73.Kapitel

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Am Abend klopfte es wieder an meiner Balkontür, doch dieses Mal in einem bestimmten Tempo. Ja, wir hatten uns tatsächlich ein Morsezeichen ausgedacht. Mit einem breiten Grinsen öffnete ich die Balkontür, wenn auch etwas vorsichtiger als zuvor. "Sternchen!", flüsterte Eugene lächelnd, während er durch die Tür schlüpfte und diese ebenso schnell schloss, ich beobachtete ihn nur, während mein Herz warm wurde.

Der Kronprinz riss mich in eine stürmische Umarmung und ich konnte mir ein überraschtes Quieken nicht verkneifen, als meine Füße den Boden nicht mehr berührten und sich mein Sichtfeld im Kreis drehte. Ich spürte seine warme Wange an meine gepresst, als ich meine Arme ebenfalls um ihn legte, wenn auch etwas vorsichtiger, doch in diesem Moment war ich überglücklich. Am Liebsten wäre ich laut lachend durch die Gänge des Schlosses gerannt, so glücklich war ich.

Als er mich wieder absetzte, erfasste mich eine Welle an Schwindel und ich griff nach dem Ärmel seines Hemds. "Hast du den Vertrag mit dem Kurfürst abschließen können? Hat er ja gesagt?", fragte ich ihn und legte meinen Kopf leicht in den Nacken, um seine Reaktion mitverfolgen zu können. Er nickte mit einem breiten Lächeln, und es war ansteckend. Ich lachte auf umarmte ihn ein zweites Mal. "Ich bin stolz auf dich, ich wusste doch, dass du es schaffen würdest.", murmelte ich gegen den weißen Stoff und schloss genüsslich die Augen, als ich den altbekannten Duft nach Nadelwäldern vernehmen konnte. Wenn es nach mir ginge, würde ich ihn nie wieder loslassen wollen.

Eugene erzählte mir etwas mehr über den abgeschlossenen Deal und ich hörte ihm aufmerksam zu, ich wusste, wie viele Nerven ihm das Problem gekostet hatte. Es machte mir nichts aus, ich hörte ihm gerne zu, egal, was es auch sein mochte. "Wie war dein Tag heute so?", fragte er, fast schon etwas peinlich berührt von seinem vorherigen Redeschwall. Ich legte nur meinen Kopf schief und strich weiter über den pechschwarzen Haarschopf, der neben mir auf ein Kissen gebettet war.

Ich erzählte ihm von Madame Durands Stunde, und er lachte auf, als er meinen genervten Ton hörte. "Du musst zumindest nur für ein paar Monate mit ihr ausharren, ich hatte die meine ganze Kindheit lang als Lehrerin!", erwiderte er und ich zwickte ihm mit einem Kopfschütteln in den Bauch, woraufhin er einen nicht gerade männlichen Schrei ausstieß, was wiederum mir ein lautes Lachen entlockte. Schließlich rollten wir über mein Bett und lachten, obwohl wir nicht mal wussten, worüber. Diese spezielle Art von Unbeschwertheit hatte ich aber auch nur in seiner Präsenz entwickelt.

Irgendwann schoss mir unwillkürlich eine von Laurens Fragen in den Kopf. Sonst was, habt ihr euch also mehrmals geküsst oder was, hatte sie aufgeregt geflüstert. "Was ist los, worüber denkst du nach, mein Sternchen?", riss der Prinz mich wieder aus meinen Gedanken und ich drehte ruckartig meinen Kopf in seine Richtung, er hatte sich in eine seitliche Lage gewälzt und stützte sich mit dem Unterarm vom weichen Untergrund ab. Seit wann saßen wir gemeinsam auf dem Bett, zuvor war es immer der blanke Holzboden oder der Teppich gewesen, sonst auch die zwei Sessel in der Ecke.

Ich blinzelte und sah auf den weißen Bettbezug zwischen uns. "Sag schon, was ist?", drängte Eugene und es raschelte leise, als er näher heranrutschte, um eine Hand auf meine zu legen. Ich hob langsam meinen Blick und starrte ihn für ein paar Momente in die Augen vor mir, die voller Sorge geweitet waren und mich eindringlich anblickten. Mein Herz schlug plötzlich etwas schneller und ich atmete tief aus, während ich meine Lieder für eine Millisekunde schloss. Wie wurde es immer gesagt, man hatte nur ein Leben. Entschlossen senkte ich meinen Kopf und mein Herz wurde warm, als er die Augen zu schmalen Schlitzen verengte und seine Hand hob, um diese an meine Wange zu legen. Ich hörte, wie er leise meinen Namen flüsterte.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt