"Es tut mir leid, Karl, aber ich muss sofort mit dem Prinzen reden. Nimm deinen Mantel, sonst erkältest du dich noch.", murmelte ich und reichte dem verdatterten Jungen den Mantel, ehe ich loslief. Nach einigen Schritten blieb ich stehen und blickte ein letztes Mal über meine Schulter. "Danke für deine Hilfe, ohne dich hätte ich das nie geschafft, du bist einfach wunderbar.", erklärte ich ihm, ehe ich mich wieder umdrehte. Karl lächelte.
Meine Lungen schmerzten, als ich schließlich im Treppenhaus ankam. Es musste doch eine anderen Weg geben, in sein Zimmer zu gelangen, ohne irgendeine Wache anzutreffen? Bei der Vorstellung bekam ich schon eine Gänsehaut. Der Garten, ja, ich würde es von außen versuchen, auf seinen Balkon zu klettern. Ich war wirklich verrückt geworden, doch vielleicht zahlte sich ja diese Verrücktheit aus.
Als ich mich schließlich über die marmorne, breite Reling fallen ließ und auf dem glatten Boden landete, brannte jeder einzelne Muskel in meinem Körper, doch ich konnte nicht stillsitzen, ich musste mit ihm reden. Mit einem leisen Ächzen drückte ich mich vom Boden und wankte mit weichen Knien zur Balkontür. Ich legte eine leicht zitternde Hand auf den goldenen Türknauf und zu meiner Überraschung ließ sich die Tür problemlos öffnen, sodass ich in das dunkle Zimmer treten konnte. Seit wann ließ der Kronprinz seine Tür nicht abgeschlossen?
Es war zu dunkel, um viel zu erkennen, doch ich konnte die schemenhaften Umrisse von Liegesofas und einem gigantischen Himmelbett erkennen. Ein leises Schniefen ließ mein Herz in tausend Stücke zerbrechen und ich konzentrierte mich auf die Richtung, es kam aus dem Himmelbett. Mir war zum Heulen zumute, als ich auf dieses zuschritt und mit einer Hand die Vorhänge teilte.
"Moony, ich bin es.", flüsterte ich und ein lautes Rascheln ertönte. "W-Was machst du hier?", murrte er mit schwacher Stimme aus der Dunkelheit heraus und ich blinzelte, als ich ihn endlich besser erkennen konnte. Er hatte sich gegen das Kopfende gelehnt und umarmte fest ein großes Kissen, als bräuchte er irgendeinen Halt. Als der Prinz meinen Blick bemerkte, wischte er sich hastig mit einem Ärmel über die Wangen und schniefte wieder. "Ich möchte ein paar Dinge klären. Darf ich reinkommen?", beteuerte ich mit möglichst sanfter Stimme und hätte fast laut aufgeatmet, als er leicht nickte und sein Gesicht in das Kissen presste.
Schnell streifte ich die Schuhe von meinen Füßen, ehe ich an seine Seite krabbelte und mich ebenfalls ans Kopfende lehnte. Für einige Momente blieben wir still und ich schloss kurz meine Augen, während ich den altbekannten, vertrauten Duft nach Nadelwäldern einatmete. "Karl ist mein bester Freund und nichts weiter. Als ich ihn geholt habe, hat er bereits geschlafen und als er wach war, sind wir sofort losgelaufen. Es war meine Schuld, ich habe ihm keine Zeit gegeben, etwas unter den Mantel anzuziehen, ich wollte den Täter bloß nicht verpassen.", erklärte ich und griff nach einer Hand, die ich auf meinen Oberschenkel legte und Muster auf die Rückseite malte. "Hm.", machte er nur und ich hätte fast aufgeseufzt.
"Bitte glaub mir doch, wir sehen uns wirklich nur als Freunde und nichts mehr.", beteuerte ich, doch Eugene sagte nichts, sondern drehte nur sein Gesicht in die entgegengesetzte Richtung meines Blickes. "Eugene, hör mir zu. Ich will einen Wunsch verwenden. Jetzt."
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The Maid and the Crown
Fanfiction(Old) Durch ihre Mutter und beste Freundin schafft es Alva in die Vorrunde des wohl beliebtesten Selektionsverfahren des ganzen Landes- ungewollt, natürlich! Anfangs klammert sie sich noch verzweifelt an ihre Überzeugung, sowieso früh rauszufliegen...