75.Kapitel

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Sicht Chris:

Nachdem der Schlauch endlich raus war ließ meine innere Unruhe endlich nach und ich entspannte mich wieder etwas. Die Halsschmerzen hielten sich noch in Grenzen und waren einigermaßen zu ertragen. Der Moment als er zog war echt unangenehm und das brauch ich  nicht nochmal.

Dr. Klinge war noch bei mir, da er mich noch mal untersuchen wollte. Irgendwie hatte ich damit schon gerechnet, sonst hätte er Lea und Andreas schon wieder rein kommen lassen, aber das war nicht der Fall. Er wollte sich sicher sein das mir der Kreislauf nicht absackt und spritzte noch etwas in die Infusion, was ich aber nur so am Rand mitbekam.

Er stellte sich neben mein Bett, hob meinen linken Arm etwas an, um die Bettdecke ein Stück nach unten zu ziehen. Er legte ihn vorsichtig wieder ab und fing an mich abzuhören.

Ich sah mit Schrecken eine große Narbe in Herznähe auf meiner Brust die sich Dr.Klinge ebenfalls grade mit ansah und feststellte das sie gut verheilt war. Ich wollte fragen was es mit der Narbe auf sich hatte, aber der Schock darüber, dass ich wohl operiert worden sein musste, ließ mir die Worte verstummen. Ich hatte grade einen fetten Kloß im Hals als ich das sah, denn damit hatte ich nicht gerechnet.

Was war wohl noch alles passiert während ich im Koma lag?. Er sah auch nach dem 2.Schlauch der noch immer in meiner Luftröhre steckte und der mir auch noch ein paar Tage zur Sicherheit erhalten bleiben wird. Noch war ich nicht stabil genug, aber es sollte von Tag zu Tag besser werden.

Ich hätte das Teil schon gerne sofort raus gehabt, aber ich muss mich wohl noch etwas gedulden.

Ich hatte grade so viele Fragen auf dem Herzen, aber auf die Antworten werde ich wohl noch warten müssen.
Dr.Klinge sagte zu mir
,,Ich weiß das Sie viele Fragen haben, aber für heute ist es erst mal genug".
Nachdem er das sagte tastete er mich weiter ab und fragte mich, ob ich Gefühl in den Beinen habe.

Bisher konnte ich mich noch nicht viel bewegen. Ich wusste das ich bis jetzt lange gelegen haben muss. Ich hatte das Gefühl als wären meine Beine gelähmt und das machte mir grade monstermäsig Angst. Ich fragte Dr.Klinge ob das normal ist, dass ich kein Gefühl in den Beinen habe und er sagte mir beruhigend, dass das Gefühl mit der Zeit wiederkommen wird und dass das vom langen liegen kommt. Er erklärte mir das die Muskulatur extrem zurück gegangen war und die erst wieder aufgebaut und trainiert werden muss.

Das traf mich echt grade ziemlich heftig. Ich war wirklich sprachlos, denn das konnte ich nicht ahnen. Ich hatte plötzlich Narben wovon ich nichts wusste und konnte nicht laufen. Jetzt wusste ich das es definitiv ein harter und schwerer Weg zurück werden wird.

In mir machte sich grade etwas Panik breit und mir kam der Traum mit meinem Papa wieder in den Sinn. War es wirklich ein Traum? Oder war ich wirklich kurzzeitig dem Tod näher, als dem Leben?

Die Narbe auf meiner Brust deutete stark darauf hin. Diese Gedanken machten mir grade mächtig zu schaffen. Was war noch alles passiert während ich im Koma lag? Die Frage stellte ich mir grade, aber eine Antwort bekam ich nicht. Ich wurde weiter mit meinen Fragen die ich Kopf hatte im unklaren gelassen und hoffte das Lea etwas Licht ins Dunkel bringen konnte.

Dr.Klinge legte die Bettdecke wieder in seine ursprüngliche Position und verabschiedete sich für heute bei mir und schickte dann Lea und Andreas wieder zu mir ins Zimmer rein. Ich schaute zum Fenster raus und ließ meinen Tränen grade freien Lauf. Mir war das grade alles zu viel und das  überforderte mich. Es waren nur wenige Infos die ich grade bekam aber die waren hart genug.

Lea kam alleine wieder ins Zimmer und merkte am Fenster das ich nach draußen schaute und mir die Tränen liefen. Andreas war nicht wieder mit reingekommen, was mich allerdings wunderte.

Sie setzte sich zu mir und drehte meinen Kopf wieder vorsichtig zu ihr in ihre Richtung. Sie sah sofort das meine Augen sehr nass waren. Sie nahm vorsichtig meine Wangen in ihre zarten und weichen Hände und drückte mir zärtlich einen Kuss auf meine Lippen. Wie hatte ich das vermisst. Mein Herz sprang bisher  bei jedem Kuss und jeder Berührung von ihr im Dreieck und das war auch jetzt grade so. So ließ sie mich für einen Moment alles vergessen.

Ich wollte aber trotzdem einige Fragen beantwortet haben, auch wenn es mir schwer fiel die Frage zu stellen. Ich war mir manchmal nicht sicher ob ich die Antwort wirklich wissen wollte, aber wenn ich die Wahrheit wissen wollte, musste ich auch die richtigen Fragen dazu stellen, auch wenn es hart wird.

Ich fragte sie wie lange ich im Koma gelegen habe. Lea sah mich an, schluckte einmal fest und antworte mir dann, dass es jetzt sieben Wochen her ist seit ich auf dem Schiff vor ihr zusammengebrochen und ins Koma gefallen war. ,,Das waren die schlimmsten Wochen meines ganzen Lebens", sagte Lea zu mir mit brüchiger Stimme und kullernden Tränen die sich wie von selbst auf den Weg machten. ,,Tu mir das bitte nie wieder an" bat sie mich direkt im nächsten Satz hinterher und küsste mich schon im folgenden Moment mit viel Gefühl.

Als wir uns lösten nahm sie meine Hand und legte sie vorsichtig auf ihren Bauch. Ich merkte das sie schon ein leichtes Bäuchlein hatte. Das war ein toller Augenblick zu spüren wie unser Baby da in Lea heranwächst und uns zu einer Familie werden lässt. Ich war grade der glücklichste Mensch hier und auch Lea genoss diesen Augenblick. Sie ließ meine Hand nicht los, denn sie wollte das ich es spüre. Lea hatte die Augen geschlossen während sie meine Hand auf ihrem Bauch ruhen ließ. Ich fragte wie weit sie inzwischen war und sie sagte mir das sie in der 13.Woche ist.

Das sollte ein privater Moment sein den man eigentlich zu Hause im gemütlichen Heim genießen sollte, aber das war uns jetzt nicht gegeben. Wir waren grade mit dem zufrieden was wir hatten und das waren wir für uns und unser Baby.

Alb-Traumurlaub mit Folgen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt