Als es endlich so weit war, drohte mein Herz, aus der Brust zu flattern. Es half nicht, tief durchzuatmen. Mit geweiteten Augen schritt ich durch die Gänge, meine Schritte waren noch federnder als sonst und der süße Duft, der vom Garten durch die offenen Fenster kam, erschien besonders intensiv. Maria trippelte breit lächelnd hinter mir her.
Die Aufregung konnte ich nur schlecht leugnen, es war, als hätte man mich mit einem eiskalten Eimer an Wasser aufgeweckt. Mein ganzes Inneres zitterte vor Spannung. Die Wachen vor der Tür salutierten und öffneten die Türflügel und dahinter entpuppte sich mein letztes Ziel. Der Thronsaal in seiner ganzen Pracht. Königsblau und Gold. Irgendjemand kündigte meinen Namen an und dieser hallte einsam an den marmornen, hohen Wänden wieder. Feierliche Orchestermusik ertönte, mein Zeichen. Ich raffte den Saum meines Kleider ein Stück und begann, auf das erhöhte Podest zuzugehen, auf dem drei goldene Throne standen. Bald würden es schon vier sein. Ich löste meinen Blick und lächelte den Kameras zu, die auf mich gerichtet waren, wahrscheinlich sahen mir gerade Mutter und Lauren zu. Ich konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen.
Die Silhouette von Beatrice stach in meine Sicht, sie hatte sich ordentlich für diesen besonderen Anlass herausgeputzt. Sie sah wunderschön aus in ihrem dunkelroten Kleid und den Rubinen, die in Gold eingelassen waren und von ihren Ohren oder Hals hingen. Ihre Familie war sicherlich stolz auf sie. Ich trat neben sie und nickte dem Mädchen zu, welches das Lächeln etwas verkniffen erwiderte, ehe es wieder hoch zum Podest blickte. Ich folgte dem Blick. Arben. Wie eine strahlende Sonne saß er dort oben, die Präsenz in keiner Weise schwächer als die seiner herausragenden Eltern. Mein Herz wurde warm, als sich unsere Blicke begegneten und sich seine Mundwinkel leicht hochzogen. Eine kleine Zärtlichkeit. Trotzdem löste sie so viel in mir aus.
Ich sammelte jegliches Wissen, welches Madame Durand mir jemals eingedrillt hatte, und wandte es so gut wie möglich an. Mit einem leichten Grinsen erinnerte ich mich an die damaligen Knickse. Ziemlich unelegant. "Gegrüßt sei Eure Majestät, der König, Eure Majestät, die Königin und Eure Hoheit, der Prinz. Mögen die Götter Euch segnen, die Gerechtigkeit Eure Hände leiten, Gnade Euer Herz erfüllen und Ehrenhaftigkeit Euren Kopf stets hoch halten.", sprach ich mit Beatrice im Chor, die Häupter gesenkt. Meine Hände fühlten sich zittrig an. Wie oft hatte ich nur in den letzten Tagen diese Worte vor mich hin gemurmelt, um heute bloß keine Fehler zu machen? Es hatte sich gelohnt.
Auf Kommando des Königs richteten wir uns wieder auf. "Heute haben wir uns hier versammelt, um die neue Prinzessin und zukünftige Königin in ihrem neuen Zuhause zu begrüßen. Mein Sohn hatte die Ehre, die wundervollsten Damen des Landes kennenzulernen und hat sich selbst entscheiden dürfen, seine Braut auszuwählen. Mögen wir sein Urteil erhören.", meinte der alte Mann mit donnernder Stimme und nickte anschließend dem Angesprochenen zu. Dieser erhob sich von seinem goldenen Thron, sein Blick gesenkt auf Beatrice und mich.
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The Maid and the Crown
Fanfiction(Old) Durch ihre Mutter und beste Freundin schafft es Alva in die Vorrunde des wohl beliebtesten Selektionsverfahren des ganzen Landes- ungewollt, natürlich! Anfangs klammert sie sich noch verzweifelt an ihre Überzeugung, sowieso früh rauszufliegen...