102.Kapitel

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Sicht Lea:

Jetzt war es soweit.

Dr.Handke begann ruhig mit Chris zu sprechen. Chris schloss entspannt seine Augen und ich merkte auch an seiner Hand und dem restlichen Körper das er in eine Art Trance fiel und dabei vollkommen entspannte. Man konnte richtig sehen wie seine Muskulatur entspannte und sich lockerte. Ich merkte wie seine ganze Anspannung vom Körper abfiel. Dr.Handke benutze bestimmte Wortsequenzen, um ihn in diese Trance zu bekommen und ihm so bestimmte Fragen stellen zu können. Selbst seine Werte waren bisher noch in Ordnung. Das sich diese aber noch drastisch ändern würden konnte noch keiner ahnen.

Mein ungutes Gefühl beschlich mich aber trotzdem. Bisher wurden nur allgemeine Fragen aus der Vergangenheit gestellt und auf die aktuellen Ereignisse würde er auch gleich kommen. Das war das wovor ich Angst hatte und meine Sorgen immer lauter werden ließen.

Ich beobachtete Chris weiter ganz genau und Andreas auch. Dann kamen die befürchteten Fragen von Dr.Handke.

Chris wirkte recht ruhig aber sein Körper sagte was anderes und reagierte. Chris antwortete ohne es bewusst zu wissen auf die Fragen die ihm gestellt wurden und es kamen immer mehr Erinnerungen ans Licht aus diesem für Chris schweren Schicksalstag auf der Kreutzfahrt.

Andreas und ich konnten das nicht glauben, was wir da hörten, was sein Unterbewusstsein da grade zu Tage förderte. Ich schluckte schwer und ließ meine Tränen laufen während Chris alles erzählte und Dr.Handke mich auch nebenbei mit beobachtete. Ich weinte still in mich hinein, um die Sitzung nicht zu gefährden.

Andreas reichte mir ein Taschentuch als er es auch mitbekam, dass ich das grade nur schwer ertragen konnte. Andreas ging es genauso, denn das hatte er nicht erwartet was Chris sonst noch alles in sich vergraben hatte. Es kamen Wut und Verzweiflung und Enttäuschung zum Vorschein das sein Leben so gravierend verändert worden ist, wegen einer Racheaktion die nicht zu Ende bedacht worden ist. Ich merkte das auch die Zwillinge unruhiger wurden, da sie meine Unruhe genauso spürten.

Beim genauen hinsehen, merkte ich das auch Chris unbewusst weinte und das tat mir so im Herzen weh, dass ich ihn dabei nicht ansehen konnte und stattdessen mein Gesicht in meinen Händen vergrub. Andreas stand jetzt aus seinem Stuhl leise auf und nahm mich fest umschlossen in den Arm. Das war mir grade alles zu viel und das merkte er. Ich hatte es mir nicht so schlimm vorgestellt, vor allem war mir nicht bewusst was in diesen mehr als fünf Stunden die er weg war wiklich alles passiert war. Das kam jetzt alles ans Licht und ich war geschockt. An all das konnte er sich nicht bewusst erinnern. Diese Sitzung sollte aber über ein Aufnahmegerät aufgezeichnet werden um später bewusst über die Sitzung reden zu können und auch als Beweis für die Verhandlung geführt und gesichert zu werden. jetzt nach dieser Sitzung waren wir uns sicher das Marie sehr lange ins Gefängnis gehen wird. Diese Frau ist einfach nur krank.

Je länger diese Sitzung dauerte um so unruhiger wurde ich. Ich zog meine Hand von Chris seiner vorsichtig weg. Ich konnte nicht mehr und verließ zitternd, leise und wortlos das Zimmer. Andreas folgte mir besorgt und schloss leise hinter sich die Tür, so waren Chris und Dr.Handke jetzt alleine da drin. Ich erinnerte mich wie ich Andreas gefunden hatte und er mit den Nerven runter war. So ging es mir grade und jetzt war er für mich da und da war ich ihm auch sehr dankbar dafür.

Ich zitterte inzwischen am ganzen Körper. Andreas schnappte sich eine Schwester die grade hier vorbei lief und ließ mich durchchecken, grade auch wegen der Zwillinge. Mein Zucker war durch die Aufregung total im Keller. Ich bekam Glucose und es wurde wieder besser. Andreas ging vor die Tür weil es auch für ihn nicht leicht war das alles zu mitzukriegen und kam kurz darauf wieder rein, um nach mir zu sehen. Mir ging es wieder etwas besser. Wir machten uns wieder zurück zu Chris Zimmer auf den Weg. Wir durften nach einem Zeichen von Dr.Handke leise wieder reinkommen und setzten uns wieder auf unsere Plätze. Bisher schien alles gut zu laufen. Bisher!

Auch bei Chris machten sich inzwischen Erschöpfungserscheinungen deutlich sichtbar. Sein Herz schlug unregelmäßig und der Blutdruck war auch nicht so wie er für Chris optimal sein müsste. Ich machte mir Sorgen um Chris und bat Dr.Handke ihn aus der Hypnose zurück zu holen. Ich wollte ihn von seinem Arzt checken lassen. Die Werte machten mir Sorgen. 

Er merkte das ich vor Sorgen fast nicht mehr zu halten war und holte ihn zurück und das war auch gut so, denn sein Zustand war grade ohne das Chris es wusste schon kritisch.

Chris wusste nicht was los war, außer das er Schmerzen in der Brust hatte und das ihm ziemlich schlecht war. Er fragte wie aus Reflex bei Dr.Handke ob die Hypnose was gebracht hat. Er schaute auch in unsere geschockten Gesichter und wusste dann, dass es etwas gebracht hatte. Ich klingelte und Dr.Klinge kam auch ziemlich schnell.

Chris merkte jetzt auch, das grade ziemlich Hektik bei ihm im Zimmer war und merkte auch selber das seine Werte mächtig im Keller waren.

Dr.Klinge stöpselte ihn sofort eine Infusion an den Zugang auf seiner Hand an. Während dessen verabschiedete sich Dr.Handke noch und ging mit dem Aufnahmegerät in sein Büro, um das Gespräch auszuwerten. Das er so heftig auf die Hypnose reagiert hatte war vorher nicht zu erahnen. Es machte aber deutlich wie sehr es doch tatsächlich alles an ihm nagt und das er Zeit braucht, um das alles zu verarbeiten.

Die Infusion lief langsam in seine Venen. Sein Kreislauf stabilisierte sich erst nach einiger Zeit wieder. Chris kam langsam wieder zu sich und sah an unseren Gesichtern das wir was erfahren haben mussten, wovon er selbst noch nichts wusste. Er fragte mich, aber ich konnte nichts sagen. Andreas sagte dann zu Chris, dass das Gespräch als Dokumentation aufgezeichnet wurde und Dr.Handke das dann mit ihm auswerten und besprechen wird. Wir sagten Chris, dass die Hypnose abgebrochen werden musste weil sein Herz es fast nicht mehr verkraftet hätte. Erst gut drei Stunden später ging es ihm wieder etwas besser. Der Kreislauf kam wieder in Schwung dank der Infusion die Dr.Klinge ihm verpasst hatte. Das war echt knapp heute.

Ich bat Chris keine weiten Hypnosen mehr zu machen. Ich würde jedes mal fast vor Angst mit sterben. Das merkte er mir auch deutlich an. Ich war jetzt genauso fix und fertig wie er. Wir blieben noch etwas bis wir gegen Abend zurück wollten. Andreas hatte ich in meinem Auto mitgenommen, dann brauchte Manuel ihn nicht extra holen. Auf der Fahrt ließ ich Andreas in Ruhe. Ich habe Andreas noch nie so geschockt und traurig gesehen wie eben in diesem Zimmer bei Chris. Man hätte sein Herz zerspringen hören können und das machte mich mit traurig. Ich fand auch grade keine tröstenden Worte, da sie mir selber grade fehlten. Ich sah wie er seine Fäuste auf dem Schoß ballte. Er würde grade zu gerne seine Wut einfach rausschreien, aber er tat es nicht aus Rücksicht auf mich da ich am fahren war.

Als wir zu Hause ankamen bat mich Andreas schon mal ins Haus vor zu gehen. Er war auf dem Weg zur Zauberhalle die heute leer war.
Ich sah ihm an das er für sich alleine sein wollte, denn das tat er immer, wenn er über etwas nachdenken oder für sich sein wollte. In der Zauberhalle war er für sich und konnte sich in Arbeit vergraben, obwohl das jetzt noch nicht richtig ging. Von da aus konnte er weiter zu den Büros von Chris und Andreas.

Ich blieb noch kurz am Auto stehen und schaute ihm hinterher. Jetzt ließ er seine Wut raus. Ich hörte ihn noch nie so laut schreien wie jetzt grade. Ich sah noch wie er sehr schwer atmend und tief Luft holend an der Tür stand und aufschloss. Ich ging zu ihm und nahm in den Arm. Ich spürte das er schnell und unregelmäßig atmete. In genau solchen Momenten kamen die Folgen des Unfalls durch. Er blieb noch kurz nach vorne gebeugt im Türrahmen stehen, um sich zu sammeln bis er wieder Luft bekam. Ich blieb bei ihm bis er wieder etwas ruhiger atmete. Ich ging dann ins Haus zurück und er schloss hinter sich die Tür zur Werkstatt. Ich wollte ihn gar nicht erst überreden mit ins Haus zu kommen, ich wollte mir nur sicher sein das er nicht zusammenbricht und es ihm einigermaßen gut geht. Ich wusste das er jetzt die nächste Zeit nicht im Haus zu finden sein wird. Ich kenne Andreas inzwischen sehr gut. Chris wäre auch für länger verschwunden.

Im Flur wurde ich bei Andreas zu Hause überraschenderweise von Elise in Empfang genommen. Wieso war sie bei Andreas? Stellte sich mir grade die Frage. Sie umarmte mich und fragte wo Andreas war. Ich sagte ihr das er in der Werkstatt ist und ohne groß nachzudenken fragte sie was passiert ist im Krankenhaus. Ich wollte wissen wie sie darauf kam das was gewesen wäre?. Sie sagte nur ,,Ich kenne meine Kinder".

Warum geht Andreas in die Werkstatt? Und über was denkt er nach diesem Zwischenfall heute nach?

Alb-Traumurlaub mit Folgen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt