Mittlerweile waren zwei Wochen verstrichen und Lauren wollte mich mit dem Thema Selektion gar nicht mehr in Ruhe lassen, doch das tat sowieso niemand in der Stadt. Oft passierte es, dass Mädchen von Passanten auf offener Straße gefragt werden, ob sie denn mitmachten. Zum Glück fing bei solchen unangenehmen Fragen meine beste Freundin immer an, die Leute abzulenken, indem sie sich mit ihnen angeregt zu unterhalten begann. So konnte ich ohne Angst durch die Straßen gehen und musste nie irgendwelche Fragen beantworten.
Lauren schaffte es überraschenderweise sogar, mich zu überreden, mit ihr die Ergebnisse anzuschauen. Ich hatte aufgeseufzt und sie hatte gelacht. So endeten sie und meiner Mutter auf dem kleinen Sofa, während ich ihnen einen frisch zubereiteten Tee in ihre Tassen füllte. Fast hätte ich die eiserne Teekanne fallen gelassrn, als Lauren „Da!" rief und gebannt auf den kleinen Bildschirm starrte, auf dem gerade der blaue Adler mit der goldenen Krone erschien. Schnell stellte ich die Kanne ab und quetschte mich neben sie. Das konnte ja heiter werden.
Die selbe Nachrichtensprecherin wie vor zwei Wochen erschien, dieses mal trug sie aber ein etwas weiteres Kleid in einem recht zu ihr passenden Grauton. „Guten Abend, liebe Bewohner und Bewohnerinnen von Milah, der Moment, auf den wir alle schon gewartet haben, ist da! Der Prinz hat sich in den letzten zwei Wochen alle Fotos angesehen und die 80 zauberhaftesten Mädchen ausgewählt, in einer Woche werden Sie die endgültigen 40 erfahren. Heute erwarten wir einen speziellen Gast, der uns ihre Namen verraten wird, es ist Niemand geringeres als der Prinz höchstpersöhnlich!"
Lauren quietschte auf, als der Prinz auf einem Thron eingeblendet wurde, und obwohl ich es nicht zugeben wollte, er war umwerfend! Schwarze Strähnen, die ihm verspielt ins Gesicht hingen, eisblaue Augen, die hinter ihnen hervorblitzten, eine gerade Nase und Lippen, die zu einem leichten Lächeln verzogen waren. Ich hatte das Gefühl, ich konnte durch den Bildschirm diese kühle Gelassenheit spüren, die auch etwas Arroganz ausstrahlte, als wüsste der Prinz genau, wer er war.
Ihm wurde ein weißer Umschlag gegeben, welchen er hochkonzentriert öffnete und einen Zettel herauszog, ehe er zu lesen begann. Seine warme, tiefe Stimme überraschte mich. „Leonore McCharlsen, Thalia Maria Turin, Mirabella..."
So ging es schier endlos weiter, Name für Name wurde vorgelesen und langsam wurde Lauren neben mir nervös, beruhigend griff ich mach ihrer Hand und drückte diese. Dann wurde sie vorgelesen. „Lauren Alb..." Mehr hörte ich nicht, denn die soeben Genannte stieß einen Freudesschrei aus. „Das gibt es doch nicht, Alva, ich wurde genommen!", jauchzte sie und sah mich mit vor Glück glänzenden Augen an, als hätte man ihr einen ganzen Ponyhof geschenkt. „Glückwunsch, Lauren, ich habe gewusst, dass du es schaffst!" „Alva Baudin..."
Ich bekam einen heftigen Hustenanfall, während sich meine beste Freundin und meine Mutter überrascht aber wissend anschauten. „Was, ich hab mich doch gar nicht angemeldet! Das ist ein Missverständnis!", rief ich aufgebracht, ein wenig Angst machte sich in mir breit. „Ähm, also wie soll ich das sagen?" Lauren nestelte nervös an ihrem Kleid und mied meinen wütenden Blick. „Sag es!", fuhr ich sie an und sie zuckte zusammen, sodass sofort die Schuldgefühle sich in mir breit machten.
„Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, das war echt nicht nett von mir. Du kannst mir doch alles erzählen, ich werde auch nicht böse sein, okay?", redete ich ihr sanft zu und sie hob ihren Blick, sie sah aus wie ein Hund, der wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte. „Nun ja, ich habe ein Foto von dir eingesendet.", gestand sie schließlich und ich starrte sie ungläubig an. Das musste ich erstmals sinken lassen.
Nach einigen Momenten hatte ich mich gefasst, komischerweise spürte ich aber keine Wut. „Es tut mir leid, aber ich habe gedacht, dass du von dem Geld ein neues Pferd oder einen Hund kaufen kannst oder so, ich weiß, dass du Tiere liebst. Ich habe gedacht, es wäre nur fair, wenn du die gleichen Chancen bekommst.", erklärte Lauren mit wackeliger Stimme, doch ich winkte ab. „Ich bin nicht sauer. Außerdem werde ich sowieso früh rausfliegen.", meinte ich sachlich und lächelte dann. „Bleiben wir jetzt noch Freundinnen?" Ich schmunzelte über die Zaghaftigkeit in der Stimme meiner Freundin. „Aber klar doch!"
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The Maid and the Crown
Fanfictie(Old) Durch ihre Mutter und beste Freundin schafft es Alva in die Vorrunde des wohl beliebtesten Selektionsverfahren des ganzen Landes- ungewollt, natürlich! Anfangs klammert sie sich noch verzweifelt an ihre Überzeugung, sowieso früh rauszufliegen...