120.Kapitel

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Sicht Andreas:

Ich bin so fix und fertig. Ich saß jetzt also mit meinem Bruder im Krankenwagen, der zwar immer noch nicht bei Bewusstsein war, aber Dr.Klinge hatte es geschafft ihn nach fast aussichtslosen 15 Minuten wieder zurück zu holen. Er konnte und wollte nicht aufgeben, denn er sah auch meine Angst um meinen Bruder im Gesicht. Ich sah die Erleichterung in seinen Augen als er endlich seinen Puls und noch schwachen, aber vorhandenen Herzschlag auf dem Monitor sah und auch bei mir fiel die Anspannung jetzt allmählich ab. Ich fing auch wieder an ruhiger zu atmen, denn ich hatte unbewusst in den Schockmomenten immer wieder die Luft angehalten.
Das Beruhigungsmittel das ich bekommen hatte, wirkte auch allmählich und so wurde ich auch etwas ruhiger und ließ mich wieder auf den Sitz neben Chris nieder sinken. Ich machte mir während der Fahrt so meine Gedanken, was in der letzten halben Stunde alles so passiert war.
Warum hatte er drei Schlaftabletten genommen, obwohl er wusste das er nur eine nehmen darf?
War das Absicht? Oder hat er einfach nicht an die Folgen gedacht? Wie soll ich das Mama erklären wenn es Absicht gewesen sein sollte?
Mir gingen grade so viele Fragen durch den Kopf. Die wichtigste stellte ich Dr.Klinge grade direkt.

Andreas:
Dr.Klinge, wissen Sie warum der Herzschrittmacher nicht eingesprungen ist? Der hätte das doch verhindern sollen?
Dr.Klinge:
Ich bin grade genau so ratlos wie sie. Das kann ich ihnen nicht sagen warum, aber wenn die ersten Untersuchungen bei ihrem Bruder durch sind und er das Schlafmittel abgebaut hat, werden wir uns darum kümmern.
Das war so knapp. Etwas länger und wir hätten ihm nicht mehr helfen können.
Andreas:
Ich schaute ihn mit Tränen in den Augen an als er das sagte und nahm aus Reflex seine Hand und hielt sie fest. Wie lange wird das dauern bis er wach ist? Fragte ich ihn mit besorgter Stimme.
Dr. Klinge:
Das kann noch etliche Stunden dauern, bei der hohen Dosis die er im Blut hat. Er bekommt jetzt erst mal Infusionen, dass wir den Kreislauf wieder stabil kriegen und alles andere sehen wir dann.
Andreas:
Auf welche Station wird er gebracht?
Dr.Klinge:
Erst mal zur Beobachtung auf intensiv solange er das Medikament ausschlafen muss und das mit dem Herzschrittmacher nicht geklärt ist. Als Absicherung falls nochmal was passiert, was ich nicht hoffen will.

Wir sind da.

Andreas:

Das war heute das schlimmste was ich je erleben musste. Ich hatte zu Hause Chris im Arm während wir gefühlte endlose Minuten auf den Krankenwagen warteten und ich nicht wusste ob er das überlebt. Mir gingen grade so viele schreckliche Momente aus den letzten Monaten durch den Kopf, die mir auch grade das Herz schmerzen ließen.

Ich hab zu Hause Lea angebrüllt, die gar nichts dafür konnte, weil ich am Rande der Verzweiflung war und dabei hat sie selber um Chris gebangt. Ich hatte grade eine Vorstellung wie es Lea gehen musste als sie Chris auf dem Schiff so gefunden hatte und er ins Koma fiel. Das tut mir grade so Leid, aber das kann ich ihr ja später sagen.

Die Türen vom Krankenwagen öffneten sich und er wurde direkt zur Intensivstation gebracht wo er untersucht und verkabelt worden ist. Ich hoffte so schnell nicht wieder hier her zu müssen, aber das Leben scheint es grade nicht gut zu meinen mit uns.
Seine Werte werden wegen dem Schlafmittel, dass er noch im Blut hat sehr engmaschig kontrolliert und sowie er wach ist wird er weiter untersucht werden wegen dem Schrittmacher.
Ich wusste, dass er jetzt in guten Händen ist und mir ging es soweit auch wieder einigermaßen.

Ich ging nach draußen und rief meine Frau auf ihrem Handy an, die noch immer bei Chris zu Hause bei Lea ist und auf Nachricht wartet.

Andreas:
Hallo mein Schatz, bist Du noch bei Lea?
Teresa:
Ja bin ich. Gott sei Dank, das Du dich meldest. Was war hier los bevor ich da war? fragte ich Andreas vollkommen fertig.
Lea ist fix und fertig. Sie ist zusammengebrochen als sie Chris nach unten gebracht haben. Der Sanitäter hat ihr was für den Kreislauf gegeben und jetzt liegt sie auf dem Sofa und schläft. Sie hat den Herzstillstand von Chris vor der Tür mitbekommen. Da sind bei ihr wieder Erinnerungen hoch gekommen. Ich konnte sie kaum halten. Warum hatte er überhaupt einen?
Andreas:
Das fragt sich Dr. Klinge auch warum er einen hatte. Das wird auch noch geklärt, wenn er stabil ist und wach ist. Momentan schläft er das Medikament unter Beobachtung aus. Er liegt auf intensiv und hängt an zich Kabeln. Das war vedammt knapp. Erst als er ihm das Adrenalin direkt ins Herz gespritzt hat und er ihn zwei mal geschockt hat, hatte er ihn wieder. Hätte es  2-3 Minuten länger gedauert wäre es endgültig vorbei gewesen. Ich bin selber so geschockt gewesen, dass mir der Kreislauf mit abgeschmiert ist. Mir geht's aber soweit wieder gut. Mach dir bitte keine Sorgen.
Teresa:
Da bin ich beruhigt Schatz. Wenn Lea wach ist werden wir nachkommen. Wir müssen deiner Mutter noch Bescheid geben. Die soll erst mal zu uns gehen, auch wenn es ihr schwer fällt und sie lieber zu Chris will, aber ich kann Lea hier nicht alleine lassen und die Kinder kommen bald aus der Schule und Lisa muss aus der Kita abholt werden. Klärst Du das? Oder soll ich das machen?
Andreas:
Gut das Du grade den Durchblick hast liebes. Ich klär das. Mama wird geschockt sein, wenn sie das hört. Melde Dich bitte nochmal wie es Lea geht und wann ihr her kommt. Ich liebe dich.

Ich legte nach dem Gespräch was auch für Teresa einige Fragen geklärt hatte wieder auf. Es war inzwischen Mittagszeit und unsere Kinder kommen bald alle nach Hause und momentan war keiner da. Ich machte also das was meine Frau sagte und rief mit ungutem Gefühl meine Mama an.

Andreas:
Hallo Mama, wie geht's Dir? Sagte ich mit trauriger Stimme.
Elise:
Hallo mein Sohn mir gehts gut, aber was ist bei Dir los? Du klingst so fix und fertig. Ich kenne Dich doch. Was ist los?
Andreas:
Mama setz Dich mal bitte kurz. Ich muss Dir was sagen und Dich um etwas bitten.
Elise:
Andreas, raus mit der Sprache!
Andreas:
Mama Chris liegt im Krankenhaus auf intensiv. Sein Herz.... ich konnte nicht weitersprechen, weil ich sofort die Bilder aus dem Krankenwagen vor mir hatte und mir wieder die Tränen in die Augen schossen.

Ich wischte mir die Tränen weg, holte tief Luft und erzählte ihr auch den Rest in Ruhe mit brüchiger Stimme. Sie merkte am Telefon das mir das alles sehr nah ging. Ich merkte das sie auch geschockt war und das erst mal sacken lassen und sich wieder sammeln musste. Ich fragte sie dann noch ob sie bereit wäre, sich erst mal bei uns um die Kinder zu kümmern und ob sie Lisa abholen kann. Das machte sie gerne. Vor allem Lisa freute sich immer wenn Oma sie abholte.
Ich sagte ihr noch wenn Teresa Lea in die Klinik zu Chris gebracht hat, wird sie mit ihr tauschen. Ich sagte ihr auch noch das ich auf jeden Fall bei ihm bleiben werde, bis er wach ist und verabschiedete mich dann von ihr.

Nach dem Gespräch schickte ich Teresa nur noch eine Nachricht.
,,Alles mit Mama geklärt. Sie holt Lisa ab und bleibt, bis einer von uns sie ablöst. Bin jetzt wieder bei Chris. Bis später. Ich liebe dich."

Ich ging wieder nach oben zu meinem Bruder. Immer wieder mit diesen Bildern vor Augen. Ich setzte mich zu ihm, schaute ihm beim schlafen zu und rief mir immer wieder ins Gedächtnis wie knapp das heute wirklich war. Ich konnte es immer noch nicht fassen.

Ich fragte mich immer wieder ob das mit den Tabletten Leichtsinn war, weil er vorher was getrunken hatte oder ob es Absicht war, weil er mit den Albträumen nicht mehr klar kommt, was ich natürlich nicht hoffen will. Ich werde ihn aber auf jeden Fall fragen.

Ich schaute ihn immer wieder an und sagte nur mit dem Gesicht in den Händen vergraben:

,,Ich hab alles versucht Papa. Wenn Du mich nicht gewarnt hättest, wäre er jetzt bei Dir." In dem Moment fiel seine Papakette vom Nachttisch auf den Boden. Ich hob sie auf und hielt sie fest vor meinem Herzen in der Hand.
Ich schloss meine Augen und spürte einen leichten Windzug in meinen Haaren. Ich öffnete leicht erschrocken wieder die Augen und sah neben Chris ein hellen Lichtschein, der ihm durch seine Haare strich. Es war Papa, da bin ich mir sicher. Ich konnte meine Tränen jetzt auch nicht mehr halten.
,,Ich hätte Chris fast verloren. Wann hat das endlich ein Ende?" sagte ich zu ihm.  Ich gab auf die Kette einen Kuss und legte sie in Chris seine Hand. Ich umschloss die Kette in seiner Hand und legte sie ihm in Herznähe. Der Lichtschein war dann verschwunden und ich sagte nur noch ,,Danke Papa".

Ich war noch in Gedanken versunken als Dr.Klinge zur Tür rein kam und nach Chris seinen Werten schaute und ihm Blut abnehmen wollte. Da er ja eh schon Zugänge in den Venen hatte, war es auch nicht schwer ihm das Blut abzuzapfen, was im Normalfall eher schwierig ist bei Chris. Das wird jetzt regelmäßig stündlich untersucht um zu sehen ob sich das Schlafmittel abbaut. An der linken Hand hing die Infusion dran, also nahm er die rechte Hand, stöpselte das Röhrchen an, zog einmal kräftig und schon war alles erledigt. Er drehte das Röhrchen wieder raus und spritze noch etwas klare Flüssigkeit in den Zugang bevor er den Zugang wieder veschloss. Ich sah ihn fragend an. Er sagte mir dass das zum sauberhalten für den Verschluss war und es das selbe ist wie das, was er da in der Infusion hat. Ich fragte ihn noch, wann der Tubus den er im Hals hat gezogen wird?
Dr.Klinge:
Sofort wenn er wieder wach ist und weitere Komplikationen ausgeschossen sein können. Er ist noch nicht ganz über den Berg. Deswegen wird er auch noch mit beatmet. Sowie er wach ist, kommt er davon ab.

Ich war beruhigt und Dr.Klinge klopfte mir nochmal auf die Schulter und sagte ,,Das wird schon wieder, er ist noch jung". Ich schaute hoffnungsvoll zu ihm und dann wieder besorgt zu Chris. Dann ging er erst mal wieder.
10min später kam er noch mal wieder und teilte mir die Ergebnisse mit. Er sagte das sich das Schlafmittel nur langsam abbaut und es sein kann das er noch einige Stunden schlafen wird.

Ich sollte mich auch mal stärken gehen und was Essen und Trinken, denn das hatte ich bei der ganzen Sorge um Chris vollkommen ausgeblendet und vergessen.

Alb-Traumurlaub mit Folgen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt