Kapitel 70

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Paddy's POV


Sie hatten alle sein Weinen gehört, doch war Mark nicht mehr aus dem Bad herausgekommen. Also waren sie schließlich auf Tilmann's Wunsch hin gegangen, sollten ihm Ruhe gönnen.

Sascha fuhr sie zurück nach Grootbos und eine bedrückte Stimmung hatte alle erfasst, so dass eine schon fast gespenstische Stille herrschte, welche lediglich von dem satten Motor des Jeeps unterbrochen wurde. Unruhig klopfte der Hoss plötzlich gegen sein Lenkrad. "Man." murrte er, sah mit einem angespannten Blick zu ihm herüber. "Wir hätten nicht gehen dürfen." kam brummend hinterher. Machte sich Vorwürfe, die Paddy teilte.

Er ärgerte sich selber, dass er diese Situation einfach hatte laufen lassen, wahrscheinlich, weil es vorwiegend eine Familiensache gewesen war, aber er musste sich eingestehen, dass es ihn auch interessiert hatte, wie Mark darauf reagieren würde. Ob er sich tatsächlich öffnen könnte. Ob sein Verstand diese Blockade aufgeben würde. Und hatte dabei nicht gemerkt, wie sehr die Situation in eine falsche Richtung abgedriftet war. 

Mark war eindeutig überfordert gewesen, hatte wohl auch nicht verstanden und einordnen können, was seine Schwester und auch Lena versucht hatten aus ihm herauszukitzeln.

Obwohl Kitzeln nicht das richtige Wort war. Mit dem Vorschlaghammer hatten sie auf ihn eingeprügelt, waren dem Kopfmenschen mit Emotionen gekommen, die diesen aus der Bahn geworfen hatten, so sehr, dass Paddy an seinem verletzten Gesicht erkennen konnte, dass es nichts war, was so schnell vergehen würde. Das hatte ihn tief getroffen.

Und was hätte Mark anderes tun können, um seine Seele zu schützen, als sich zu entziehen, zu gehen. Paddy seufzte auf. War es überhaupt richtig, einen Menschen so umkrempeln zu wollen? Wie viele Jahre hatte sich dieses Verhaltensmuster in ihm zu einem Automatismus entwickelt, das konnte nicht in einem Gespräch aufgebrochen werden.

Einem Gespräch, welches von der Verletzung Natalie's geprägt war. So verständlich dies war, doch hätten sie sich dazu einen ruhigen, intimen Moment suchen sollen. Vielleicht hätte Mark dann anders reagieren können, nein, nicht vielleicht. Ganz sicher sogar. Dann hätte sich dieser klare Verstand von ihm nicht so benebeln lassen, wie es nun geschehen war. Hätte er nicht nur auf Vorhaltungen reagieren müssen.

Und Lena hatte dies durch ihre unbedachte Äußerung, den Vergleich mit Max, noch weiter verstärkt, auch, wenn ihre Intention eine andere gewesen war, welche auch ihm selber erst hinterher in einer direkten Frage klar geworden war. Sie wollte nicht, dass er aufgrund falscher Emotionen die Menschen, die er liebte, von sich stieß, hatte allerdings durch das Erwähnen von Max' Namen genau das Gegenteil bewirkt, ihn verletzt, und damit eine solche Reaktion noch weiter provoziert.

Er schüttelte aufseufzend den Kopf. Wie sollten sie wieder kitten, was nun augenscheinlich zerbrochen war? Von Tilmann wusste Paddy, dass Mark immer noch eingeschlossen im Bad ausharrte und nicht redete, dieser daher auch nicht einschätzen konnte, wie es ihm ging. Was wieder für die Tiefe des Kummers sprach, in welchem sein Freund wohl versunken war. Konnte er doch dieses intensive Grübeln fast noch körperlich spüren, als sie dort am See gesessen hatten und Mark seinen Gedanken nachgehangen war.

Es war für Paddy beeindruckend gewesen, zu beobachten, wie sich dessen Gesichtszüge während dieser Zeit immer wieder, wahrscheinlich entsprechend der Gedanken, verändert hatten, und sich letztendlich entspannt zeigten, als sie wieder zu den anderen gegangen waren.

Sollten sie nicht einfach Vertrauen darauf haben, dass Mark alles, was man ihm zutrug auch adäquat bearbeitete, so wie dort am See, mit seinen Möglichkeiten? Drückte er seine Gefühle nicht mit anderen Mitteln aus? War es wirklich so wichtig, ihn in seinen schweren Zeiten zu bedrängen, wenn er es doch nicht mochte? Doch im gleichen Atemzug berichtigte sich Paddy wieder. Ja, das Bedrängen war richtig, jedoch...sollten sie auch erwarten, dass Mark von sich aus zu ihnen käme? Brauchte man das alles wirklich im Zusammenleben mit Mark, um ihm nah zu sein, sich ihm nah zu fühlen? Und was hätte ein Hilferuf von ihm tatsächlich bewirkt? Wem hätte er mit dem Erzählen der aktuellen Situation hier in Südafrika geholfen? Oder wären nicht lediglich weitere Ängste geschürt worden aufgrund einer Hilflosigkeit, eben nicht helfen zu können?

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