94.🍋

99 5 0
                                    

Das Herz schlug Thiel bis zum Hals, als Boerne sich etwas schwerfällig umdrehte und ihn aus müden Augen ansah. Eigentlich hätte sich der Kommissar gerne für sein blödes Verhalten entschuldigt, doch Boerne schien gar nicht sauer zu sein. Zumindest ließ er Thiel auch gar keine Zeit, eine Ausrede oder Entschuldigung von sich zu geben, denn kaum lag er ebenfalls auf der Seite, gab er dem geschockten Thiel schon einen zarten Kuss.
Etwas ungeschickt legte sich der Pathologe halbwegs auf Thiel und hielt einen Moment inne.
„Hat der kleine Herr Hauptkommissar heute etwa Bereitschaft?", fragte Boerne direkt an Thiels Lippen und begann zu grinsen.
„Mja..'tschuldigung.", presste Thiel hervor, dem das ganze äußerst unangenehm war.
Oh Gott, was Boerne jetzt wohl von ihm dachte? Mit Sicherheit nichts gutes, so viel stand fest. Wahrscheinlich dachte der jetzt sogar, Thiel sei ein hormongesteuerter, alter Sack. Kacke! Peinlicher ging's ja wirklich nicht mehr, fand Thiel.
„Nun ja, wenn das so ist, dann soll er nicht umsonst in Alarmbereitschaft versetzt worden sein oder?!"
Boerne sagte das so, als wäre es gar keine Frage sondern eine Feststellung gewesen. Ohne zu zögern schob er seine Hand zwischen ihre Körper, umfasste Thiel mit festem Griff und drückte ihm wohlwollend einen weiteren Kuss auf die Lippen.
Allmählich verflog das schlechte Gewissen und sein Schamgefühl und er begann sich unter Boernes Behandlung zu räkeln.
„Gefällt dir mein Arsch?", hauchte ihm Boerne an die Lippen, was Thiel zusätzlich anheizte. Nie hätte er damit gerechnet, dass Boerne so... direkt sein konnte, aber das gefiel ihm.
„Mja.", stöhnte Thiel und begann sanft aber bestimmt in Boernes Faust zu stoßen.
„Gut so? Sag mir wie du's willst!", forderte ihn der Pathologe auf und klang dabei selbst ein wenig erregt.
„Fester!", war das Einzige, was Thiel während seines Stöhnens herausbrachte und Boerne kam dieser Aufforderung umgehend nach. Es brauchte nicht viel, nur noch ein paar schnelle und feste Griffe, schon jagte Boerne ihn ein zweites Mal innerhalb weniger Stunden über die Klippe und Thiel ergoss sich über der fremden Hand und seinem eigenen Bauch.
Keuchend und mit bebendem Körper, umfasste er Boernes Gesicht, der unverzüglich seine Zunge in den Mund des Kommissars schob und seine, zu einem Spiel aufforderte. Leider konnte Thiel den Kuss kaum erwidern, viel zu hektisch ging seine Atmung und Boerne sah ihn dann einfach schmunzelnd an.
„Für dein Alter stehst du noch ziemlich gut im Saft, wenn ich das mal so sagen darf.", meinte Boerne süffisant, zog seine Hand zwischen ihren Körpern hervor und betrachtete diese einen Moment. Der nächste Augenblick, in dem Thiel am liebsten vor Scham im Erdboden versinken wollte, doch Boerne reagierte ausgesprochen lässig.
„Da lohnt es sich wenigstens, das Bett später frisch zu beziehen!"
Damit wischte er am Rand des Lakens seine Hand ab und Thiel guckte ihm fassungslos dabei zu.
Der Mann hier neben ihm war aber schon noch der Leiter des forensischen Instituts in Münster?
„Wer sind Sie und was haben Sie mit Boerne gemacht?", fragte Thiel skeptischer als gewollt.
„Wem du es heute kannst besorgen, den vernasche nicht erst morgen!", gluckste Boerne und begann über seinen eigenen Spruch herzlich zu lachen.
Thiel hingegen war immer verwunderter, denn auch so einen Spruch hätte er nicht von ihm erwartet. Vielleicht von seinem Vater oder wenn er betrunken war von sich selbst, aber nicht von dem feinen Schnösel neben ihm.
„Jetzt schau doch nicht, als hätte dir ein Bayernfan ins Bier gespuckt! Du musst doch sicherlich zugeben, dass der Spruch lustig war.", gackerte Boerne noch immer und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
Der Spruch war ja auch lustig, weshalb Thiel jetzt ebenfalls lachen musste. Wobei noch mehr lachen musste er eigentlich darüber, dass er Boerne vollkommen falsch eingeschätzt hatte und diese neue, etwas verdorbene Seite an ihm zu entdecken, darauf freute er sich jetzt schon.
„Hast du noch mehr Leichen im Keller, von denen ich nichts weiß?"
„Aktuell liegen fünf wohltemperiert im Kühlschrank, aber ich glaube nicht, dass du von denen gesprochen hast.", kam es grinsend von Boerne, der wohl seinen Albernen hatte.
„Arsch!", grummelte Thiel und kniff Boerne in die Brustwarze.
„Ja, ich bin der Arsch, dessen Arsch du augenscheinlich ganz nett findest."
Boerne wackelte mit den Augenbrauen und biss Thiel sanft in die Nase.
„So und jetzt würde ich gerne noch ein wenig in Morpheus Arme sinken. Selbst eine Koryphäe wie ich, benötigt ein wenig Schlaf. Sieben Stunden pro Nacht, um genau zu sein, mein lieber Thiel und dann bin ich frisch und munter.", erklärte Boerne und konnte es nicht sein lassen, dabei wie üblich seinen belehrenden Zeigefinger zu erheben.
Thiel prustete auf Grund seiner Aussage hin los und biss ihm dann sanft in den Finger.
„Mir wäre es lieber, du würdest in meine Arme sinken."
Das tat Boerne dann auch, kuschelte sich an den Kommissar und dieser schloss seine Arme um dessen Körper.

Was für ein Wahnsinnsmann! Erst ließ der einen Klopfer nach dem Anderen los und im nächsten Moment, war er wieder Boerne der Klugscheißer.
Thiel begann zu strahlen.
Was für ein verrückter Kerl Boerne doch war. Seiner!

Im Rausch der VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt