46.Kapitel

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Wir redeten ziemlich lange. Als ich schließlich die ersten Sterne am Himmel entdeckte, löschten wir das Licht und legten uns wieder ins Gras. Ich seufzte wohlig, die kühlen Grashalme kitzelten meine Haut und die leichte Brise war angenehm, irgendwo im Hintergrund hörte ich das Rauschen von Blättern und Grillen zirpen. „Was denkst du?", meinte ich in das Leere und legte mich auf die Seite, um Eugene anzusehen. Kaum zu glauben, dass er der Prinz dieses Königreiches war.

Er legte sich ebenfalls auf die Seite und begann, stumm mein Gesicht zu studieren, ehe er den Mund öffnete und mir ernst in die Augen blickte. „Was denkst du von Liebe?" Ich hob leicht meine Augenbrauen und stützte meinen Kopf gegen meine Hand, wie kam er bloß auf dieses Thema?

Nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen, was hielt ich nur von der Liebe? „Liebe ist schön wie auch schrecklich. Sie kann einem etwas schenken, was einfach nicht in Worte zu fassen ist, sie kann aber auch sehr zerstörend sein." Ich nickte, als müsste ich meine Gedanken nochmals bestätigen und musterte intensiv die Grashalme um mich herum, ehe ich einen ausriss und in den Fingern drehte. „An welche Seite glaubst du dann mehr?", drang Eugenes Stimme klar und deutlich in mein Ohr, obwohl er leise gesprochen hatte.

Ich legte mich wieder auf den Rücken und der Prinz tat es mir gleich, gemeinsam starrten wir aus dem Fenster in eine viel größere Welt, die wir niemals begreifen würden. Die Frage blieb in der immer kühler werdenden Luft hängen. „Es kommt auf mein Glück an.", beantwortete ich sie. Noch nie hatten die Sterne so hell geleuchtet wie in dieser Nacht. „Was denkst du?", gab ich die Frage zurück und lauschte dem gleichmäßigen Atem neben mir, welcher irgendwie eine beruhigende Wirkung hatte.

„Weißt du, ich habe mir noch nie Gedanken über die Liebe gemacht, ich muss meine volle Konzentration dem Land und seinen Bewohnern schenken, damit diese ein gutes, oder zumindest faires Leben haben. Aber wenn ich darüber nachdenke, dann glaube ich eher an die gute Seite. Ich denke, Liebe hat nicht die Intention, Menschen zu schaden, das ist nur ein unschöner Nebeneffekt, wenn es doch nicht klappt."

Unwillkürlich musste ich lächeln, ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und vertrieb den Großteil der Kälte, die sich unangenehm durch den leichten Stoff des Kleides gefressen hatte und nun von meinem Herzen Besitz ergreifen wollte. „Ich mag deine Sichtweise." „Liebe ist alles oder nichts, nicht war?", kommentierte der Prinz mit einem neckenden Unterton und ich dachte an meine Karte zurück, er hatte sie also leider gelesen. „Der Mensch ist gierig.", versuchte ich, mich aus der peinlichen Lage zu bringen, doch Eugene lachte nur und sah wieder hoch zum Sternenhimmel.

The Maid and the CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt