Das erste Meeting

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ALEC
Als Isabelle wieder gegangen war, legte ich mich auf das Bett und sah einfach nur an die Decke. Ich musste tatsächlich den Vertrag einhalten und das durchziehen. Ich wollte Magnus am liebsten nie wieder sehen und jetzt wurde ich dazu gezwungen. Ich konnte es schon kaum ertragen an ihn zu denken und jetzt musste ich ihn auch noch wieder sehen. Morgen war das erste Meeting für die Kollektion angesetzt. Das konnte ja lustig werden. Langsam wurde ich müde. Der Tag hatte mich echt mitgenommen. Ich fiel in einen unruhigen und viel zu kurzen Schlaf. Ich wachte immer wieder auf. Jedes Mal wurde mir schlecht und ich musste mich übergeben. Vollkommen am Ende viel ich gegen 7 Uhr morgens wieder in mein Bett und versuchte wenigstens noch eine halbe Stunde lang die Augen zu schließen, doch es gelang mir nicht. Wieder musste ich aufstehen und mich übergeben. Ich gab nun endgültig auf und ging duschen. Ich schnappte mir eine schwarze Jeans und einen Pulli und zog mich an. Die Schuhe zog ich mir an, als ich wieder im Schlafzimmer war. Ich hockte eine Weile lang auf meinem Bett und starrte einfach nur ins leere, bis mein Telefon klingelte. Isabelle war dran. Sie stand mit ihrem Wagen vor dem Hotel, um mich abzuholen und mich zu Magnus zu begleiten. Das war eine gute Idee, da ich in meinem Zustand besser kein Auto fahren sollte. Ich verschwieg ihr jedoch, wie es mir tatsächlich ging und sagte die ganze Fahrt über nichts. In Magnus Gebäude angekommen wurden wir in einen Konferenzraum gebracht, wo wir auf ihn und seine Leute warteten. „Ist alles ok?" fragte Isabelle vorsichtig. Bevor ich antworten konnte betrat Magnus mit ein paar seiner Mitarbeiter den Raum. „Hi" begrüßte er uns leise. Er hatte ein blaues Auge. „Isabelle?" fragte ich nur. Er sah betreten zur Seite. „Jetzt erwarte nicht von mir, dass ich mich entschuldige, das wird nicht passieren." keifte sie. Ich rollte genervt mit den Augen. Ich hatte keine Kraft für sowas! Alle nahmen am Großen Tisch Platz, Magnus gegenüber von mir. „Was stellst du dir den vor? Shirts? Hosen?" fragte er vorsichtig. „Ich weiß nicht, ich finde es sollten Dinge sein, die ich selbst gern trage." entgegnete ich. „Wie wäre es dann mit Pullovern und Jacken?" schlug er vor. Ich nickte zustimmend. „Wir sollten allerdings auch Shirts und Jogginghosen mit aufnehmen. Viele tragen sowas gerne. Ich weiß du fühlst dich in Shirts nicht unbedingt wohl, aber du kannst das wirklich tragen." schlug er vor. „Ok" erwiderte ich nur monoton. Ich war zwar nicht ganz so überzeugt, aber er wusste was er tat, also musste ich ihm da wohl oder übel vertrauen. „Ich werde mich um ein paar Stoffproben, Farbvorlagen und Schnittformen der Sachen kümmern, danach überlegen wir uns Motive und Schriftzüge sowie einen Namen für die Kollektion. Treffen wir uns dann morgen wieder hier?" erklärte er. Isabelle und ich stimmten zu und verließen den Raum, bevor ich gehen konnte hielt Magnus mich zurück. "Können wir kurz reden?" fragte er leise. "Nein." antwortete ich nur und ging dann. Ich konnte und wollte einfach gerade nicht reden, mit niemandem. Ich wollte einfach meine Ruhe.

MAGNUS
Ich war so nervös gewesen, da ich heute Alec wieder sehen würde. Als ich den Raum betreten hatte war mir sofort aufgefallen, dass er total müde aussah. Sein Blick erinnerte mich an damals, als er mit seinem Vater die Treppe hinunter gekommen war. Seine Augen waren matt und leer. Ich wusste bis heute nicht, was sein Vater zu ihm gesagt hatte. All die Fehler, die ich im Laufe der Jahre gemacht hatte schossen mit in den Kopf und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich nicht besser als sein Vater war. Ich hatte ihn geschlagen, betrogen und ihn mehr als einmal verletzt. Ich wollte nicht wie sein Vater sein, ich wollte Alec nicht so leiden sehen. Das hatte er wirklich nicht verdient. Er gab mir nicht einmal mehr wiederworte, als ich Shirts für die Kollektion vorschlug. Er sagte nicht viel und starrte eigentlich nur auf seine Hände und hörte halbherzig zu. Zum ersten Mal seit Jahren wusste ich nicht, was in ihm vorging. Was mir jedoch auffiel war, dass er unkonzentriert und müde wirkte. Er sah auch etwas blass aus. Ich musste unbedingt versuchen mit ihm zu reden, ich musste es wieder geradebiegen. Morgen würde ich mit ihm alleine sein, das war die beste Möglichkeit mit ihm zu reden.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt