6Wochen später

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ALEC
Es hat lange gedauert sich von dem was passiert ist zu erholen. Es hat mich viel Kraft gekostet. Ich war froh, dass Magnus und meine Familie hinter mir standen. Ich konnte das Krankenhaus nach zwei Wochen wieder verlassen und alle waren da, um mich abzuholen. Die Presse hatte immer wieder wild spekuliert und versucht ein Interview mit mir zu bekommen. Ich konnte es irgendwie verstehen. Ich war plötzlich einfach verschwunden und es gab nichts neues mehr. Niemand sah mich mehr auf der Straße. Nichts. Ich hatte mich in meinem Zimmer verkrochen und hatte es seit dem nicht mehr verlassen. Magnus war die ganze Zeit über nicht von meiner Seite gewichen, ich war ihm so dankbar dafür. Er war das beste, was mir seit langem passiert war. Er war da, wenn ich nachts hochschreckte und weinte. Ich hatte immer wieder schlimme Albträume von dem, was passiert war. Warum hatte mein Dad das nur getan? Meine Freunde und meine Familie ließen kein gutes Wort an ihm, bis auf Magnus. Ich wusste, dass er versucht hatte mich umzubringen, aber er war mein Vater und ich liebte ihn. Mit all seinen Fehlern.
Heute war der Tag seiner Beerdigung und ich wollte unbedingt dort hin. Schließlich war er mein Vater. Meine Mutter weigerte sich zuerst, aber stimmte dann doch zu, als ich sie flehend ansah. Sie wusste, wie viel er mir bedeutet hatte. Selbst Isabelle und die anderen kaman ohne Widerworte mit. Ich wusste, dass es ihnen missfiel, aber sie taten es mir zu liebe. Wir waren die einzigen, die um ihn trauern würden, er hatte keine Familie mehr, außer uns. Jason, Mark und Toby waren mittlerweile bei uns eingezogen. Ich wollte nicht, dass sie ihre Jobs verloren. Heute war der erste Tag, an dem ich das Haus verließ. Es war der Tag der Beerdigung. Ich stand nach einer unruhigen Nacht auf und schlich so leise, wie möglich ins Bad, um mich fertig zu machen. Ich wollte Magnus nicht wecken. Er hatte die letzten Wochen ebenfalls nicht viel geschlafen. Ich stieg schnell unter die Dusche und ging dann mit einem Handtuch um die Hüften gebunden in mein Zimmer zurück. Ich schnappte mir ein Paar meiner schwarzen Hosen und einen schwarzen Pulli. Langsam wurde Magnus hinter mir wach. "Du bist schon wach? " sagte er verschlafen. "Ja, ich konnte einfach nicht mehr schlafen." erwiderte ich. Er stand auf und lief zu mir herüber. Er zog mich in seine Arme und küsste mich. Wir hatten im Krankenhaus eine Menge Zeit, um zu reden. Wir hatten über uns geredet. Kurz bevor ich das Krankenhaus verlassen konnte hatte er mich dann gefragt, ob ich mit ihm zusammen sein wollte. Ich hatte ja gesagt!
Nachdem auch Magnus sich fertig gemach hatte gingen wir herunter in die Küche, wo wir auf die anderen trafen. Clary übernachtete immer häufiger bei uns ebenso, wie Lydia. Simon und Raphael verstanden sich auch sehr gut und hingen oft bei uns. Wir waren wie eine Familie. Wenig später kam auch meine Mutter in die Küche. Sie hielt ein großes Paket in ihrer Hand. "Hey, das Paket ist vor Wochen für dich angekommen,als... naja. Ich dachte du möchtest es vielleicht öffnen. Da sind auch noch ein paar andere in der Eingangshalle. Es ist schon ein richtiger Haufen." erklärte sie. Stimmt, das war das Paket, das mein Vater abholen wollte. Sie stellte es vor mir auf die Küchenzeile und alle sahen mich erwartungsvoll an. Ich hatte das Paket nach den ganzen Ereignissen völlig vergessen. Ich nahm mir eine Schere und schnitt das Paketband durch. Das erste, was zu Vorschein kam war eine Karte.

Sehr geehrter Mr. Lightwood,
Wir hoffen, dass Ihnen unsere Kleidung gefällt und sich über weitere Pakete von uns freuen. Wir sind sehr begeistert von ihrer Social Media Präsenz und wünsche Ihnen von Herzen alles gute.
Als ich die Karte beiseite legte kam ein neon orangener Pulli zum Vorschein. Er war echt schön. Auf dem Rücken waren Engelsflügel aufgedruckt, es war eine Kopie von meinem Tattoo. Ich musste lachen. „Und? Wie findest du die Sachen ?" stocherte Jace neugierig. „Der Pulli ist echt schön." antwortete ich mit einem Lächeln. „Den musst du unbedingt anziehen, wenn du wieder zur Schule kommst!" warf Lydia ein. Alle anwesenden nickten zustimmend. „Ohhhh. Mach noch eins auf!" kam es von Raphael. Er lief aus der Küche und kam mit einem weiteren Paket zurück. Es war etwas größer, als das erste. Ich machte es auf und eine weitere Karte sprang mir entgegen.

Lieber Mr. Lightwood,
Wir wünschen Ihnen alles Gute und eine schnelle Genesung.

Ich legte auch diese Karte zur Seite. Es war nett, dass  sie mir eine gute Besserung wünschten. Schließlich wurde wild spekuliert, seitdem ich mit einem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Die Fotos waren Wochenlang in allen Zeitungen gewesen. Ich sah wieder zurück zum Paket und entdeckte Schuhe. „Die passen ja perfekt zum Pulli, ob die sich angesprochen haben?" sagte Magnus, der die ganze Zeit über hinter mir stand und seine Arme um meine Mitte geschlungen hatte. „Neon orange." kam es nur von meiner grinsenden Mutter. „Das musst du Montag unbedingt tragen!" fügte Izzy hinzu.
Wir unterhielten uns noch eine Weile in der Küche, bevor ich die Sachen nach oben brachte und meine Wagenschlüssel holte. Magnus, Jace und Clary stiegen zu mir in den Wagen. Die anderen stiegen bei meiner Mutter ein. Mittlerweile mochte ich Clary sogar richtig gerne. Wir kamen jetzt gut miteinander klar und waren sogar Freunde geworden. Ich öffnete das Garagentor mit der Fernbedienung und startete den Motor. Das erste was wir sahen waren die Paparazzi, die ihre Kameras sofort auf unsere Autos richteten. Zum Glück hatten wir abgedunkelte Scheiben, sodass die nur die Autos erwischten. Gemeinsam fuhren wir zum Friedhof, um meinen Vater zu beerdigen. Die Paparazzi verfolgten uns natürlich, blieben jedoch vor dem Tor des Friedhofs stehen. Ich war froh, dass sie uns diesen Freiraum ließen. Als ich vor dem Grab stand erinnerte ich mich an früher. Ich hatte mit meinem Vater nicht nur schlechte Dinge erlebt, er hatte mich geliebt. Zumindest auf seine eigene Weise. Das wusste ich. Die ganze Zeit über hielt Magnus meine Hand selbst, als wir wieder zurück zum Auto liefen. Wir stiegen ein und fuhren in die Stadt, um etwas zu essen. Eigentlich hatte ich gar keine Hunger.
Jason, Toby und Mark fuhren uns mit ihrem Wagen hinter her. Als wir ausstiegen waren sie sofort zur Stelle und hielten die Leute von mir fern. Eine riesige Menschentraube hatte sich um uns herum gebildet. Selbst auf der anderen Straßenseite waren Menschen, die mich mit ihren Handys filmten. Ich verstand nicht, was die Leute in mir sahen, dass sie mich so mochten. Ich wusste nur eins. Sie schrieen alle meinen Namen.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt