Keine Lügen mehr

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ALEC
Ich wusste nicht mehr, wie lange ich geweint hatte und hier in Luis Armen hing. Ich hatte mein Zeitgefühl verloren. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Magnus war weg! Jetzt war ich allein. Meine Tränen stoppten irgendwann und ich saß einfach nur noch dort in Luis Armen und starrte geradeaus. Was mir durch den Kopf ging? Nichts. Ich war einfach nur leer. Ein Schalter in mir legte sich um und ich stand einfach nur auf und lief zum Schrank. Automatisch suchte ich mir frische Kleidung heraus und verschwand im Bad. Ich ließ einen verwirrt und gleichzeitig besorgt blickenden Luis einfach auf dem Boden sitzen. Ich wusste selbst nicht, was in mich gefahren war, aber ich wusste, dass es besser war als einfach nur zu weinen. Nach ein paar Minuten kam ich etwas entspannter aus der Dusche. Ich schnappte mir meine zurechtgelegten Sachen und zog sie an. Als letztes warf ich einen Blick in den Badezimmerspiegel. Ich sah selbst für meine Verhältnisse schlecht aus. Meine Augen waren schon fast schwarz unterlaufen und meine Hautfarbe war bleich. Sofort verkroch ich mich in meinem schwarzen Pulli. Ich hatte auch eine schwarze Jogginghose angezogen, ich hatte einfach keine Lust gehabt etwas anderes anzuziehen. Ich fühlte mich dafür heute einfach nicht gut genug. Als ich wieder aus dem Bad ging, stand Luis gegen die Wand gelehnt einfach nur da. „Du solltest etwas schlafen." riet ich ihm leise. In meiner Stimme lag kaum noch Kraft. Ich hatte in den letzten Tagen ununterbrochen gekämpft und war am Ende. „Das sagt der Richtige." entgegnete Luis. „Ich meine es ernst, du siehst müde aus. Danke, dass du mich nicht alleine gelassen hast. Jetzt musst du auch an dich denken." entgegnete ich leise. Er lächelte kurz und verschwand im Flur. Wenige Sekunden später hörte man das schließen der Gästezimmertüre. Ich selbst konnte erst gar nicht an Schlaf denken. Irgendetwas hinderte mich daran. Plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich Magnus Sachen noch packen musste. Ich schnappte mir eine Tasche und stellte sie auf unser... mein Bett. Ich lief zum Schrank und öffnete ihn. Eine Weile stand ich einfach nur davor und starrte hinein. Es klopfte an der Türe und ich löste meinen Blick von Schrank. „Hey." sagte eine mir nur allzu bekannte Stimme. Helena. „Hi" entgegnete ich nur. „Es tut mir so unglaublich leid." entschuldigte sie sich. „Schon ok." antwortete ich. „Was machst du?" fragte sie ruhig.

HELENA
Nachdem ich oben eine Türe zugehen hörte lief ich die Treppe hinauf. Ich hatte eine lange Nacht hinter mir und wollte mal nach Alec sehen. Als ich ihn fand, war ich relativ überrascht. Seine Situation hatte sich verbessert. Er weinte nicht mehr! Ich hoffte inständig, dass es ein Fortschritt war. Ich hatte ihn wirklich vermisst, seine Art, seine Fürsorge, einfach alles an ihm. Nachdem ich mich vorsichtig bemerkbar gemacht hatte reagierte er normal. Ich dachte er wäre immer noch Sauer auf mich. Ich wusste allerdings nicht, ob es an seinem Zustand lag oder ob er tatsächlich nicht mehr sauer war.  „Was machst du ?" fragte ich ihn und nahm die Kamera zur Hand. „Eigentlich wollte ich Magnus Sachen einpacken, aber ich weiß auch nicht... vielleicht hätte ich ihn nicht rauswerfen sollen." schniefte er. „Du hast alles richtig gemacht. Er hätte dich irgendwann tot geschlagen. Sieh dich doch mal an! Ich glaube du weißt selbst, dass du am Ende bist." erklärte ich vorsichtig. „Ich weiß... ich weiß. Ich liebe ihn und vielleicht hätte ihm einfach noch eine Chance geben sollen." machte er sich selbst Vorwürfe, während Tränen seine Wangen hinunter rannen. „Das hast du doch. Du hast ihm gesagt, dass er gesund werden soll und du ihn zurück nehmen würdest. Er wollte dir schon zwei mal einen Antrag machen und hat dich jedes Mal betrogen und geschlagen. Du hast ihm doch noch eine Chance gegeben, indem du ihm gesagt hast, dass es nicht drei Ringe an der Kette werden sollen." versicherte ich ihm. „Warum hast du überhaupt alle Ringe an eine Kette gemacht?" fragte ich. „Ich weiß nicht... ich dachte einfach, dass ein Teil von ihm dann immer bei mir ist. Ich kann ihn einfach nicht loslassen. Beim ersten Ring konnte ich nicht zulassen, dass er seine Träume für mich aufgibt, das bin ich nicht wert. Vor ein paar Wochen hat er nachdem ich herausgefunden haben, dass er mich mit Jason betrogen hat verprügelt. Er hat gesagt, dass er ohne mich nicht leben will und dass er eher sterben würde als ohne mich zu leben. Das hat mir Angst gemacht. Ich wollte nicht, dass er etwas dummes tut, wegen mir. Er hat mir den Ring vor die Füße geworfen. Ich habe es nur knapp geschafft ihn im Bad einzuschließen. Ich hab den Ring behalten, weil ich Magnus nicht loslassen kann, egal was er tut. Ich liebe ihn und das wird sich nicht ändern. Die Ringe haben mir die Hoffnung gegeben, dass er mich wirklich liebt und er immer noch der liebenswerte Mensch ist, der er mal war. Ich glaube immer noch, dass der alte Magnus da irgendwo drin steckt. Ich kann ihn nicht einfach aufgeben." sagte er leise. Wow. Alec war wirklich stark. „Und was ist mit dir? Hast du in den letzten Monaten überhaupt mal an dich gedacht?" fragte ich besorgt. „Ja... gestern." schluchzte er und brach wieder in Tränen aus. „Ich muss nicht mehr ständig Angst haben, dass er auf mich los geht oder Dinge nach mir wirft. Ich kann aufatmen, weil er mich nicht mehr beleidigt oder grob ist." weinte er. „Ich fühle mich so schlecht, weil ich erleichtert bin. So sollte das nicht sein. Er sollte hier bei mir sein und wir sollten glücklich sein. Gerade bin ich einfach nur froh, dass er nicht hier ist. Das ist nicht fair von mir." weinte er bitterlich und ließ sich kraftlos auf das Bett fallen. Ich stellte die Kamera auf dem Schrank gegenüber ab, sodass sie weiter filmen konnte und setzte mich zu ihm. Sofort zog ich ihn in eine Umarmung. „ Du musst dich nicht schlecht fühlen. Du hast alles in deiner Macht stehende getan. Du bist auch nur ein Mensch! Es ist normal, dass du erleichtert bist. Dir fällt eine riesige Last von den Schultern. Magnus hat sich Hilfe gesucht und ich weiß, dass er das durchziehen wird. Für euch, vielmehr für dich. Du bist ihm so wichtig und es erfordert so viel Mut und vor allem Kraft den Schritt zu wagen ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen. Er wird sich ändern und während er das macht musst du dich erstmal um dich kümmern. Du bist durch die Hölle gegangen, niemand steckt das einfach weg. Auch du nicht, manchmal musst du dir auch helfen lassen, du kannst nicht immer für alle da sein. Auch du kommst an deine Grenzen. Wir alle stehen hinter dir. Deine Familie, deine Freunde und deine Fans!" versicherte ich ihm. Er beruhigte sich wieder etwas und kauerte sich ans Fußende des Bettes. Er strich mit den Fingern über die Tasche. „Eigentlich wollte ich es dir erst später erzählen, aber ich denke, dass du es jetzt wissen solltest... Cat hat euch in den letzten Monaten immer mit der Kamera verfolgt. Sie hat alle Übergriffe und Beleidigungen von Magnus dir gegenüber aufgezeichnet. Magnus hat uns gesagt, dass wir die Sachen hochladen sollen." versuchte ich ihm so schonend wie möglich beizubringen. „Nein! Das... bitte, dass kannst du nicht machen." flehte er mich weinend an. Ich spürte einen Stich im Herz, als er wieder zu weinen Begann. „Das wird ihn ruinieren. Bitte, das kannst du nicht machen." wimmerte er. „Magnus wollte das. Er ist sich der Konsequenzen bewusst. Momentan denken die Fans, dass du ihn rausgeworfen hast. Die werden bald alle auf dich losgehen. Wir beide wissen, dass Mags das nie zulassen würde." sagte ich ruhig. „Mir egal, sollen sie doch alle denken ich sei schuld! Ich will nicht, dass er sein Leben zerstört!" erklärte er unter Tränen. Ich stand auf und wollte nach unten gehen, doch er hielt mich zurück. „Du willst dich vielleicht nicht retten, weil du denkst, dass du das alles verdient hast, aber Magnus und ich sehen das anders. Es tut mir leid." sagte ich. Cat war mittlerweile auch dazu gekommen und hielt die Kamera direkt auf uns gerichtet. Ich sah Alec entschuldigend an und riss mich los. Ich stürmte nach unten und rannte zu meinem Computer, Alec sprintete direkt hinter mir her. Im Augenwinkel erkannte ich Luis, der wohl durch den Lärm wach geworden sein musste. Er rannte und ebenfalls hinterher, ebenso wie Cat. Unten angekommen öffnete ich schnell die Datei und wollte sie gerade hochladen, als Alec bei mir ankam und mich davon abhalten wollte. Gott sei Dank kam Luis ihm zuvor und packte ihn, bevor er mich erreichte. Alec schrie und weinte bitterlich, während er noch immer krampfhaft von Luis festgehalten auf den Boden sank. Er versuchte mit aller Kraft sich zu wehren, doch er hatte keine Chance. Wenige Sekunden später machte der Laptop ein summendes Geräusch und die Videos waren online. Kraftlos ließ Alec sich in Luis Armen hängen und weinte bitterlich. Cat warf mir die Kamera zu und ich lud auch das gerade entstandene Video umgeschnitten hoch. Cat und ich ließen und dann auch auf dem Boden nieder und nahmen Alec in den Arm. Er war vollkommen am Ende. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie er sich gerade fühlte. Ich hatte die Befürchtung, dass wir ihn noch mehr zerstört hatten, als Magnus es selbst getan hatte, doch es musste sein. Wir konnten nicht zulassen, dass er wieder alles auf sich nahm. Selbst Raphael und seine Mutter hatten sich auf unseren Plan eingelassen und gaben in diesem Moment Interviews. Maryse erzählte der Presse von Alec's Vater und Raphael packte über seine Taten aus. Alles was Alec über all die Jahre mühsam versteckt hatte flog ihm jetzt gerade um die Ohren. Alle waren bereit dazu zu stehen, was sie getan hatten. Alec wollte sie alle vor den Konsequenzen beschützen, doch irgendwann musste man nunmal zu dem stehen, was man getan hatte. Alec hatte sich lieber selbst zerstört, als die Wahrheit zu sagen. Er wollte alle davor bewahren verletzt zu werden, er hatte nur leider sich selbst vollkommen außen vor gelassen.

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