26.Kapitel

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Etwas enttäuscht war ich schon, als ich mit großen Schritten auf das Ausgangstor zutrat, zumindest hatte ich das nicht von Prinz Eugene erwartet. Zumindest hatte er wie ein pünktlicher Mensch gewirkt.

Gerade wollte ich hinaus auf den Gang eilen, da umschloss ein eiserner Griff mein Handgelenk. „Warten Sie, Miss Alva!" Ruckartig drehte ich mich um und der Prinz höchstpersöhnlich entfernte seine Hand, um diese nach Luft schnaufend auf seine Knie zu stützen. Etwas unsicher sah ich auf den schwarzen, geneigten Haarschopf, während Prinz Eugene seinen Atem fing.

Irgendwie war ich zufrieden, dass er doch gekommen war. „Entschuldige, es gab ein dringendes Problem in der Finanzenabteilung, jemand hat-nun, also jemand hat, naja...", ratterte er hinunter und fast hätte ich laut aufgelacht, wer hatte schon die Gelegenheit, den Prinzen so nervös und aufgeregt zu sehen? „Es ist schon in Ordnung, Ihr müsst mir nicht von privaten Staatsangelegenheiten erzählen, die sicher nicht für meine Ihren bestimmt sind. Ich bin froh, dass Ihr trotzdem gekommen seid!", beschwichtigte ich ihn und er nickte.

„Sie haben Recht, bei so vielen Angelegenheiten schaffe auch ich manchmal nicht mehr, den Überblick zu behalten. Jemand hat aus der Schatzkammer Gold, wenn auch nur wenig, gestohlen. Der Schatzmeister hat nur die Silhouette gesehen und hat sofort geprüft, wie viel abhanden gekommen ist. Die kleine Menge bei so einer großen Auswahl verwundert nicht nur ihn.", erzählte der Prinz und ich lachte leise nach seinem Bericht. „Ihr habt es mir also doch erzählt." „Ich vertraue Ihnen." „Welch eine Ehre."

Der Prinz zeigte mir die unteren Stöcke, der Obere war ja tabu, weil dort die königlichen Gemächer untergebracht waren. Ich staunte über die prunkvollen Säle, die hellen Salons und vor allem: der luxuriöse Ballsaal, verkleidet mit einer Menge Gold und edlem, hellen Parkett, welches blitzblank geputzt und lackiert war, sodass man die eigenen, schemenhaften Umrisse unter sich sehen konnte.

„Unglaublich!", lachte ich, ich erinnerte mich an die Stunden, in welchen ich im Hotel als Kellnerin dienen musste, weil eine andere Kellnerin ausgefallen war, und im kleinen Ballsaal Leute getanzt hatten. Fast schon automatisch fing ich an, die Schritte zu imitieren, ein Walzer, wie sich herausstellte. „Sie können tanzen?", fragte der Prinz und konnte sein Erstaunen nicht verbergen, klar, als ein Mädchen von so einem niedrigen Rang hatte ich keine Zeit, die Tänze der hohen Gesellschaft zu lernen.

Ich nickte nur stumm, zuckte aber zusammen, als mich seine Hände fingen und er mich lächelnd in eine Tanzhaltung zog. Bei den Worten „Keine Angst, ich bin es nur." musste ich grinsen. „Ich bin es nur, der Prinz und Thronfolger des Landes.", äffte ich ihn neckend nach und Prinz Eugene seufzte. „Im Moment bin ich nur Eugene." Für einen kurzen Moment stutzte ich, dann verstand ich. Da hatte jemand winen stressigen Tag hinter sich. „Okay, Eugene. Nett, dich kennenzulernen.", sagte ich und lächelte warm, der Prinz war ja herrlich amüsant, fast schon wie ein Kind. Naja, wenn er mir auch schon das Du anbot, dann nahm ich es gerne an.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt