12.Kapitel

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Sonnenlicht drang durch die hauchzarten Vorhänge und streichelte sanft über meine Haut. In der Ferne hörte ich einen Vogel den Tagesanbruch ankündigen und bereits um diese doch recht jungen Stunden summten schon die Bienen fleißig in den Schlossgärten umher. Der erste, richtige Morgen im Schloss. Ich wühlte mich durch die Decken und Kissen, um hinter dem Vorhang des Himmelbettes hervorzuspähen. Ich hatte gestern vergessen, die hohe Glastür zum Balkon zu schließen, den ich ganz spät noch erkundet hatte, doch im Dunkeln hatte ich nicht viel sehen können.

Es roch wunderbar nach nassem Grün und dem süßem Duft der Linanblumen, die überall im Schlossgarten vorzufinden waren, von Weitem konnte ich ihre hauchdünnen, hellrosanen Blütenblätter erkennen, auf denen der Tau in der morgentliche Sonne glitzerte wie tausende, winzige Diamanten. Eine sanfte Brise striff um mich herum und zerrte spielerisch an meinen Haaren und meinem weißen Nachthemd, welches daraufhin sich aufbauschte.

Ein leises Plätschern ertönte und ich erkannte, dass die marmornen Springbrunnen, die symetrisch auf den Park aufgeteilt waren, angestellt waren worden. Maria hatte mir gesagt, dass diese um exakt sechs Uhr und dreißig Minuten angestellt wurden. Ich hatte also noch reichlich viel Zeit, da das Frühstück erst um neun Uhr stattfinden würde, also entschied ich mich, mich frisch zu machen und die riesigen Schlossgärten zu erkunden, wo es jetzt noch angenehm kühl war.

Letztendlich entschied ich mich nach langem Überlegen für ein leichtes, weißes Kleid, welches gerade mal über die Knie reichte. Es war schlicht, aber für ein Frühstück mit der Königsfamilie gerade noch angemessen. Ich machte mir die selbe Frisur vom letzten Abend, nur, dass ich ein weißes Band nahm. Die Kette von meiner Mutter durfte nicht fehlen, ich versteckte den warmen Anhänger unter dem angenehmen Stoff. Als Schuhe mussten weiße Lackschuhe reichen, die ich im riesigen Kleiderschrank fand.

Mit bester Laune streifte ich durch die Gänge des Schlosses, lief mit federnden Schritten die Marmortreppe in der Eingangshalle hinab und schlich mich aus dem Tor hinaus ins Freie. Die Wachen warfen mir blöde Blicke zu und ich versuchte es, mit einem besonders netten Lächeln zu kaschieren, solange sie mich ungestört in den Garten ließen, waren mir blöde Blicke egal.

Die Gartenanlage war vom geschäftigen Summen der Bienen erfüllt und ich sah den kleinen Wesen zu, wie sie von der einen Blüte zur anderen flogen und den Blütenstaub aufsammelten. Ich hatte mich auf eine der vielen Marmorbänken niedergelassen und drehte den Stängel einer Linanblume zwischen meinen Fingern.

Vom Garten aus konnte ich auf die Balkone der Teilnehmerinnen, auch meinen, perfekt gucken und das störte mich eigentlich ein bisschen, zumindest hoffte ich, dass mich vorher am Balkon niemand gesehen hatte. In der hier kurzen Zukunft würde ich besser aufpassen, so schön die Kulissen auch waren, würde ich mich nicht von ihnen täuschen lassen, vor allem nicht vom Prinzen.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt