Kapitel 54

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Lena's POV


Sie kam gerade aus dem Arztzimmer und wurde sofort von Paddy und Max empfangen. Gerne ließ sie sich von dem freundlichen Iren umarmen, während Max ihr über den Rücken strich. "Und?" fragte Paddy sanft. "Was sagt der Arzt?" Lena löste sich nicht, ließ sich weiter halten, was ihr so gut tat und nuschelte nur "Alles okay."

Es hatte ihr zuerst nicht gepasst, nicht nach Kapstadt zu können, doch leider musste sie Max recht geben, der Angst hatte, ihr könnte auf dem Weg dahin etwas geschehen. Doch der Arzt war sehr zufrieden gewesen, hatte jede Beeinträchtigung oder Schädigung ausgeschlossen. Also würde sie spätestens morgen wieder bei ihrem Forsti sein. Und ihre Sehnsucht war groß.

Zudem sie immer noch nicht wieder in ihrem Zimmer gewesen war und daher ihr Handy nicht bei sich trug. So gerne wollte sie seine Stimme hören, sich von ihm trösten lassen. Doch bevor sie sich dazu entscheiden konnte, Paddy zu fragen, ob er mit ihr kommen würde, hörte sie Max reden. "Lena, ich würde dich gerne unter vier Augen sprechen, wenn es möglich wäre, ja? Bitte gib mir die Chance, dir etwas zu sagen."

Überrascht wandte sie sich um, sah in sein ernstes Gesicht. Seit diesem Feuer war er ständig in ihrer Nähe. Gestern hatte sie nicht die Kraft und die Nerven gehabt, darüber nachzudenken, doch nun war alles, was er in den letzten Wochen getan hatte, wieder präsent, mehr noch, als seine Hilfe in der Nacht. Und damit auch ihre Wut.

Misstrauisch beäugte sie ihn. "Ich weiß nicht, ob ich mit dir sprechen will, Max. Ich danke dir für heute Nacht, aber mehr auch nicht. Du kannst das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen." Max senkte den Blick, seufzte. "Ich weiß. Und genau darüber möchte ich sprechen, möchte mich entschuldigen. Bitte Lena. Auch, wenn es nichts ändert an uns, hör mir bitte zu." Er hob wieder seinen Kopf, sah ihr in die Augen. "Bitte." flüsterte er.

Meinte er es ehrlich? Hilfesuchend sah sie zu Paddy, der nur leicht mit den Mundwinkeln zuckte, die Schultern etwas anhob. "Aber vielleicht nicht lange und ich warte hier auf dich." meinte Paddy dann und Max grinste nun breit. "Das würde mich wirklich freuen."

Also löste sich Lena ganz von Paddy und ging nachdenklich Richtung Ausgang, trat hinaus in den gleißenden Sonnenschein, gefolgt von Max. "Lass uns doch etwas dort zu den Bäumen gehen." zeigte er auf eine separat stehende Baumgruppe, in deren Schatten blühende Sträucher wuchsen.

So schlenderten sie langsam nebeneinander her und Lena war erschrocken über dieses merkwürdige Gefühl, was seine Anwesenheit in ihr auslöste. War es noch vor wenigen Wochen eine Innigkeit, die sie verband, und die sogar zu spüren war, wenn sie sich nicht berührten, so glich es nun dem Spazieren gehen mit einem Fremden.

Im Schatten der Bäume vor einem Busch mit hellrosa Blüten blieben sie stehen. "Fang doch an, Max. Was hast du zu sagen?" Sofort ärgerte sich Lena über ihre schwache Stimme, sobald sie mit ihm alleine war. Er griff nach ihrer Hand, welche sie im ersten Reflex zurückziehen wollte, die er jedoch fest hielt. "Bitte, lass mich kurz, ja?" bettelte er. Also ließ sie ihn gewähren, spürte sofort eine Beklemmung in sich aufsteigen.

"Ich weiß, dass ich große Fehler gemacht habe." begann er nun. "Sehr große. Und mit diesen Fehlern habe ich es geschafft, unsere Beziehung zu zerstören, das weiß ich. Aber ich möchte nicht, dass du mich auf Dauer deswegen hasst. Das könnte ich nicht ertragen." Er atmete tief durch, lächelte sie leicht an. "Ja, ich wollte Mark schaden, wollte, dass er aus deinem Leben verschwindet. Und ja, dafür habe ich Dinge gemacht, die nicht richtig waren. Und ich weiß, dass meine Eifersucht schuld daran war, die ich mir nicht eingestehen wollte." Direkt sah er ihr nun in die Augen, was sie zusammenzucken ließ, konnte den Ausdruck nicht deuten. "Weißt du, jeder Mann hat eine gewisse Eifersucht in sich, das wirst du auch noch feststellen. Und ich hoffe, dass du dann damit umgehen kannst, so, wie du es bei mir zurecht nicht konntest. Und dass du dich bitte schützt, wenn dir so etwas wieder passiert. Weil du das nicht verdient hast, Lena. Weil du verdient hast, dass du auf Händen getragen wirst. Dass du geliebt wirst und nur geliebt. Dass ich das nicht getan habe, tut mir leid. Weil ich damit alles verloren habe, alles, was mir jemals etwas bedeutet hat."

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