175. Kapitel

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Sicht Andreas:

Die Überraschung mit den Kinderzimmern für Conner und Angelina war uns super geglückt. Die zwei kleinen hatten alles verschlafen und Chris und Lea freuten sich riesig. Damit hatten die beiden definitiv nicht gerechnet. Den Rest des Abends verbrachten wir dann weiter bei uns. Irgendwann waren die zwei auch zu späterer Stunde geschafft, denn sie wussten das sie vermutlich eine schlaflose Nacht vor sich haben werden, denn die Kids hatten ihren eigenen Kopf wann ,,Partyzeit" war. Jedes Paar das selber Eltern ist ,weiß wie das ist und das jede Minute solange die kleinen schlafen kostbar ist und man selber mal zur Ruhe kommen kann. Das weiß ich nur zu gut aus eigener Erfahrung. Allerdings hatten wir immer nur eins was schrie und Aufmerksamkeit wollte. Chris und Lea hatten jetzt alles im Doppelpack.

Für Chris war das alles neu und er musste da erst reinwachsen genau so wie Lea.
Die nächsten Tage lief alles ruhig ab. Die Hebamme kam immer noch zu den beiden und schaute nach Lea und den Kindern. Soweit war auch alles in Ordnung. So sah es jedenfalls aus.

Chris hatte auch nach wie vor Nachts noch immer Albträume zusätzlich zu
dem Schlafmangel der ihm jetzt noch dazu kam. Er kümmert sich rührend um die kleinen. Er liebt sie einfach und das spürt man auch. Gestern morgen kam ich bei Mama an und sie öffnete mir vorsichtig die Tür. Sofort sah sie mich an und zeigte mit der Hand auf den Sessel. Ich musste gleich ein Foto machen, denn das sah zu goldig aus. Chris hockte mit Angelina im Arm im Sessel und beide schliefen selig. Einfach süß. Ich ließ sie schlafen.

Ich wollte eigentlich zu Chris wegen morgen was abklären. Ich ging in das nächste Zimmer um Lea anzutreffen. Aber jetzt musste ich tatsächlich mir ein Lachen verkneifen. Mama sah mich schmunzeln und kam zu mir. Es war genau das selbe Bild wie im Wohnzimmer. Lea saß in ihrem Schlafsessel und hatte Conner auf der Brust liegen und schlief auch. Wir gingen wieder nach vorn und ließen beide weiterschlafen.

Gut 10min später war die Ruhe dann aber doch vorbei. Beide waren wie auf Kommando wach und rissen die zwei aus ihrem Schlaf. Der eine hatte Kohldampf und die andere hatte die Windel voll. Conner kommt ganz nach Chris. Immer Hunger. Das war herrlich den beiden zuzuschauen. Mama und ich tranken unseren Kaffee noch aus. Ich hatte Mama schon gesagt das ich mit Chris sprechen will. Sie holte sich dann Angelina bei Chris ab die langsam auch meckerte und tauschte mit Conner und wir gingen mal kurz vor die Tür.

Chris merkte das ich nicht nur wegen der Kinder hier war. Ich hatte Chris auch einen Kaffee mit raus gebracht. Wir saßen so wie wir es früher auch immer gemacht haben wenn wir was wichtiges besprochen haben dick eingepackt im Garten auf einer Bank. Ich ließ ihn sich erst mal sammeln, denn er wusste worauf ich ihn gleich ansprechen wollte.

Das Chris im Krankenhaus lag hatte seine Therapie länger unterbrochen als es geplant war.

Ich wollte wissen wie es Lea gerade ging, weil ich merkte das sie anders war als sonst. Sie ging liebevoll mit den Kindern um, aber irgendwas war anders. Ich sagte Chris das sie mal mit Dr.Handke über die ganze Situation sprechen sollte. Immerhin fehlte ihr einiges an Kennenlernzeit durch die schwere OP und ab morgen sollte der Prozess weiter gehen.

Das waren zwei Punkte die mir schwer im Magen liegen. Zum einen muss Lea das auch aufarbeiten, die Gefahr das sie hier in eine Wochenbettdepression zu fallen schien, sah grade sehr danach aus und das geht manchmal nicht ohne Psychologische Hilfe. Nach allem was die beiden während ihrer Schwangerschaft erlebt haben bleibt natürlich nicht unvergessen. Das war das eine was ich Chris ans Herz legen wollte, das im Auge zu behalten. Ich mache mir auch Sorgen wie es mit den Kindern weitergeht wenn der Prozess vorbei ist und Chris stationär seine Therapie fortsetzen muss. Dann ist Lea alleine und hat von Chris für gewisse Zeit keine Hilfe mit den Kids. Wir sind natürlich für die drei da und das wollte ich Chris auch klar machen, dass er sich darauf konzentrieren kann und er sich keine Sorgen machen muss das Lea alleine da steht. Das war mir wichtig das er das weiß.

Am wichtigsten war mir aber zu wissen was Chris denkt wie es morgen weitergehen wird. Ich spürte das er immer nachdenklicher wurde als ich das Thema anschnitt. Er stand auf und lief ein paar Meter nervös durch den Garten während ich ihm besorgt nachsah aber sitzen blieb. Er kam wieder zu mir, setzte sich wieder und holte tief Luft. Ich ahnte das er mir gleich was sagen würde, was ihm schwer zu fallen schien.

Chris:
Ich weiß das Marie morgen aussagen muss und Tobias auch.
Es gibt etwas was ihr alle noch nicht wisst und das wird morgen auf den Tisch kommen. Davor habe ich Angst Andreas. Von dem ersten Video was Marie im Zimmer auf dem Schiff gemacht hat, wisst ihr ja inzwischen alle, aber es gibt noch ein zweites Video, wie ich von Thorsten erfahren habe. Ich weiß nicht was drauf zu sehen sein wird, aber ich vermute etwas und wenn das tatsächlich so sein wird, dann halte mich bitte morgen sehr sehr gut fest. Ich weiß nicht was ich dann tun werde. Mir liefen Tränen die Wangen runter, die sich in der Kälte langsam in Nebel auflösten. Andreas sah mich an und ihm fror grade genauso das Gesicht ein wie mir.
Andreas:
Du willst mir jetzt nicht sagen...? Das?
Chris:
...Sie es ein zweites mal getan hat?
Ja. Ich weiß von nichts Andreas.
Ich atmete schwer aus während ich das zitternd über die Lippen brachte.
Ich hab Angst wie Lea, Mama und Anne reagieren, wenn sie das Video morgen sehen. Anne soll gut auf Mama aufpassen das muss sie uns versprechen. Ich hab kein gutes Gefühl.

Andreas:
Ich war grade geschockt was ich da erfahren hatte und jetzt war ich es, der mit seiner Wut irgendwo hin musste. Ich nahm Chris in den Arm und hielt ihn mit Tränen in den Augen einfach nur fest.

Ich war grade so traurig. Wenn Kinder missbraucht werden, haben sie ihr Leben Zeit das aufzuarbeiten und damit zu leben, aber bei Erwachsenen schwingt das immer wieder überall mit, vor allem wenn man den jenigen auch noch persönlich kennt der das getan hat, ist es noch um so schlimmer und wenn es jemand war dem man sich ursprünglich aus Liebe freiwillig hingegeben hatte und eine gravierende Veränderung in diesem Menschen stattgefunden hatte, ist es unertragbar.
Marie hat Chris Leben wie es war zerstört und dafür wird sie morgen hoffentlich büßen. Wie kann ein Mensch sich nur so verändern? Das aus Liebe abgrundtiefer Hass wird und sie ihm den Tod wünscht. Gott sei Dank lebt er noch. Dank Papa.

Es war uns inzwischen auch trotz das wir dick eingepackt waren kalt geworden. Wie ich Chris im Arm hielt sah ich das uns Mama von drinnen beobachte und am liebsten raus gekommen wäre, als sie uns so sah. Sie hatte aber Conner auf dem Arm und wartete schweren Herzens drin auf uns. Chris bekam nicht mit das Mama drin zuschaute. Was wir besprochen hatten, hatte sie nicht gehört, denn dafür waren wir zu weit weg, aber sie hatte es gesehen. Unsere Körpersprache sprach Bände und das deutete sie auch so, dass das kein gutes Gespräch war.

Wir gingen rein und Chris zog sich erst mal seine dicke Jacke wieder aus genauso wie ich. Er nahm ihr Conner ab und lief mit ihm in einen anderen Raum. Er brauchte grade einen Moment Ruhe und die sollte er auch haben. Das Gespräch hatte ihm draußen grade ziemlich zugesetzt und das spürte ich auch. Ich hatte Herzstiche als er erzählte und meine Wut auf Marie stieg wieder in mir auf. Ich war aber erstaunt das er mir das anvertraute und das bedeutet mir sehr viel. Wir sind eine Familie und halten zusammen.

Mama fragte mich als Chris nicht mehr im Zimmer war was da grade draußen los war.
Ich hatte immer noch Tränen in den Augen und konnte das auch nicht noch mal wiederholen. Es tat mir zu sehr weh und wenn ich es jetzt erzählen würde, würde ich Chris vertrauen nur noch mehr erschüttern als es das eh schon war. Ich sagte ihr
,,Ich kann nicht darüber reden Mama, Du wirst es noch erfahren, Chris wird uns brauchen Mama, das wird morgen sehr hart für uns alle." Lass ihn bitte in Ruhe". Ich ging noch mal nach ihm sehen und blieb lautlos im Türrahmen stehen. Er stand gedankenverloren bei Mama im Wohnzimmer am Fenster. Dort stand auf einem Schränkchen ein Bild von Papa. Er nahm den Rahmen mit seinem Foto darin runter und schaute mit gesenktem Kopf drauf. Ich sah wie einige Tränen auf den Rahmen tropften und seine Blicke immer wieder zwischen Conner und dem Rahmen wechselten.
Ich hörte ihn leise fast flüsternd sagen.
Chris:
,,Warum musstest Du nur schon so früh gehen?, Deine Enkel hätten Dich gerne kennengelernt Papa. Steh mir bitte morgen bei, ich brauch Dich so sehr".

Ich hatte Gänsehaut als ich Chris so sah. Er hatte nicht bemerkt das ich dort stand und alles mitbekam. Ich schaute an Chris vorbei zum Fenster raus und wie durch ein Wunder klarte das schlechte Wetter von vorhin in strahlenden Sonnenschein auf. Da wusste ich das Papa bei uns ist und uns nicht im Stich lassen wird.

Das der morgige Tag noch alles toppen wird konnten wir alle noch nicht voraussehen. Chris hatte mir eine Vermutung geäußert, aber der wirkliche Inhalt sollte Chris beinahe das Herz brechen.

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