ich mich ebenfalls hätte viel mehr aufhübschen sollen, doch verbissen kämpfte ich gegen diesen hinterhältigen Gedanken an. Jetzt konnte ich sowieso nichts mehr ändern also würde es auch nichts bringen, sich unwohler zu fühlen, als ich es schon tat.

Es wurde gegessen, sobald der König den ersten Bissen genommen hatte, über das traumhafte Schloss und den superheißen Prinzen geschwärmt und aufgestanden, nachdem die Königsfamilie den Saal verlassen hatte. Maria wartete bereits draußen auf dem Gang auf mich und ich verabschiedete mich von meiner besten Freundin, die mit einem anderen Mädchen sich unterhielt.

Maria informierte mich, dass die erste „Erziehungsstunde zur Königin" nach dem Mittagessen in der Bibliothek stattfinden würde und meine Laune, die sich seit dem Essen erheblich gebessert hatte, sank wieder. Die einzige Erleichterung war, dass die erste Aufgabe erst in einer Woche zu lösen war.

Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich konnte einfach nicht anders, als mich zu fragen, was wohl zu bewältigen gelten würde. Ein schriftlicher Test über die Geschichte des Königreiches? Oder doch eine praktische Aufgabe wie Kochen oder einen Kuchen backen. Nein, das klang einfach nur lächerlich, immerhin gab es zum Kochen und Backen die Bediensteten in der Schlossküche und eine zukünftige Königin sollte sich ja nicht die Hände schmutzig machen. Ich würde es früh genug erfahren. Außerdem musste ich erstmal diese „Erziehungsstunde zur Königin" überleben.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt