Zeit für die Wahrheit

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MAGNUS
Ich konnte kaum ertragen, was ich da sah. Alec sah schrecklich aus. Er wirkte ängstlich und unglaublich erschöpft. Er klammerte sich förmlich an Raphael. Ich wollte ihn unbedingt bei mir haben und ihn in den Arm nehmen. Er wirkte so hilflos. Ich streckte ihm meine Arme entgegen, er sah kurz zu Raphael, welcher verständnisvoll nickte und kam mir entgegen. Ich zog ihn zu mir auf den Schoß und schlang meine Arme um ihn. Er war eiskalt. Ich schnappte mir eine flauschige Decke und zog sie ihm bis zur Brust. Wenige Sekunden später hatte er seine Kopf an meiner Schulter platziert und sich mit dem Rücken gegen meine Brust gelehnt. Raphael nahm uns gegenüber, am Fußende Platz. Er wirkte nervös. Was war nur los? Wir saßen einige Minuten einfach nur so da, bis ich merkte, dass Alec eingeschlafen war. Er brauchte den Schlaf, dringend. „Ich... also... Alec und ich sind schon lange befreundet, wie du weißt. Wir sind durch dick und dünn gegangen...Vor knapp einem Jahr habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht. Das hätte alles nicht passieren dürfen und ich bereue es jede Sekunde meines Lebens. Ich sehe täglich, was ich angerichtet habe und es tut mir leid. Ich habe Alec's vertrauen in andere komplett zerstört. Der Grund, warum er den nächsten Schritt noch nicht machen kann bin ich." erklärte Raphael leise. Ich verstand nicht genau was er meinte. „Raphael? Was?" fragte ich verwirrt. „Ich... Damals hatte ich einen Riesen Streit mit meinem Vater, er hat mich verprügelt und ich konnte das alles einfach nicht mehr ertragen. Ich habe andauernd irgendwelche Pillen eingeworfen, weil ich dachte das hilft...das hat es aber nicht. Damit habe ich alles nur noch schlimmer gemach. Ich... ich bin danach zu Alec gefahren und.. ich... ich war nicht ich selbst und habe etwas ganz ganz dummes getan. Ich kann mir das selber nicht verzeihen und ich weiß auch, dass du es nicht kannst. Ich.. ich habe mir einfach genommen, was ich wollte... egal ob Alec einverstanden war oder nicht..."sagte er. Gegen Ende hin wurde seine Stimme brüchig und er begann zu weinen. „Er hat dir einfach vergeben?" fragte ich. Raphael sah mich verwirrt an. Vermutlich hatte er damit gerechnet, dass ich ihn umbringen würde, doch ich tat es nicht. Ich kannte Alec jetzt schon relativ lange und er hatte für alles seine Gründe. Er tat nichts, ohne nicht vorher alles bedacht zu haben. Außerdem wusste ich, dass er ein großes Herz hatte. „Ich weiß nicht, ich verstehe auch nicht, warum er mir das verziehen hat. Ich an seiner Stelle würde mich hassen. Vor allem, nachdem was heute morgen passiert ist. Ich war total drauf, als Jace angerufen hat. Es tut mir sooo leid." seufzte er noch immer unter Tränen. „Wie schlimm war es?" wollte ich wissen. „Keine Angst, es ist Gott sei dank nichts schlimmeres passiert." versicherte er mir. Ich strich Alec vorsichtig ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah auf ihn hinunter. So, wie er da lag sollte man meinen, dass er ein ganz normaler Junge wäre, doch da lag man falsch. Er hatte mehrere Millionen Follower. Eine Vater der sich vor seine Augen erschossen hatte, nachdem er Alec verprügelt hatte und einen besten Freund der über ihn her gefallen war. Ich fragte mich, was ich wohl noch alles nicht wusste? Viel mehr fragte ich mich, ob ich noch mehr wissen wollte. Dieser Junge wirkte auf der eine Seite so zerbrechlich, doch er war stärker als jeder andere. Ich hatte mich in ihn verliebt, in einfach alles an ihm. In seine Fehler, seine Tattoos und in sein strahlendes Lächeln. Vom ersten Tag an hatte er mich verrückt gemacht und jetzt.... jetzt waren wir ein Paar und das hieß, ich würde ihn niemals allein lassen und ihn unterstützen wo ich nur konnte. Durch ein niedliches grummeln wurde ich aus meinen Gedanken geholt. Alec bewegte sich.

ALEC
Als ich langsam wieder wach wurde, spürte ich, wie sich hinter mir etwas bewegte. Ich öffnete langsam meine Augen und sah nach vorn. Raphael war verschwunden. Was war passiert? "Wo ist Raphael?" fragte ich mit brüchiger Stimme. "Er ist nach Hause gegangen. Alec, er hat mir alles erzählt und ich verstehe jetzt, warum du noch nicht soweit bist. " sagte Magnus leise. "Nein. Das tust du nicht, das wissen wir beide. Du hast nicht diese Bilder im Kopf, jedes Mal, wenn wir uns näher kommen."erwiderte ich. Wie konnte er sowas nur sagen?! Egal, wie schlimm er sich das vorstellte, es war tausend Mal schlimmer... Ich liebte ihn, das tat ich wirklich, aber ich wollte nicht, dass er wegen mir unglücklich war. „Ich kann es verstehen, wenn dir das alles zu viel wird und du dich lieber von mir trennen willst„ sagte ich leise. „Nein. Fang nicht so an. Ich werde mich nicht trennen. Wir schaffen das zusammen! Ich liebe dich, so wie du bist." erwiderte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Weißt du was?! Wir beiden gehen zusammen mit den anderen was essen. Was hältst du davon?" fragte er. Ich nickte lachend. Und wir standen auf.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt