Kapitel 5

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Lena's POV


Sie hatte das Gefühl zu fallen. Tiefer und tiefer und immer weiter...wie im Nebel spürte sie Arme, die sich um ihren Körper legten. In ihrem Kopf herrschte Leere, während ihre Brust wie von einem schweren Gurt zusammengepresst wurde und ihr den Atem raubte...'Mark' schrie es verzweifelt widerhallend in ihr drin...dann spürte sie nichts mehr... 

Ihre Lippen fühlten sich trocken an, als sie mit einem tiefen Seufzer wieder aufwachte. Langsam öffnete sie die Augen und merkte, dass sie auf einem Sofa lag. Stimmengewirr rauschte in ihren Ohren, doch verstehen konnte sie nicht, was gesprochen wurde. Kurz grübelte sie, warum sie hier lag, als ihr schlagartig dieser kummervolle Blick von Alec und dieses Kopfschütteln wieder in ihrem Kopf war und ihr Herz mit Wucht erneut entzwei brach. Fast unmittelbar traten Tränen in ihre Augen, die diese mit einem schmerzerfüllten Schluchzen verließen und an den Wangen herunterliefen.

Sofort war Paddy bei ihr und setzte sich zu ihr, mit geröteten Augen, aber lächelnd, streichelte ihre Wangen. "Lena! Wach auf! Es ist alles gut!" sprach er auf sie ein, doch sie verstand nicht, was er meinte, da auch ihm Tränen in den Augen hingen. Mehrmals schluchzte sie bebend auf, blinzelte, um ihn deutlicher erkennen zu können. Warum lächelte er, wenn doch alles so weh tat vor Schmerz?

"Hey." Er wischte sich über die Augen und nahm ihre Hand. "Sie haben sich geirrt. Das Flugzeug, das sie gefunden haben, war nicht das von Steff, Mark und Tilmann. Es waren Einheimische, die abgestürzt sind. Hörst du? Es ist eine schlimme Tragödie, was dort passiert ist, aber sie waren es nicht." Er lächelte immer noch.

Lena hörte die Worte, aber kamen sie noch nicht bei ihr an. Sie waren es nicht. Doch dann wurde ihr plötzlich klar, was das bedeutete und wieder schluchzte sie laut auf, allerdings fiel auch sofort der Druck von ihr ab und die Tränen liefen und liefen. Sie waren nicht tot.


Zwei Stunden später


Nun waren sie doch auf dem Weg zum Flugplatz. Nitti und Sascha waren auch mitgekommen. Keiner wollte jetzt mit seinen Gedanken allein sein. Nach Bekanntwerden dieser Tragödie, bei welcher zwei Menschen gestorben waren und die zu diesem Missverständnis geführt hatte, noch weniger. 

Als sie Daniel so unglücklich im Wohnzimmer hatte stehen sehen, war in Lena ein richtig schlechtes Gewissen ihm gegenüber hochgekommen, da sie ihn bisher so ganz ignoriert hatte. Dabei war er hier ohne Mark völlig allein gelassen, hatte ja niemanden zum Reden. Umso erfreuter war sie nun, ihn dabei zu haben.

Und so waren sie nach einem kurzen Frühstück direkt losgefahren. Ein Guide fuhr den großen Jeep, das wollte man ihnen nun doch nicht überlassen. Während sie so dahinfuhren verstärkte die steppenartige ebene Landschaft das komische Gefühl, wie hier ein Flugzeug nicht gefunden werden konnte. Alles schien hier so übersichtlich.

Die Sonne stand bereits höher, es war bereits sehr warm und der Fahrtwind war angenehm auf der Haut.

Wieder sprach niemand ein Wort, auch hatten sie die Situation und den Schock vom Morgen noch nicht richtig verdaut.

Als sie bei dem kleinen Flugplatz, der aus einer größeren Halle, einem kleineren Gebäude und zwei sandigen Startbahnen bestand, ankamen, fragte sich wohl nicht nur Lena, was sie hier nun tun wollten. Es schien nämlich niemand dort zu sein, zumindest war weder eine Maschine, noch ein Mensch zu sehen.

Das Fahrzeug stoppte neben dem schlichten Betongebäude. „Ich geh' mal rein und schau nach, ob dort jemand ist." Alec, der von allen am gefestigtsten wirkte, sprang vom Jeep, lief zu einer Tür und trat ein. Lena wandte sich zu Nitti um, der schräg hinter ihr saß: „Ich kann nicht verstehen, warum man sie noch nicht gefunden hat." Sie hatte gehofft, etwas tun zu können oder Informationen zu erhalten und nun standen sie quasi im Nirgendwo und alles wirkte so unnütz.

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