Kapitel 88

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Am nächsten Tag

Mark's POV


Hektisch schwirrte sie an ihm vorbei mit einem doch eher unsicheren Grinsen im Gesicht, quiekte allerdings gespielt freudig auf, wenn sie ihn wieder einmal wie zufällig mit ihren Händen streifte und hauchte ihm dann einen schnellen Kuss auf die Lippen um dann weiterzuhüpfen. Und langsam nervte ihn das. Weil es nicht echt war. Weil diese aufgesetzte, überhaupt nicht lustige Aufgedrehtheit ihre darunterliegende Nervosität nicht verbergen konnte. Und weil er das Gefühl hatte, dass sich diese mit jeder Minute steigerte, die verstrich.

Und er? Er stand einfach daneben mit hängenden Armen und folgte resigniert diesem Schauspiel, beobachtete Lena, die immerfort von einem Eck zum anderen sprang, den Kleiderschrank und die Kommode durchwühlte, um das richtige Outfit zu suchen, dabei Kleidungsstücke hochhielt, sich damit kritisch im Spiegel musterte, um sie anschließend wieder genervt auf das Bett zu werfen, wo sich der Berg an Klamotten bereits stapelte.

"Schatz, ähm..." entfuhr ihm ein erneuter Ansatz, seine Freundin anzusprechen. "Es ist doch egal, was du trägst. Hast du nicht gesagt, dass die dich dort immer selber einkleiden? Was machst du dich jetzt damit verrückt?" Doch Lena sah ihn nur mit großen verständnislosen Augen an, hopste zu ihm und küsste ihn ein weiteres Mal.

"Ich will doch nur schön sein. Jeder soll sehen, wie glücklich ich bin." brummelte sie lächelnd an seine Lippen, doch bevor er nur die Chance hatte, seine Hände an ihren Körper gleiten zu lassen, sie ein wenig bei sich zu halten, um sie zu beruhigen, war Lena bereits wieder weggelaufen und schnappte sich die nächste Hose aus dem Schrank, betrachtete sie eingehend.

Entnervt schloss Mark die Augen und atmete einmal tief durch. Es passte ihm nicht, dass Lena ohne ihn zu dem anberaumten Dreh ging. Ganz und gar nicht. Schließlich war sie nun seine Freundin und da sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass er ihr in schwierigen Situationen beistand. Und eine solche stand seiner Leni bevor und er wollte an ihrer Seite sein. Doch diese hatte sich trotz seines Angebots mit Steff abgesprochen, ohne ihn mit einzubeziehen. Um ihn zu schützen, wie sie meinte. Natürlich war dies gut gemeint, aus einem besorgten Gedanken heraus passiert, doch er hätte sich gerne selber dazu geäußert. Bevor diese Entscheidung gefällt worden war. Und nun war diese fix und Lena ließ auch diesbezüglich nicht mehr mit sich reden.

Und das enttäuschte ihn mehr, als er zugeben wollte.

Wie ein Statist stand er nun einfach mitten in ihrem Schlafzimmer und folgte dieser Szenerie mit einem unangenehmen Druck auf der Brust und dem wiedergekehrten Gefühl, hilflos einer Situation gegenüberzustehen. 

Bevor es in einen Streit ausarten konnte, hatte er beim Frühstück schließlich nachgegeben. Sein Okay gegeben. Weil er in der kurzen aber heftigen Auseinandersetzung gespürt hatte, dass sie ihre Meinung nicht ändern würde. Weil sie dachte, er wäre zu schwach, zu angeschlagen dafür. Zu schwach, um Max wahrhaftig gegenüberzutreten.

Pah. Jetzt fühlte er sich schwach. Weil er verloren hatte.

Und das, nachdem sie zuvor kuschelnd den frühen Morgen in dieser wunderbar innigen Zweisamkeit und dem feurigen Erkunden des anderen Körpers verbracht hatten. Er dabei eine solche Verbundenheit gespürt hatte.

"Also Lena, Mark hat recht. Wenn du nicht endlich was anziehst such' ich dir was aus. Dein Glück sollte aus deinem Gesicht strahlen, das drückt sich nicht in Kleidern aus. Außerdem musst du dort niemandem gefallen, wenn dein Liebling nicht dabei ist." lachte Steff, die seit zehn Minuten im Türrahmen des Schlafzimmers stand und sich bislang stumm herausgehalten hatte. Schmunzelnd kam sie nun auf Lena zu, um ihr eine pastellfarbene Bluse zu reichen, die auf dem Bett lag. "Schau. Die find ich gut." grinste sie und zwinkerte Mark kurz zu.

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