Der junge Neue

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Es war schlussendlich wie verhext gewesen.
Helene bekam einfach kein Taxi gerufen.
Durch ein weiteres Event, waren alle restlos ausgebucht und nicht verfügbar.
Innerlich grummelte es die Blondine und dann hatte sie auch noch den extrem schüchternen Tobi dabei.
Doch zurück gehen in den Club wollte Helene auch nicht.
"Lust auf einen Spaziergang?" - "Gerne.", antwortete der junge Mann.
Auch wenn er gar keine Lust aufs laufen hatte, wollte er trotzdem jede Minute mit Helene verbringen.
"Na dann komm.".
Wieder war es wie am Vormittag und Tobi bekam einfach keinen Ton heraus.
So kamen sie an einer Tankstelle vorbei und gingen hinein. Denn wenn schon laufen, dann wollten sie wenigstens nicht verdursten dabei.
Zuvor hatte der junge Mann bei einem Blick in sein Portmonee festgestellt, das er alles ausgegeben hatte und es lediglich für ein Wasser reichte.
"Ist nicht Dein Ernst?" - "Doch...", sah er Helene geknickt an und hatte sein zwei Euro Stück in der Hand.
"Packs in Deine Zelttasche!", scherzte sie nur daraufhin und griff nach zwei Flaschen von dem guten Sekt.
Fragend sah sie Tobi an, welcher nickte während er sein Geld in seine Tasche steckte.
Wenn sie schon die nächste Stunde mit ihm verbringen musste und der Abend wirklich nicht der Knaller war, wollte sie wenigstens sich gute Laune antrinken.
Während Helene an der Kasse zahlte, beobachtete der junge Mann sie ausgiebig und verliebte sich mit jeder Sekunde immer mehr in die junge Frau.
"Gute Wahl!", warf der Mannen an der Kasse ein und Helene verstand es erst nicht so recht was er meinte. Doch als er dann zu Tobi deutete, fiel bei ihr der Groschen.
Dazu sah sie noch die Überschrift der neuen Bildzeitung.
‚Florian im Liebesurlaub mit seiner neuen Freundin - Was wohl seine Ex davon hält'.
Dazu war ein Kussfoto des Pärchens abgedruckt und es wirkte sehr echt und vor allem glücklich.
"Ja. Dankeschön.", lächelte die Blondine dann überspielt ihn an und zog Tobi dabei dichter an sich.
Dann verließen sie die Tankstelle wieder und auch Tobi brachte Helene wieder auf Abstand von sich.
Das alles irritierte den jungen Mann doch sehr und das bei der Blondine plötzlich ein Meer an Tränen in den Augen war, dann noch mehr.
Schniefend und um Fassung zu behalten versuchte Helene dann irgendwie einer der beiden Flaschen zu öffnen.
"Geb her, ich mach das.", nahm er Helene diese vorsichtig aus der Hand dann und öffnete sie.
"Dankeschön.", nahm die junge Frau dann einen kräftigen Schluck und ließ sich mitten auf Boden nieder.
Es schmerzte sie so sehr, das Florian mit ihr wirklich glücklich war und all ihre Hoffnungen zerschlugen sich nun auf einen Neuanfang mit ihm.
"Hab... Hab ich irgendwas verkehrt gemacht Helene?", fragte Tobi irritiert nach und setzte sich neben sie dabei.
"Nein, hast Du nicht.", schüttelte sie den Kopf und sah weiterhin nur zu Boden.
Ganz vorsichtig legte der junge Mann seinen Arm auf den zierlichen Körper der Blondine, um sie zu trösten. Denn Florian kannte er nicht und wusste nicht warum dieser Artikel Helene so aus der Bahn warf.
Anders als erwartet wehrte sie seine Umarmung nicht ab.
"Warum tust Du das alles eigentlich?", hakte Helene dann nach.
"Ich... Weil ich Dich mag Helene.", antwortete er wie aus der Pistole geschossen ohne darüber nachgedacht zu haben.
"Hm...", seufzte sie dann und hielt dabei zum ersten Mal an diesem Abend intensiven Augenkontakt.
"Möchtest Du darüber reden?" - "Nein.", empfand Helene es als unpassend sich mit einem fremden Mann über ihren Liebeskummer zu unterhalten.
"In Ordnung.", akzeptierte er dieses dann aber.

Während sie dann ihren Weg fort setzten, entledigte sich Blondine dann ihren hohen Schuhen.
Der Weg wurde sehr uneben, da sie die Hauptstraße verließen und durch ein annäherndes Waldstück abkürzen wollten.
Mittlerweile war auch die zweite Flasche geöffnet und Helene hatte die erste überwiegend alleine getrunken gehabt.
Auch zeichnete dies sich an ihrem Gangbild ab.
Immer wieder tatterte sie dabei vor sich hin.
Tobi verstand nicht sehr viel, aber die Worte Idiot und Arsch, verstand er zu Gut und hatte das Gefühl Helene meinte ihn damit.
Es wurmte ihn etwas und so blieb er schließlich einfach stehen.
"Was ist?", war Helene einige Meter weiter dann auch gestoppt und drehte sich um.
"Also. Ich weiß zwar nicht was ich Dir getan habe, aber beleidigen lassen muss ich mich nicht von Dir!".
"Warum beleidigen? ...." - "Na ich hör das doch Helene! Ich bin vielleicht nicht Dein Typ, aber ich bin auch kein Idiot!", war der junge Mann deutlich angefressen.
Doch stand die Blondine gerade ziemlich auf dem Schlauch. Bedingt auch durch den erhöhten Alkoholspiegel.
"Ich wollte Dich lediglich sicher nach Hause bringen. Aber das muss ich mir nun auch nicht geben!", knurrte er weiter und ging an der jungen Frau vorbei und einfach weiter.
"Wovon sprichst Du gerade eigentlich?" - "Über Dein ständiges Gemecker die letzte halbe Stunde! Du meinst doch mich damit!".
Erst jetzt fiel es Helene wie Schuppen von den Augen.
"Tobi ... Warte! ... Ich meinte Dich damit doch gar nicht!", versuchte die Blondine den jungen Mann wieder einzuholen in dem dunklen Wald.
Nur ein wenig Mondlicht war in dem dichten Waldstück durch gedrungen und Helene sah und wusste nicht mehr wo sie sich nun befand, "Tobi!".
Doch der junge Mann verstummte einfach nur, ließ jedoch die Blondine nicht alleine im Wald stehen.
Aber war er wütend.
Jedoch als Helene dann auch nichts mehr sagte und anscheinend auch nicht weiter ging, machte der junge Mann dann kehrt.
Ein undenklich intensives leises weinen führte den jungen Mann dann zu Helene, die sich auf den Boden niedergelassen hatte.
"Tut mir leid.", sagte er vorsichtig und reichte ihr die Hand das Helene wieder aufstehen konnte, "Komm, lass uns weiter gehen.".
"Helene!", wiederholte er sich sanft und kniete sich neben sie dabei.
Es dauerte bis die junge Frau sich wieder gefasst hatte und dann doch seine Hand ergriff, das sie weiter gehen konnten und aus dem Waldstück heraus kamen.
"Sorry. Ich meinte Dich wirklich nicht!", entschuldigte sich die Blondine noch einmal.
Doch war Tobi ihr nicht mehr böse und wollte nur aus diesem Wald heraus.
Dann aber musste es auch noch anfangen zu regnen und klatschnass kamen sie eine Viertelstunde später am Haus von Helene an.
"Da wären wir.", sagte er als sie vor der Tür standen.
"Ja. Dankeschön.", lächelte Helene ihn lieblich.
Minuten vergingen während sie sich gegenüber standen und tief in die Augen sahen dabei.
"Du bist wirklich sehr süß Tobi. Bitte bleib so wie Du bist.", brach Helene dann die stille und platzierte dankend ein Küsschen an seine Wange.
Dann suchte sie nach ihrem Schlüssel.
Das sie den jungen Mann damit in Verlegenheit bracht, bemerkte die junge Frau dabei gar nicht.
"Wir sehen uns dann?", fragte Tobi und wollte eigentlich nicht wirklich gehen.
"Ja...", nickte die junge Frau und hatte die Tür nun aufgeschlossen, "... Komm doch erstmal noch kurz mit rein, nicht das Du dir noch was wegholst.".
Beide tropften klitschnass vor sich hin und langsam wurde es ihnen auch etwas kalt.
"Sicher?" - "Ja.", zog Helene ihn an der Hand mit ins Haus.
Nun war Tobi zum zweiten mal in diesem Haus und tropfte den Boden der Blondine voll.
"Du kannst Deine nassen Sachen gerne im Bad ausziehen. Ich suche Dir etwas raus, bis deine Sachen getrocknet sind.", schlug Helene es ihm vor diese in den Trockner zu tun.
Tobi fror mittlerweile schon sehr und nahm dieses Angebot dankend an.
"Hier geht es lang.", führte sie ihn dann in das große Gästebad im Erdgeschoss.
"Danke.".
In Windeseile ging die junge Frau nach oben und suchte etwas aus dem Kleiderschrank.
Dort fand sie ein paar Shirts und Hosen welche sie gerne immer von Florian trug und er diese da gelassen hatte.
Helenes Meinung nach müsste dieses ihm passen.
"Ich hab hier was...", betrat die Blondine dann einfach das Bad und vergass zuvor anzuklopfen und war tief beeindruckt.
"Sor... S... Sorry.", stammelte Helene und musterte den sportlich durchtrainierten Oberkörper des jungen Mann.
"Du kannst auch... Da...hier... gerne duschen.", stammelte Helene weiter und deutete in diese Richtung bevor sie schnell aus dem Bad wieder mit einem hochroten Kopf verschwand.
Tobi musste lediglich frech vor sich hin grinsen und fühlte sich geschmeichelt, das er Helene eben doch beeindrucken konnte.
Hatte er doch vorher noch eine Freundin oder Beziehung gehabt. Der junge Mann war praktisch gesehen noch sehr unerfahren und hatte große Angst davon wie es ist, wenn Helene davon erfahren würde.
Ein wenig aus der Bahn geworfen von dem eben gesehenen ging auch Helene nach oben ins Bad und wärmte sich mit einer intensiven Dusche auf.
Tobi hingegen beeilte sich mit dem duschen bei sich und wartete dann gespannt auf dem Sofa, während Helene sich noch aufwärmte.
Trotzdem konnte er es nicht leugnen am liebsten einen Blick von seiner angebeteten zu erhaschen. Aber hatte der junge Mann Anstand und sah sich lieber die Fotos an den Wänden an.
Und schnell wurde ihm bewusst, das der Mann auf den damals glücklichen Fotos, der Mann ihres Herzens war und der Vater der beiden Zwillinge.
Kräftig schlucken musste er und zog sein Handy vor, um den Artikel online zu lesen.
"Krass.", murmelte er und konnte nun das gehörte aus dem Wald vorhin verstehen.
Dann gab er den Namen Helene Fischer auf YouTube ein und staunte nicht schlecht, denn wie er schon gesagt hatte kannte er Helene vorher nicht und hätte nie gedacht das sie Prominent ist. 

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