4.Kapitel

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Die ganze Stadt schien vor Aufregung zu brodeln und so fühle ich mich auch, wie in einem heißen Topf. Wenn ich mich traute, auf den Markt zu gehen, konnte ich sie an allen Ecken aufgeregt tuscheln hören. „Gestern haben sich meine Töchter angemeldet!" „Nein, wie toll! Meine Nichte wollte es heute tun, ich bin ja so aufgeregt!" Genervt besorgte ich Brot und Gemüse, Fleisch konnten wir uns nur einmal in der Woche leisten. Auch bei meiner Arbeit wurde ich ständig neugierig angesehen oder direkt gefragt, ob ich denn eine Bewerbung in Erwägung gezogen hätte, von anderen Bediensteten oder auch vom Chef höchstpersönlich. Stumm tat ich das, was ich immer tat, und versuchte, die Kommentare einfach zu ignorieren.

Der einzige Platz, den die „wundervollen Nachrichten" nicht erreichten, war der Wald. Dort ging ich oft hin, um Kräuter für meine kleinen Kreationen zu sammeln, die ich zuhause im Keller braute. Meistens ging ich zu Fuß, doch an stressigen Tagen wie heute nahm ich Lisa, unsere alte Stute, um schneller voran zu kommen.

Ich wuschelte ihr durch die hellbraune, von mir sorgfältig gekämmte Mähne und spürte das pure Glück in mir aufsteigen. „Na, meine Süße, bist du bereit für einen kleinen Ausritt?", flüsterte ich ihr zu und bekam ein leises Wiehern als Antwort. „Na dann mal los!" Ich legte ihr nir ein lockeres Zaumzeug um, meinen alten Sattel brauchte ich schon längst nicht mehr, denn Lisa war das zahmste Wesen, welches ich je gekannt habe.

Im Wald war es angenehm schattig und es roch wunderbar nach frischen Blättern und Baumrinde. Hin und wieder stoppte ich Lisa, rutschte von ihrem Rücken, um ein paar Kräuter zu sammeln und in einen großen Korb aus hellem Weidegeflecht zu verstauen. Wie ein Ritual, nur zwischen Lisa und mir.

Mein komisches Hobby machte mich zufrieden und es war gleichzeitig sehr gesund, wie meine Mutter zu sagen pflegte. Sie wusste, dass ich gut auf mich alleine aufpassen konnte, sonst würde sie mich niemals in den Wald gehen lassen. Nur mein Messer zum Kräuterschneiden und einen „Notfallsdolch" hatte ich bei mir. Froh war ich schon, dass ich diesen noch nie hatte verwenden müssen.

Am Abend besah ich mir erstmal im spärrlichen Licht einer Glühbirne im Keller meine Funde, nachdem ich mich im Lisa gekümmert hatte. Haupsächlich Heilkräuter oder Kräuter, die einen guten Tee machen würden. Ich wusch alles ab und hing die Blätter in Büscheln auf, manche verarbeitete ich jedoch sofort. So endete mein Tag ich ging müde, aber glücklich ins Bett, ein intensiver Geruch nach Krautern umhüllte mich. Das war mein Leben, schlicht, aber voller Glück. Kein Prinz hatte da noch platz.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt