Kapitel 48

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Am nächsten Tag zur Mittagszeit

Mark's POV


Phil war dieses Mal noch nicht da gewesen, so machte Mark seine Übungen ohne ihn. Zu sehr lag ihm der gestrige Tag noch in den Knochen mit dieser elendigen Angst vor dem Hinfallen, als dass er ihn vermissen würde. Und irgendwie war es ihm auch sehr unangenehm gewesen, dass er so arg durchgedreht war, konnte sich das nicht wirklich erklären.

"Jetzt guck' nicht so, du hast es schließlich geschafft und da hatte Phil schon recht." versuchte Tilmann ihn aufzubauen, wenn er wohl merkte, dass er in seine Gedanken versank und es war ja richtig, was er sagte. Dennoch konnte er es einfach noch nicht so ganz verarbeiten. Obwohl das Essen danach sehr gut funktioniert hatte, sogar besser noch, als im Bett, da er sich vorbeugen konnte. Und trotzdem, heute würde er das nicht mitmachen, da war er sich sicher, mochte nicht noch einmal in so eine Situation kommen.

Tilmann saß auf dem Bett und schrieb mit seiner Frau, während Mark seine Beine abwechselnd anhob, solange in der Luft hielt, bis sie zitterten, und dann wieder ablegte. Seufzend nahm er den Blick von seinem Freund, als er das Vibrieren des Handys unter seinem Kopfkissen spürte.

Im Stundentakt rief diese unbekannte Nummer wieder an und natürlich ignorierte Mark sie zum Großteil, allerdings konnte er sich nicht davon abhalten nachzusehen, da es auch etwas Bedeutendes sein könnte. Doch diesmal schien es sich nur um eine Kurznachricht zu handeln, da es sofort wieder aufgehört hatte. Vielleicht war es ja eine von Leni, überlegte er mit einem Grinsen, so holte er freudig sein Handy hervor und entsperrte es. Doch es war eine Nachricht von einer unbekannten Nummer. Schrieb er ihm jetzt schon? Eigentlich, das sagte ihm seine Vernunft, sollte er sie nicht lesen, und doch...

Zaghaft öffnete er die WhatsApp. "Du wirst sie nie bekommen." stand da und Mark musste schlucken. Das konnte nur Max sein. "Und? Was Wichtiges?" wurde er schon von Tilmann gefragt, doch Mark schüttelte schnell den Kopf. "Ne, ne, nichts Wichtiges." murmelte er und ließ das Handy wieder unter dem Kopfkissen verschwinden. Das mussten die Anderen jetzt nicht wissen, war es doch nur reines Drohgebaren eines Verzweifelten. Er würde es klären, wenn er wieder zurück in Berlin wäre. Bis dahin sollten sie sich nicht verrückt machen. Außerdem wollte er die Zeit mit Leni ein wenig genießen, was dann wohl zu Ende wäre, wenn es alle wüssten.

Also konzentrierte er sich wieder auf seine Übungen, die ihm Spaß machten, und er war schon in der Lage, die doppelte Anzahl an Wiederholungen durchzuführen, worauf er auch stolz war. Doch schon klopfte es und Phil spickelte hinein. Oh, weia. Sofort stoppte Mark in seiner Bewegung und musterte ihn. Was würde heute kommen?

Sobald Phil in seine Nähe kam wurde das Herzklopfen stärker, und als könnte sein Therapeut es hören, lachte er. "Mark! What's your problem?" fragte er sofort, doch dieser wusste nicht, was er sagen sollte. Stattdessen schnappte sich Phil den Rollstuhl von Tilmann und fixierte ihn neben seinem Bett. "You come with me." meinte er dann ruhig und griff Mark unter den Rücken und den Beinen, und setzte ihn behend auf, zog ihm wieder die Schuhe an. Dieser wehrte sich nicht, obwohl sich sein Innerstes bereits zusammenkrampfte vor dem Ungewissen.

Vom anderen Bett aus ließ Tilmann ihn nicht aus den Augen und sah ihn fragend an, wedelte mit der Hand, dass er sich informieren sollte, doch Mark konnte es nicht, brachte kein Wort über seine Lippen, war zu angespannt. Phil deutete ihm an, dass er sich in den Rollstuhl setzen sollte, natürlich ohne Hilfe, und Mark traute sich das nun auch irgendwie zu, lehnte sich also nach vorne, griff an die Seitenlehnen des Stuhls und versuchte aufzustehen, was auch gelang. Doch nun stand er wieder vor dem Problem, wie er sich umdrehen konnte und augenblicklich fing sein Herz an, heftiger zu Pochen, während seine Beine bereits zitterten und immer schwächer wurden.

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