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Im Zimmer war es längst schon hell als die Sonne mitten in Thiels Gesicht schien. Mit zusammengekniffenen Augen, versuchte er zu erkennen ob Boerne noch schlief, aber zu seiner großen Verwunderung, lag er hier alleine im Bett.
Wo steckte denn der Professor?
Allmählich nahm er Geräusche aus dem Badezimmer war und schon hörte er auch das Rauschen der Toilettenspülung.
Natürlich, wo sollte der auch sonst hingegangen sein, aber Thiel war ja auch erst eben aufgewacht, da konnte man schon mal kurz etwas verwirrt sein.
Mit einem Taubheitsgefühl im rechten Arm, drehte sich der Kommissar auf den Rücken und fand sich eindeutig zu alt, um in so einem kleinen Bett zu zweit zu schlafen. Nein, das musste wirklich nicht sein und schon hatte er das große Bett Boernes im Kopf und erschrak bei dem Gedanken daran.

In frischer Boxershorts kam Boerne aus dem Badezimmer, was Thiel fast die Sinne raubte. Klar hatte er den ja schon oft genug gesehen und sogar beim Waschen geholfen, aber jetzt, nachdem sie sich geküsst hatten, da war das nochmal eine ganz andere Hausnummer.

„Guten Morgen Frank."
Boerne lächelte ihn an und Thiel konnte sich an seinem Anblick gar nicht satt sehen. Der Professor in Unterhose, ohne Brille und mit zerzausten Haaren, die in sämtlichen Richtungen abstanden, das musste Thiel tief in seinen Gedanken abspeichern.

„Moinsen.", stieß Angesprochener dann doch mal hervor und lächelte schief zurück.
„Hab ich dich geweckt? Das wollte ich nicht."
Der Kommissar schüttelte verneinend den Kopf und selbst wenn er ihn geweckt hätte, hätte er es nicht weiter schlimm gefunden. Wer weiß, vielleicht wäre ihm dieser Anblick dann entgangen, ähm, erspart geblieben, verbesserte er sich in Gedanken.

Warum Thiel sich genau jetzt aus der Bettdecke schälte, sich an den Bettrand setzte und Boerne zu sich winkte, konnte sich der Kommissar selbst nicht erklären, aber da Boerne nicht hinterfragte und sich einfach neben ihn setzte, war das auch zweitrangig.
„Ich hätte nicht hierbleiben sollen... beim ersten Date.", versuchte Thiel schmunzelnd etwas Lockerheit in die Runde zu bringen.
„Ich habe bei dir auch schon übernachtet, ohne dass wir ein Date hatten, mein lieber Nachbar.", entgegnete Boerne und lachte etwas gespielt.
„Nun gut, zu Hause hätten wir wahrlich mehr Platz gehabt, aber ich gehe davon aus, dass du dann ohnehin nach Hause gegangen wärst."
Da hatte der Professor recht, denn da musste er ja schließlich nur einmal über den Hausflur huschen.
„Findest du, dass wir es gestern übertrieben haben?" Thiel musste einfach wissen wie sein Kollege dazu stand, wenn er schon selbst mehr als nur verwirrt war, ob er's nun gut fand oder nicht.
„Angesichts der Tatsache, dass wir gestern ein, zugegebenermaßen, sehr gelungenes Date hatten, wir uns geküsst und zusammen in diesem Foltergerät geschlafen haben, fände ich es nur recht und billig, wenn wir uns den Morgen nicht mit irgendwelchen Nichtigkeiten vertreiben würden."
Thiel war über Boernes Worte sehr überrascht, aber noch mehr überraschte es ihn, dass der gerade tatsächlich rot wurde und betreten auf seine Fußspitzen schaute.
„Findest du, also?", fragte Thiel und Boerne zuckte verlegen mit den Schulten, nur um anschließend leicht zu nicken.
Plötzlich ging alles ganz schnell, wenn auch eigentlich ganz langsam. Sanft hob der Kommissar das Kinn des Pathologen an und zwang ihn somit in seine Augen zu schauen.
Was ihn da gerade ritt, wusste er nicht, aber Boernes Blick und das merkwürdige knistern in der Luft, brachte ihn dazu, sich hinüber zu beugen und seine Lippen auf die des Anderen zu legen.
Als ihm bewusst wurde, was er da für eine Dummheit beging, legte sich Boernes Hand aber schon auf seine Wange und auch dessen Lippen setzten sich zart in Bewegung.
Ruhig, ganz ohne Eile gaben sich die Männer diesem Kuss hin.
Thiel wurde es fast schwindlig, als Boernes Zunge langsam über seine Lippen strich und um Einlass bat. Kaum hatte er ihm das Okay gegeben, erkundete der schon die Mundhöhle des Kommissars und zwar wesentlich intensiver, als noch am Abend zu vor. Dies entlockte dem Blonden ein leises Keuchen und wurde daraufhin erfrechend vom Professor aufs Bett gedrückt.
Während Thiel noch bedenken hatte, dass Boernes schmerzender Arm, dem ganzen gleich ein jähes Ende bereiten würde, schien der Professor seine Einschränkung vollends zu verdrängen und legte sich mit ganzem Gewicht auf den viel kleineren Kollegen.
Denken war dann eigentlich auch nicht mehr beim Kommissar, denn das Blut, welches vorher noch in seinem Kopf war, hatte sich bereits in tiefere Regionen verabschiedet und er gab sich inbrünstiger denn je, dem Kuss des Pathologen hin. Mit fahrigen Händen strich er die Seiten Boernes Oberkörper entlang und legte diese nun an dessen Taille.
Unterdessen knabberte der Pathologe an der Unterlippe des Kommissars und wenn Thiel sich nicht komplett täuschte, schien Boerne nicht weniger erregt zu sein.
Ungebärdig drückte sich Boernes Unterleib gegen Thiels, was beiden ein leises Stöhnen entlockte und somit die letzten Bedenken im Keim erstickte.
Boernes freie Hand, rutschte während ihres erneuten Kusses, geflissentlich unter Thiels Unterhemd und begann die Haut darunter zu erkunden. Dies motivierte den Kommissar ebenfalls ein wenig auf Entdeckungsreise zu gehen und legte seine Hände schließlich auf Boernes Kehrseite, welche nur durch den dünnen Stoff der Boxershorts verhüllt war.

Anklopfen war an diesem Morgen wohl leider ausverkauft, denn während sie sich auf die Seite drehten, ohne den Kuss zu unterbrechen, öffnete sich die Zimmertür und Herbert kam herein.
„Moin Jungs. Oh, stör ich?"

Im Rausch der VergeltungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt