156.Kapitel

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Sicht Chris:

Der Richter sah es mir an, dass ich neben Andreas und meinem Anwalt etwas entspannter wirkte, aber in Wahrheit war ich das nicht wirklich. Das hatten sie so auch noch nicht, dass jemand von der Familie mit beim Kläger saß, so wie in meinem Fall. Eigentlich hatte Lea ja die Klage eingereicht in meinem Namen. Meine Gedanken ließen mich auch nach der Eröffnung immer noch nicht los und Andreas versuchte mich mit Blicken ruhig und entspannt zu halten. Ich war trotzdem noch genauso verkrampft wie zu Beginn.

Der Richter sagte:

Richter:
Ich rufe nun den ersten Zeugen in den Zeugenstand.

Ich wusste das auch Zeugen angehört werden sollten, aber nicht wer es genau war. Ich schaute durch den Saal, wer wohl jetzt aufstehen würde. Als ich sah das es Lea war, spürte ich wie nervös sie mir entgegen kam und sich in der Mitte auf den Stuhl setzte.

Sie sah nicht gut aus. Meine Gefühle fuhren grade bergauf und bergab und sämtliche Träume gingen mir wieder durch den Kopf. Ich machte mir jetzt nur noch mehr Sorgen um sie, versuchte das aber auf jeden Fall auszublenden und mich zu konzentrieren, denn es war auch für sie nicht leicht noch mal über all das sprechen zu müssen.
Ihr Bauch war auch langsam beschwerlich für sie. Gott sei dank hat sie es bald geschafft und wir können unsere Kids bald im Arm halten.

Andreas riss mich aus meinen Gedanken indem er mir sachte einen Hieb in die Seite gab. Ich reagierte noch bevor Leas Befragung anfing.

Richter:
Frau Reinelt, Sie sind heute hier als Zeugin im Fall Reinelt gegen Bach anwesend. Sie sind mit der Angeklagten weder verwandt noch verschwägert?
Lea:
Nein
Richter:
Sie sind aber mit dem Kläger liiert und können so die Aussage verweigern. Sollten sie doch aussagen wollen, muss es die Wahrheit sein. Denken sie bitte daran das eine Falschaussage bis zu 5 Jahren Haft nach sich ziehen kann. Möchten sie aussagen?
Lea:
Ich möchte bitte aussagen. Diese Frau muss bestraft werden, für das was sie getan hat.
Ich schaute mit einem kühlen und verachtenden Blick zu ihr rüber bevor ich zum Richter sah.

Ich bemerkte wie Lea zu mir sah und ich auf meinem Stuhl unruhig wurde. Andreas schaute sich auch um und merkte auch wie Mama und Anne sich ihre Blicke immer im Wechsel hin und her zuwarfen.

Richter:
Ihr Name ist Leandra Reinelt, geborene Brandt und sind in Bünde wohnhaft.
Erzählen Sie doch mal wie sich alles aus ihrer Sicht abgespielt hat und beginnen Sie ganz am Anfang. Die Beweise werden wir später noch einsehen wenn die angeklagte vernommen wird.

Ich senkte meinen Kopf und merkte nur wie mich Andreas im Arm hatte und mich fest am Arm drückte. Ich schaute Lea dann noch mal an und sah das sie schwer einatmete bevor sie anfing zu erzählen. Sie hielt sich immer wieder ihren Bauch und ich hatte ein ungutes Gefühl während ich sie beobachtete. Sie war total angespannt und sie verzog zwischendurch immer mal wieder schmerzverzehrt das Gesicht, was Andreas und mir nicht entgangen war. Ich sagte nur zu ihm
,,Hoffentlich hält sie das durch".

Als sie erzählte wie wir uns kennengelernt haben, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Es war der Anfang unserer großen Liebe und daran denke ich gerne zurück. Als der Kinobesuch mit dem Foto von ihr angesprochen wurde, merkte ich das meine eigene Stimmung sich veränderte, denn ab da drängte sich Marie in unser Leben, vor allem in meins.

Im letzten Sommer wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht das Marie dahinter stecken würde und mein Leben schlagartig verändern würde.

Bis zu der Kreuzfahrt sind meine Erinnerungen noch klar, bis zu dem Tag an dem alles plötzlich dunkel war und mir wegen ihr ein Teil meines Lebens genommen wurde.
Sie erzählte wie sie die ersten Wochen in Spanien alleine hinbekommen musste und das sie zu Anfang Andreas nicht erreichen konnte. Es kamen die Briefe und das Video zur Sprache und auch die vielen Krankenhausaufenthalte und OPs die ich hatte, weil ich da dem Tod unfreiwillig näher war als dem Leben. Auch der Einbruch in unser Haus und meine beiden Suizidversuche wegen ihr waren Thema.

Lea war so tapfer, aber ich merkte wie ihr das alles schon ziemlich zusetzte und sie froh war, als der Richter sie aus dem Zeugenstand entlassen hatte. Das es ihr aber doch schlechter ging wie es im Moment aussah sollten wir schon bald sehen.

Ich brauchte einen Augenblick um das alles sacken zu lassen was ich gehört hatte. Ich wusste das zwar alles, aber in diesem offiziellen Rahmen war es doch noch mal was ganz anderes. Ich habe das aus ihrer Sicht so auch noch nicht gehört und mir lief es grade eiskalt den Rücken runter, vor allem bei den Blicken die mich von Marie trafen während Lea von dem Video berichtete.
Ich verstehe es immer noch nicht, wie man nur so eiskalt sein kann wie Marie.

Sie hatte es schon schwer beim aufstehen und wie sie sich am Tisch abstüzte bevor sie zu ihrem Platz ging machte mir Sorgen. Meine Mutter umarmte sie bevor sie sich setzte. Das schien sie zu entspannen, aber ich spürte das etwas nicht stimmte. Auch Dr. Klinge fiel es auf und ich sah wie er mit ihr sprach und ihr den Blutdruck zu messen schien. Das beruhigte mich einerseits das er es auch gemerkt hatte, aber das er medizinisch eingriff versetzte mich innerlich in Alarmbeteitschaft. Ich ahnte das mein Gefühl mich nicht täuschen würde und noch etwas schlimmes folgen könnte.

Ich hatte aber nicht wirklich eine Verschnaufpause, denn als nächstes wurde ich in den Zeugenstand gerufen....

Alb-Traumurlaub mit Folgen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt