An diesem Frühstück erschien er nicht und ich konnte nur den Kopf schütteln, ich hatte es ihm doch gesagt, dass die Arbeit nie auf einen warten würde. Hoffentlich war er okay. Ich lächelte Lauren etwas verlegen an, als sie mir einen fragenden Blick zuwarf. "Morgen müssen die nächsten vier Damen gehen, wir sind dann nur mehr zu acht!", zischte sie mit sorgenvoll gehobenen Augenbrauen und ich schluckte. Sie hatte Recht, erschreckender war jedoch, dass meine beste Freundin hinausfliegen könnte. Oder Emmè.
Ich griff unter dem Tischtuch nach ihrer Hand und drückte sie fest, während ich sie so eindringlich wie möglich anblickte. "Egal, was passiert und wer rausfliegt, wir bleiben doch beste Freundinnen. Wir können uns doch immer Briefe schreiben und lange wird die Selektion auch nicht mehr dauern, in Ordnung?", sagte ich mit gesenkter Stimme und Lauren nickte, doch ihr smaragdgrüner Blick war sorgenvoll auf unsere Hände gesenkt. Sie schüttelte den Kopf, sodass ihre goldenen Ohrringe leise klimperten. "Du hast Recht, Schwestern bleiben Schwestern, egal, was passiert.", bekräftigte sie und nickte, als müsste sie ihre Worte ein weiteres Mal absegnen. Ich hätte sie am Liebsten auf der Stelle umarmt, doch das gehörte sich laut Madame Durand in einem Speisesaal nicht.
An diesem Nachmittag gingen wir gemeinsam in den Garten, doch auch die frische Luft wollte mein schlechtes Bauchgefühl nicht verschwinden lassen. Da fasste ich einen Entschluss. Ich ergriff das Handgelenk meiner besten Freundin und zog sie zu der nächstbesten Bank, auf die ich sie sanft niederdrückte und mich neben sie setzte. "Was ist denn?", fragte sie mit gerunzelter Stirn und ich atmete tief durch, ehe ich ihrem grünen Blick begegnete. "Das ist eigentlich absolut geheim und ich hätte es genau deshalb viel früher sagen sollen, aber bitte höre zu. Ich weiß nicht ganz, wie ich es sagen soll, jedoch habe ich sozusagen etwas mit dem Prinzen am Laufen. Bitte behalte deine Nerven."
Es war klar, dass sie genau das nicht tun würde. Zuerst wurden ihre Augen kugelrund, dann öffnete sie ihren Mund wie ein Goldfisch, dann sprang sie auf und streckte einen zitternden Zeigefinger auf mich. "Du-Was?!", kreischte sie auf und ich hielt mir die Ohren zu, während ich beobachtete, wie es in ihrem Kopf ratterte. Schließlich setzte sie sich ruckartig wieder neben mich und ergriff meinen Arm, als bräuchte sie etwas, woran sie sich festhalten konnte. "Du, das Mädchen, welches sich nicht mal anmelden wollte, gar etwas mit dem Prinzen zu tun haben wollte, hat etwas mit dem Prinzen? Verstehe ich das hier richtig?", wiederholte sie und ich verzog mein Gesicht vor Scham zu einer Grimasse. Jap, das war ich.
Für einen kurzen Moment schien Lauren um Luft kämpfen zu müssen, vielleicht auch um ordentliche Gedanken, die Hände hatte sie gen Himmel gestreckt. "Was genau ist denn zwischen dir und du weißt schon wem passiert?", hakte sie nach und sprach jeden einzelnen Vokal extra gedehnt aus, während sie in meinen Augen nach einer Regung suchte. "Nun, wir haben uns geküsst und treffen uns jetzt immer wieder?", nuschelte ich und blickte auf die Hände, die sich etwas schmerzvoll an meinen Arm klammerten, war dies doch eine gute Idee gewesen? Doch, denn sonst hätte ich mich weiterhin schlecht gefühlt.
"Okay, also du und du weißt schon wer habt euch geküsst und trefft euch immer wieder heimlich. Sonst was, habt ihr euch also mehrmals geküsst oder was? Ihr habt doch nicht etwa..." "Nein, absolut nicht, nein, nein, nein!", herrschte ich meine beste Freundin schockiert an, nun war ich die, die rief. In mir ratterte es, Lauren hatte Recht, wir hatten uns kein zweites Mal danach geküsst. Meine beste Freundin riss mich wieder aus meinen Gedanken, sie war vom Kreischen nun in eine Mischung aus Geflüster und Schreien übergegangen.
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The Maid and the Crown
Fanfiction(Old) Durch ihre Mutter und beste Freundin schafft es Alva in die Vorrunde des wohl beliebtesten Selektionsverfahren des ganzen Landes- ungewollt, natürlich! Anfangs klammert sie sich noch verzweifelt an ihre Überzeugung, sowieso früh rauszufliegen...