Kapitel 42

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Spätabends

Lena's POV


Wieder saßen sie bei Steff auf der Couch und unterhielten sich. Alec und Lena hatten es sich auf dem Zweisitzer gemütlich gemacht, wobei er seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Steff war mit Thomas auf dem großen Sofa und lag dort mit dem Kopf auf seinem Schoß, hatte sich nach wiederholten Tränen wieder beruhigt.

„Das ist schon hart, was ihr drei mitgemacht habt. Ich war Gott sei Dank noch nie in so einer Situation und hoffe auch, es nie erleben zu müssen, aber ich fand es berührend, wie du deine Gefühle beschrieben hast, wie du das Leben jetzt spürst, dass es so intensiv ist." Alec hatte dabei seine Finger gegeneinander gerieben.

Steff erhob sich ein wenig, griff nach ihrem Weinglas und trank einen Schluck. „Ja, das ist schon so, aber dieses Intensive hat auch Nachteile. Weil du auch so eine Verlustangst hast, die ebenso intensiv ist." Sie sah zu Thomas und er lächelte sie an, strich ihr über die Haare. „Ich versteh' dich ja." murmelte er dabei und dann zu den anderen: „Ich muss ihr halt ständig das Gefühl geben, dass alles in Ordnung ist. Das ist besonders schwierig, wenn ich länger unterwegs bin, mit den Jungs zum Beispiel. Oder bei Geräuschen, da ist sie sehr schreckhaft. Der Arzt meint aber, dass sich das mit der Zeit legen wird. Dafür macht sie seit zwei Sitzungen bei ihm EMDR oder so. Das ist so eine Technik, die das Gehirn so polt, dass Realität von Fiktion unterschieden werden kann und so soll die Angst wieder in eine normale, gesunde Bahn gelenkt werden."

Davon hatte Lena noch nie etwas gehört, aber es war beeindruckend, wie offen sie darüber sprachen.

„Das ist echt gut." Steff schien begeistert davon zu sein. „Der bewegt seinen Finger vor dir und deine Augen folgen ihm, während du an ne bestimmte Situation von dem...halt dem Absturz denken musst, was er natürlich vorher genau analysiert und mit dir besprochen hat, an was du eben denken sollst, und du merkst echt, wie deine Gedanken dieses Wirre verlieren. Das ist wirklich krass!" Sie lachte kurz auf und meinte dann. „Die Jungs müssen das auch machen, wenn die wieder hier sind. Unbedingt. Ich glaube nicht, dass sie es da unten anbieten. Und ich hab das erst zweimal gemacht und ich glaub wirklich, dass das hilft."

Was die „Jungs" wohl heute erlebt hatten? Lena's Gedanken schweiften ab zu Mark, über den sie heute so viel gesprochen hatten, ihn so genau beschrieben hatten. Als Alec gemeint hatte, dass Mark genauso im echten Leben wäre, wie man ihn im Fernsehen erleben würde, so authentisch, lustig und liebenswert...das hatte Lena gefreut. Sie wusste ja, wie er privat war. Die anderen hatten ihn erst hier kennengelernt. Und sie mochten ihn gern.

Sie selber war von ihrem Dreh etwas enttäuscht, weil ihre Gefühle nicht zu bändigen gewesen waren. Schon, als Steff so emotional alles Revue hatte passieren lassen, hatte sie gespürt, dass sie zappelig geworden war. Dann hatte Alec dies mit seinen geraden Worten, die den Punkt trafen, noch verstärkt, da er das ausgesprochen hatte, was Steff und sie lediglich umschreiben konnten, die Angst, dass sie wirklich hätten tot sein können, dieses Endgültige. Ab da hatte Lena ihre Tränen nicht mehr unter Kontrolle gehabt, noch dazu, da sie mit den Gedanken an diese Zeit ihre Gefühle für Mark wieder so gewaltig empfand, dass die Zerrissenheit zwischen der Angst und der Liebe die Schleusen geöffnet hatte.

„Lena, hörst du schon zu?" Sie erschrak und wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Oh, tut mir leid." murmelte sie und sah zu Steff, die nun aufrecht saß und sie besorgt musterte. „Ich hab' nur an Südafrika denken müssen." Steff lächelte. „Auch an Mark?" Daraufhin musste Lena lachen, nickte dann. „Ja, auch an Forsti." Wie konnte sie auch nicht an ihn denken.

„Wie geht das jetzt weiter mit euch?" fragte nun Alec und beugte sich etwas nach vorne. „Jetzt, wo du von deinem Freund getrennt bist." setzte er nach.

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