Gift

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ALEC
Nein! Ich konnte Isabelle, Jace und die anderen nicht alleine lassen. Ich war vielleicht nur ein paar Minuten älter als Izzy, aber ich war trotzdem ihr großer Bruder, ich musste doch auf sie aufpassen. Wenn ich nicht da war, wer beruhigte dann Jace, wenn er sich wieder aufregte oder im Begriff war etwas dummes zu tun? Ich konnte das jetzt nicht einfach so über mich ergehen lassen! Ich wollte mich nicht mehr so behandeln lassen! Von Niemandem! Mit neuer Kraft rappelte ich mich auf, als Magnus gerade wieder zu einem Tritt ausholte. Mein kompletter Körper brannte, aber das ignorierte ich. Ich hatte über all die Jahre so viele Schmerzen ertragen müssen, das würde mich nicht aufhalten zu kämpfen! Ich fing Magnus Tritt ab und hob mit aller Kraft sein Bein, sodass er nach hinten kippte und mit einem lauten Knall auf dem Boden landete. Ich ergriff meine Chance, als er gerade noch leicht verwirrt am Boden lag und zog ihn an den Haaren auf die Beine. Er schrie vor Schmerz, doch da interessierte mich gerade herzlich wenig. Ich ließ seine Haare los und nahm ihn in den Schwitzkasten. Ich beförderte ihn in unser Badezimmer und schubste ihn zu Boden. Schnell verließ ich den Raum und schloss die Türe hinter mir ab. So konnte er wenigstens niemanden mehr verletzten, nichtmal sich selbst. Völlig am Ende ließ ich mich auf das Bett fallen und hörte dabei zu, wie Magnus gegen die Türe schlug und mich wild beschimpfte. Es war mir egal, wie sehr er gerade vor Wut kochte, er musste erstmal runter kommen, bevor ich mit ihm reden konnte. Nach einiger Zeit fielen mir die Augen zu und ich schlief mit Magnus Getrommel und den Beschimpfungen in einen schon längst überfälligen Schlaf.

Als ich wieder aufwachte schien mir die Sonne ins Gesicht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 8 Uhr morgens war. Ich hatte wirklich die ganze Nacht durchgeschlafen. Langsam richtete ich mich auf und wurde von meinem brummenden Schädel an Gestern erinnert. Ich fasste an meine Stirn und bemerkte, dass die Wunde dort immer noch leicht blutete. Genervt rollte ich mit den Augen und stand auf. Ich ging schwerfällig nach unten und schnappte mir meine mitgebrachten Sachen, um wieder nach oben zu gehen. Dort angekommen zog ich mich um. Als ich gerade mein Shirt überziehen wollte bemerkte ich die Blutergüsse auf meinen Rippen. Ganz toll. Wirklich! Schnell zog ich mich um und verstaute meine schmutzige, von Blut bedeckte Kleidung in meiner Tasche. Misstrauisch horchte ich an der Badezimmertüre. Magnus war verstummt, vorsichtig schloss ich die Türe auf und steckte den Kopf in den Raum. Ich sah Magnus, wie er in der Dusche saß und sich gegen die Wand gelehnt hatte. Auch er war nicht gerade unverletzt. Er hatte eine aufgeplatzte Lippe und mehrere blaue Flecken. Ich ging langsam auf ihn zu und schnappte mir den Duschkopf und richtete diesen auf ihn. Dann schaltete ich das kalte Wasser an. Sobald das Wasser Magnus traf schrie er auf und war sofort hellwach. "Scheiße, was soll das..... d..." schrie er, verstummte jedoch, als er mich sah. "Was ist passiert?" fragte er aufgeregt. "Nichts. Du solltest dich umziehen." antwortete ich nur. Ich war froh, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte. Irgendwie hoffte ich, dass es so bleiben würde. Es würde ihn nur noch mehr verletzten, wenn er wüsste, was er getan hatte. Seine Worte von gestern hallten immer noch in meinem Kopf : Ohne dich will ich nicht leben. Hatte er das wirklich ernst gemeint? Ich wollte nicht, dass er etwas dummes tat. Vielleicht sollte ich bei ihm bleiben? Das würde es vielleicht besser machen. In meine Gedanken vertieft lief ich zurück ins Schlafzimmer und ging zum Schrank, wo ich Magnus frische Kleidung raus kramte und ihm zu warf. Während er wieder im Bad verschwand, machte ich mich daran die Scherben aufzusammeln und in den in der Nähe stehenden Mülleimer zu werfen, ohne mich zu schneiden. Letzteres misslang mir und ich zischte vor Schmerz, als sich eine Scherbe in meine Hand bohrte. "Alles ok?" fragte Magnus besorgt und lief auf mich zu. "Alles bestens." Sagte ich nur und verschwand nach unten, um den Schnitt zu versorgen. Kurze Zeit später kam auch Magnus zu mir in die Küche. "Was habe ich gestern getan?" fragte er dieses Mal bestimmt. "Das ist nicht so wichtig. Es ist alles in Ordnung." wiederholte ich mich nur. Ich wollte das jetzt einfach nicht besprechen, er sollte es einfach gut sein lassen. "Nichts ist in Ordnung! Ich weiß nicht, was gestern passiert ist und morgens weckst du mich. Ich habe in der Dusche geschlafen. Du hast mich im Bad eingeschlossen, um dich zu beschützen und so, wie ich aussehe, musstest du dich verteidigen, gegen mich! Ich habe dir schon wieder weh getan! Warum kommst du immer wieder zu mir zurück? Hast du keine Angst, dass ich dich irgendwann tot prügele ? " fragte er verzweifelt. "Ich habe keine Angst. Nicht vor dir. Ich komme immer und immer wieder, ob du willst oder nicht. Herr Gott! Ich liebe dich und es ist mir egal, wie oft du mich schlägst oder betrügst. Du kannst noch so viel trinken und Dinge zerschlagen und mich verprügeln. Das ändert nichts. Ich lieben dich und es ist tausend mal schlimmer von dir getrennt zu sein, als mich von dir schlagen zu lassen. Ich habe schon lange keine Angst mehr davor zu sterben. Dafür war ich zu oft kurz davor. Ich komme einfach nicht von dir los und dir scheint es nicht anders zu gehen, sonst hättest du mich schon damals gehen lassen, als du mich betrogen hast. Egal, wie schlecht wir für einander sind, wie schaffen es nicht uns voneinander zu lösen. Das will ich auch gar nicht, oder willst du das? Du hast gesagt, dass du ohne mich nicht leben willst, Magnus!" keifte ich ihn verzweifelt an. Tränen liefen mir die Wangen hinunter. Alles, was sich über die Jahre hinweg angestaut hatte, platzte jetzt aus mir heraus. Ich konnte es einfach nicht mehr in mir behalten...
"Alec, ich... ich will dich nicht verletzten... "stotterte er den Tränen nahe. "Ich bin nicht gut, für dich. Sieh uns doch jetzt mal an." fügte er noch hinzu. "Glaub mir, das tust du nicht... nicht mehr. Wir sind Gift für einander, aber trotzdem kriegt uns zusammen niemand klein." entgegnete ich. "Ich liebe dich." platzte es aus ihm heraus. "Ich weiß." erwiderte ich monoton.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt