Kapitel 60

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Am nächsten Tag zur Mittagszeit

Mark's POV


Er hatte ihn abgeholt, nachdem er im Krankenhaus unterschrieben hatte, dass er auf eigenes Risiko diese beschützende Umgebung verlassen würde. Später würden sie ihn gemeinsam wieder zurückbringen, wenn hoffentlich alles gut gegangen war.

"Bist du dir sicher, dass es geht?" fragte Paddy zum wiederholten Mal, wahrscheinlich, da ihm nun doch arg mulmig zumute war und auch etwas übel. Und man ihm das offensichtlich ansah. Er hatte schlecht geschlafen und fühlte sich schon seit den Morgenstunden ziemlich unwohl, konnte kaum etwas essen, aus Angst, es wieder erbrechen zu müssen. Aber es musste gehen, er hatte ja keine Wahl, also nickte er, atmete tief durch. Sie würden keine zweite Gelegenheit bekommen, und auch jetzt war nicht klar, ob Max so darauf anspringen würde, wie sie es sich erhofften.

Da dieser nur innerhalb einer kurzen Spanne auf der großen Terrasse die Verkabelung arrangieren würde, was Sascha von den Leuten von VOX erfahren hatte, sollte Mark sich genau in dieser Zeit dort aufhalten. Und dann würde alles seinen Lauf nehmen. Hoffentlich.

Lena wartete bereits in ihrem Zimmer auf die Nachricht, dass ihr Part beginnen würde, musste sie doch einige Minuten vor ihnen mit dem Theater anfangen. Da anschließend für das Produktionsteam eine Mittagspause anstand, befand sich Max auch nicht in Zeitnot. Und sie hatten alles minutiös durchgeplant.

Paddy legte nun eine Hand auf seine, die er schon die ganze Fahrt über nervös knetete, während er weiterhin konzentriert nach vorne blickte. "Es wird alles gut werden. Du musst nur langsam gehen, damit du nicht fällst." versuchte sein Freund ihn mit bedächtigen Worten zu beruhigen, doch das war kaum möglich. Zu sehr lag ihm auf der Seele, was geschehen könnte, wenn es doch schief ginge und Max erkennen würde, was sie da aufgezogen hätten.

Und doch gab es keine andere Möglichkeit, um ihn endgültig zu stoppen.

Von Weitem konnte Mark schon das Resort von Grootbos erkennen und sein Herz verdoppelte die Schlagzahl, spürte er die Anspannung steigen. Er wollte Leni nicht verlieren und er wollte auch nicht, dass Max ihr einen Schaden zufügte. Alles lag nun an ihm, dass er überzeugend war und Mark ging noch einmal in Gedanken den ganzen Ablauf durch, während er sein Handy hervorholte und Leni ein "Es geht los" schickte, welches auch sofort gelesen wurde.

Da er wahrscheinlich von Anbeginn beobachtet werden würde, musste er selbständig das Auto verlassen und mit Paddy nur distanziert umgehen, der nicht als Komplize ausgemacht werden durfte. Max sollte das Gefühl bekommen, dass sich alle von ihm abgewandt hatten, aufgrund seiner angeblichen Reaktion Lena gegenüber.

Schon allein diese ersten Minuten würden ausschlaggebend für das grundlegende Gefühl dieser Szene sein. "Du bist bereit?" Paddy lenkte nun den Jeep langsam die Auffahrt hoch und Mark schluckte schwer, nickte leicht, doch dieses flaue Gefühl im Magen wollte nicht weichen.

Schon konnte er die große Terrasse ausmachen, auf welcher sich nun Lena gerade mit Max unterhalten würde. Sie sollte sich ihm zurückhaltend annähern, vermitteln, dass sie ihn nicht vollständig aus ihrem Leben gestrichen hatte, ohne ihn allzu sehr in Sicherheit zu wiegen. Mark hoffte inständig, dass es für sie nicht zu belastend sein würde und sie stark genug wäre.

Neben zwei weiteren Jeeps, die unmittelbar angrenzend an der Terrasse geparkt standen, hielt Paddy an, vermied nun den Kontakt zu ihm und deutete mit einem Fingerzeig an, dass er aussteigen sollte. Jeder konnte nun Zeuge werden, also musste das Spiel beginnen.

"Jetzt steig' schon aus." murrte Paddy laut und Mark griff nach seinen Krücken, hoffte, dass es so funktionierte, wie sie auf dem Krankenhausparkplatz geübt hatten. "Kannst du mir nicht helfen?" fragte Mark eingeschüchtert, doch Paddy stieg aus, richtete seinen Blick noch einmal zurück zu ihm. "Du wolltest herkommen, dann sieh' zu, wie du das bewerkstelligst." brummte dieser anklagend und Mark sah Paddy hinterher, wie er zu den Stufen der Terrasse hinüber lief, diese hoch sprang und Lena und Max grüßte, der sich nun auch in sein Sichtfeld schob und ihn mit großen Augen fixierte. 

Can it be loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt