78.Kapitel

292 17 1
                                    

Sicht Lea:

Ich verabschiedete mich grade schweren Herzens von Chris. Er hatte einiges vom Arzt und von uns erfahren. Er war ziemlich fertig und eigentlich würde ich ihn jetzt nicht gerne alleine lassen. Er war müde und wollte etwas schlafen.

Ich ging dann aber trotzdem zum Zimmer raus, weil mir Andreas auch grade Sorgen machte. Als ich die Tür hinter mir schloss war bei Chris schon alles ruhig, bis auf die Geräte die monoton neben ihm weiterpiepten. Er war scheinbar schon eingeschlafen. Mit schlafen hatte er bisher ja auch keine Probleme. Ich hielt noch mal kurz für mich inne und schaute mich dann im Flur um, ob ich Andreas irgendwo entdecken konnte. Ich hatte grade ein ganz ungutes Gefühl.

Andreas stand etwas weiter im Gang an der Wand angelehnt und schien sehr in sich gekehrt zu sein und hatte sich scheinbar aber wieder beruhigt. Ich ging zu ihm und wollte ihn in den Arm nehmen. In dem Moment als er mich auf sich zukommen sah, ließ er sich an der Wand nach unten zum Boden sinken, so das er jetzt an der Wand saß. Es wirkte als wäre grade sämtliche Kraft und Energie aus ihm gewichen. Ich lief etwas schneller auf ihn zu und setzte mich zu ihm egal was die Leute sagten, die auch auf dem Gang langliefen. Ich nahm ihn in den Arm und wartete auf eine Reaktion von ihm, die auch sofort kam.

Andreas war mit der Situation in Chris Zimmer grade total überfordert und das wurde eben auch deutlich spürbar. Er ist grade emotional total zusammengebrochen. Ich überlegte sogar einen Arzt dazu zu rufen. So hatte ich Andreas noch nicht erlebt wie jetzt und das besorgte mich. Ich wartete aber erst mal ab und beschloss das auf jeden Fall später Teresa zu sagen, dass die auch ein Auge auf Andreas werfen konnte. Er legte seinen Kopf an meine Schulter und ließ den Tränen, die er in Chris Zimmer verdrängt und unterdrückt hatte grade gnadenlos raus. Ich habe Andreas noch nie so bitterlich weinen sehen wie in diesem Moment. Das sollte Chris natürlich nicht mitbekommen und das war auch der Grund warum er so schnell das Zimmer verlassen hatte. Chris hatte es aber trotzdem gemerkt und das merkte ich an seinen Äußerungen. Es war trotzdem gut das er dann raus gegangen war, denn Chris war schon durch den Wind genug.

Ich hatte Angst vor dem nächsten Tag und Andreas hat da sicher genauso Angst vor wie ich selbst, vor allem weil auch nicht klar war, wie er auf das was noch kommen sollte reagieren wird. Bisher hatte Chris  sein Handy noch nicht zurück und das war auch gut so.

Wir haben mit Dr.Klinge besprochen das Chris alles, was mit dem Schiff in Verbindung steht von uns und alle medizinischen Fakten von ihm erfahren soll.

Wir saßen noch eine Weile so im Gang bis Andreas bereit war sich wieder aufzurappeln und wir dann zu Andreas zurück gefahren sind. Er war grade in keiner guten Verfassung. Das er plötzlich so abgebaut hatte, hatte ich nicht erwartet und ich hoffte das es bald wieder besser wird.

Als wir bei Andreas ankamen gingen wir sofort rein und trafen noch auf Teresa, die auf uns und Neuigkeiten wartete. Andreas gab Teresa einen Kuss und ging mit einem leeren und betroffenen Blick direkt und ohne was zu sagen nach oben. Teresa merkte das etwas nicht stimmte und wollte ihm direkt hinterher. Ich hielt Teresa am Arm vorsichtig zurück und hinderte sie daran ihm nachzulaufen, worüber sie sehr verwundert war. So kannte sie Andreas nicht und das machte auch ihr Sorgen. Ich sagte ,,Lass ihn erst mal mal" und ich schüttelte leicht den Kopf.

Teresa:
Was war da los und warum ist Andreas so durch den Wind?
Lea:
Chris ist zwar jetzt wach, aber Andreas hat Angst davor was jetzt alles auf seinen Bruder zukommt. Er hat es nicht mehr ausgehalten und ist aus dem Zimmer raus gerannt. Es hat ihn ziemlich mitgenommen. Seine Gefühle sind alle aus ihm raus gebrochen, genauso wie bei mir auch. Der Moment als er die Augen aufgemacht hatte war so schön, aber es sind auch bei uns Erinnerungen hoch gekommen. Bei mir wie auch bei Andreas. Der ganze Stress und die Angst sind von uns abgefallen. Ich habe Chris auch von den Zwillingen erzählt. 
Teresa:
Und wie hat er reagiert?
Lea:
Er freut sich riesig. Ich hoffe das alles gut geht. Jetzt muss Chris erst wieder auf die Beine gebracht werden.

Teresa:
Wie meinst Du das?
Lea:
Er kann nicht laufen. Er hat ab der Hüfte kein Gefühl in den Beinen. Es kommt ab morgen jemand der Übungen mit ihm machen wird.
Teresa:
Weiß das Andreas schon?
Lea:
Nein bisher nicht. Das kann noch dauern bis er wieder laufen kann. Der Arzt sagt je länger man im Koma liegt um so länger wird es dauern bis der Körper sich an alles wieder erinnert. Psychische Probleme können den Heilungsprozess noch verzögern. Er sollte sich auf jeden Fall Hilfe holen, wenn es zu spüren ist, dass er es nicht verarbeiten kann. Er braucht uns jetzt alle.
Teresa:
Auf uns könnt ihr immer zählen, das wisst ihr.
Lea:
Ich geh jetzt schlafen. Ich will morgen wieder früh zu ihm.
Vielleicht solltest Du noch mal nach Andreas sehen. Er gefällt mir nicht. Wenn Du mich fragst hatte er einen Nervenzusammenbruch. Wenn er sich nicht wieder fängt solltest Du einen Arzt kommen lassen.

Elise würde ich das jetzt nicht unbedingt sofort sagen, es sei denn sie fragt oder merkt es selber dass es Andreas nicht gut geht. Sie macht sich um Chris schon genug Sorgen. So wie ich sie kenne wird sie es merken. Von irgend jemandem müssen die beiden ja ihre stark ausgeprägte emphatische Seite haben.

Wird sich Andreas wieder fangen?,es wird sich zeigen.

Alb-Traumurlaub mit Folgen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt