Die Erziehungseinheit fand in einem Saal statt, der „Damensaal" hieß. Im Kontrast zur sonst blauen und goldenen Einrichtung war der Saal in warmen Farben eingerichtet, vor allem Gold, Orange und Rot. Von der reichlich verzierten Decke hing ein beeindruckender Kronenleuchter und an die Wände gedrängt standen mit rotem Samt überzogene Sofas und Sessel als Sitzgelegenheiten.
Etwas orientierungslos stand ich im Türrahmen, bis ich Lauren entdeckte, sie saß auf einem Sofa direkt neben den bodenlangen Fensterreihe, durch die Tageslicht drang und auf das hölzerne Parkett fiel. Sie unterhielt sich mit einem Mädchen mit wunderschönen, honigblonden Haaren, die ihr in sanften Wellen über die Schultern flossen, die warmen, hellbraunen Augen, waren auf Lauren gerichtet. Von ihr ging ein süßer Geruch nach Zimtkeksen aus, sie war der Begriff von Sanftheit und Zärtlichkeit, das sah man in jeder noch so kleinen Bewegung von ihr, wie sie sich eine Strähne hinter das Ohr strich, wie sie lachte. Das würde sicherlich die Königin werden, dachte ich unwillkürlich.
Beide sahen auf und lächelten mir zu. „Hey, das ist Alva, Alva, das ist Emmè.", stellte uns Lauren vor und ergriff meinen Arm, um mich auf das Sofa zu ziehen. „H-Hallo.", brachte ich hervor und schluckte ehrfürchtig, was mit einem Lächeln quittiert wurde, bei dem man das Gefühl hatte, eine zweite Sonne ginge auf. „Schön, dich kennenzulernen.", meinte Emmè und wie erwartet war ihre Stimme so sanft wie ihr Lächeln.
Ein peinliches Schweigen entstand und Lauren brach es schnell. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin soo gespannt!", rief sie mit einer fröhlichen Stimme aus. „Ja, du hast recht.", kommentierte ich so überzeugend wie möglich und entlockte Lauren ein entzücktes Lachen, sie wusste, wie wenig Lust ich eigentlich mitgebracht hatte und hoffte, es würde mir doch noch gefallen.
„Was glaubt ihr, gibt es als erste Aufgabe zu bewältigen? Ich habe den ganzen Vormittag darüber nachgedacht.", erzählte meine beste Freundin munter und ich zuckte mit den Schultern, während Emmè ihr sanftes Engellächeln lächelte. „Hoffentlich etwas wie Backen, ich liebe backen.", gab sie bei, das erklärte auch den süßen Geruch nach frisch gebackenen Zimtkeksen. „Ich hoffe ehrlichgesagt auf etwas wie Zeichnen.", gestand Lauren und mich wunderte es nicht, sie war unglaublich gut darin.
Plötzlich richteten sich die Blicke auf mich und ich wurde von beiden Mädchen erwartungsvoll angestarrt. „Und, worauf hoffst du?", fragte Emmè neugierig und ich brachte ein nervöses Lachen hervor. Ich konnte schlecht sagen, dass ich gerne heimlich im Wald herumstreifte und Kräuter sammelte, um Tränke und Salben herzustellen, das klang nicht gerade damenhaft. „Nun, solange es nicht irgendetwas zu nähen gibt, habe ich nichts zu beklangen.", meinte ich deshalb nur nüchtern.
Die beiden schien die Antwort zu genügen, denn sie ließen von mir ab und begannen, über andere Themen wie das Schloss zu besprechen. Ein bisschen schuldig fühlte ich mich gegenüber meiner besten Freundin schon, da ich im Moment etwas abweisend zu ihr war, doch ich konnte mich noch nicht so einfach mit der neuen Umgebung anfreunden wie sie.
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The Maid and the Crown
Fanfiction(Old) Durch ihre Mutter und beste Freundin schafft es Alva in die Vorrunde des wohl beliebtesten Selektionsverfahren des ganzen Landes- ungewollt, natürlich! Anfangs klammert sie sich noch verzweifelt an ihre Überzeugung, sowieso früh rauszufliegen...