Kapitel 62

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Lena's POV


Sie war so schnell es ging den endlos erscheinenden Gang entlang und die Treppen hinunter gehetzt und in die Küche geeilt, wo sie schon so oft gespeist hatten, fand diese jedoch verwaist vor, wusste auch nicht, wo Paddy und Sascha Essen für Mark holen wollten. Also sprang sie keuchend weiter in Richtung der Großküche, die über einen Flur zu erreichen war, doch auch dort konnte sie außer den Mitarbeitern niemanden finden, genauso wenig wie im Wohnzimmer, und die Panik in ihr wurde immer größer. Auch der Blick hinaus auf die Terrasse ergab nichts.

Wo waren Paddy und Sascha? Und warum war ihr auch sonst niemand über den Weg gelaufen, der ihr hätte helfen können? War hier denn kein Mensch im Haus, wenn man einmal jemanden bräuchte? Wahrscheinlich waren die meisten Gäste im großen Speisesaal auf der anderen Seite oder auf einem dieser vielen Touren, die direkt vom Resort angeboten wurden.

Doch was wäre, wenn Max ihrem Mark in der Zwischenzeit etwas antun würde? Er war ihm doch hilflos ausgeliefert, auch, wenn Mark selber wollte, dass sie ihre Freunde holen sollte. Und Max war doch so extrem aggressiv, so außer sich gewesen, als er Mark in ihrem Zimmer gesehen hatte. Schon verfluchte sie sich, dass sie auf ihn gehört, ihn überhaupt alleine gelassen hatte. Also schnaufte sie kurz durch, machte mit bebendem Herzen kehrt, wollte nur noch zurück zu ihrem Forsti, ihm beistehen. Und egal, was dann passieren würde, sie wären jedoch zu zweit. 

Lena war bereits wieder im Treppenhaus angelangt, wo sie zwei Stufen auf einmal nahm, als sie von diesem aus am Ende eines Ganges ihre Freunde aus Sascha's Zimmer kommen sah, laut lachend, der Hoss mit einem Laptop oder so unter dem Arm. Sofort fiel ihr ein zentnerschwerer Stein von der Seele.

Verzweifelt rief sie ihre Namen, sprang ihnen entgegen und beide sahen sie fragend an. "Was ist passiert?" stieß Paddy erregt aus, doch Lena winkte sie nur zu sich. "Schnell!" gilfte sie und ihre Stimme überschlug sich fast, während ihr Tränen über die Wangen liefen. "Max ist bei Mark!"

Gott sei Dank hatten beide sofort die Bedeutung ihrer Worte verstanden, was sie an den großen, sie bestürzt anstarrenden Augen erkannte. Und so eilten sie auch schon an ihr vorbei den Gang voraus zum Treppenhaus, nahmen schnell die Stufen, um auf der anderen Seite hoch in den entgegengesetzten Flur zu treten, verschwanden um die Ecke und waren noch vor ihr an der geöffneten Tür angekommen, stürmten hinein. Lena hoffte inständig, dass nichts geschehen und Mark gesund war, doch als sie selber in das Zimmer trat, sah sie...nichts.

Es war leer. Niemand hielt sich dort auf. Außer Paddy und Sascha, welche wie versteinert dastanden und sich umsahen. Blickten zu ihr, die es ebenfalls nicht fassen konnte. Wo war ihr Forsti? Sascha legte das Laptop auf das Bett und rieb sich über sein Gesicht, seufzte auf.

"Mark?" Paddy ging zum angrenzenden Bad und linste hinein, schüttelte jedoch nur ungläubig den Kopf und kam zu ihnen zurück. "Was ist geschehen? Wo ist er?" fragte er entsetzt. Und auch Sascha zuckte nur mit den Schultern, schien ebenso sprachlos.

Lena spürte, wie ein klammes, drückendes Gefühl sie erfasste und ihr die Luft zum Atmen nahm. Die schlimmsten Bilder geisterten vor ihrem Auge herum und reine Angst erfüllte sie. Was hatte Max mit ihrem Forsti gemacht? 

Sie starrte auf das leere Bett, während Sascha sein Handy zückte, jemanden anrief und alle zuckten zusammen, als ein leises Summen unter der Bettdecke ertönte. Paddy ging langsam dorthin, schlug diese beiseite und hielt Mark's Handy in der Hand, welches ihm wohl aus der Hose gerutscht war. Was war nur geschehen?

Lena spürte, wie zwei Hände ihre Arme umgriffen und Sascha blickte sie direkt an. "Was ist hier passiert?" hauchte er heiser, doch sie fand erst keine Worte, registrierte nur, wie nun doch wieder Tränen aus ihren Augen traten und an den Wangen herunter kullerten. "Max war da..." murmelte sie tonlos. "Er ist auf uns losgegangen, war so aggressiv und ich sollte euch holen und...wo ist er...?" Ihre Stimme brach und Sascha drückte sie fest an sich. Lena ließ es mit diesem tauben Gefühl geschehen, fühlte sich einerseits leer, andererseits zerquetschte diese riesige Hand der aufkommenden Panik alles in ihr und ließ nichts als diesen furchtbaren Schmerz zurück.

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