Gewalt ist keine Lösung

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MAGNUS
Alec parkte den Wagen auf dem Parkplatz des Einkaufsmarktes und schaltete den Motor ab. "Wir können immer noch umdrehen." sagte er unsicher. Er hatte Angst, das konnte man ihm ansehen. Ich konnte es verstehen. Die Leute waren nicht gut auf mich zu sprechen. "Lass uns rein gehen" schlug ich möglichst optimistisch vor. Er sah mich noch einmal an uns stieg dann aus. Ich tat es ihm gleich. Sofort waren wir von Fans umringt. Gott sei Dank hatte Alec Sicherheitsleute, die die Massen von uns fern hielten. Ich lief um das Auto herum und nahm Alec's zitternde Hand in meine. "Das wird schon." flüsterte ich in sein Ohr. "Schläger!" ertönten wieder die Rufe der Fans. Einige spuckte sogar vor mir auf den Boden. "Wieso bist du dir da so sicher?" entgegnete Alec leise. "Ich weiß es einfach. " antwortete ich und zog ihn mit in den Laden. Während wir durch die Gänge liefen bekam ich immer wieder böse Blicke von fremden zugeworfen. Irgendwie konnte ich es verstehen. Sie hassten mich, weil ich Alec schlecht behandelt hatte, ich hatte mich schließlich dazu entschieden das alles öffentlich zu machen. Aber ich würde mich definitiv immer wieder so entscheiden. Selbst an der Kasse sah mich die Kassiererin böse an, sodass ich ein Stück von Alec weg rutschte. Nach dem bezahlen schnappte ich mir die Tüten und trug sie zum Wagen. Alec machte nach dem einräumen den Kofferraum zu und drehte sich dann zu mir. "Hab ich irgendwas falsch gemacht?" fragte er mich, während er auf den Boden starrte. Ich führte meine Hand unter sein Kinn und hob es an, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. "Nein." beantwortete ich seine Frage. "Warum fragst du?" wollte ich dann wissen. "Ich weiß nicht, du bist im Laden von mir weg gegangen, ich dachte ich hätte irgendwas gemacht." entgegnete er kleinlaut. "Glaub mir, du hast nichts falsch gemacht." sagte ich lächelnd. Plötzlich klirrte etwas neben unseren Köpfen. Jemand hatte eine Glasflasche nach uns geworfen, naja vermutlich eher nach mir. Die Glassplitter flogen in alle Richtungen. Eine traf Alec im Gesicht und verursachte eine tiefe Schnittwunde an seiner Stirn. Alec sah mich noch immer geschockt an. "Wer war das?" fragte er heiser. Ich war noch zu geschockt, um zu reagieren. "Wer war das!" schrie er dieses Mal, sodass jeder es hören konnte. Er löste sich von mir und stellte sich schützend vor mich. Alles war totenstill geworden, nur das klicken einiger Kameras war zu hören. "Ich will wissen, wer das war! Wenn man sowas macht, dann muss man auch den Mut haben dazu zu stehen!" schrie er weiter. Ein Junge trat hervor. Er war vielleicht 20 Jahre alt, wenn überhaupt. "Er hat es verdient!" keifte dieser. "Er hat dich geschlagen und betrogen und dich mit allem alleine gelassen. Niemand hat es verdient so zu leiden, wie du! Er soll sich von dir fern halten." fügte der Junge noch hinzu. "Es ist meine Sache, wen ich wann wieder in mein Leben lasse. Ich weiß genau, was er getan hat, daran muss mich niemand erinnern. Jede einzelne Sekunde hat sich in mein Gehirn eingebrannt. Das gibt aber niemandem das Recht ihn mit Dingen zu bewerfen oder anzuspucken! Das ist mein Leben! Ich entscheide! Niemand hat es verdient so behandelt zu werden, egal was er getan hat. Wenn ihr ihm weh tut und ihn beleidigt, dann tut ihr nicht nur ihm damit weh, sondern auch mir!" schrie Alec den Jungen unter Tränen an. Ich hatte Alec noch nie so gesehen. "Ich bin die letzten Jahre durch die Scheiße gegangen. Ich hab die Nase voll davon, dass jeder meint, er wüsste, was gut für mich ist. Es ist so anstrengend immer zu lachen, damit alle glücklich sind. Ich hab mein Leben nur nach den Vorstellungen anderer gelebt. Es reicht! Es ist meine Entscheidung und mein Leben! Wenn ich ihn wieder in meiner Nähe haben will, dann akzeptiert das oder lasst mich in ruhe." schrie er weiter, während immer mehr Tränen seine Wangen hinunter liefen. Sein Atem wurde immer schneller. "Hey, du musst dich beruhigen." sagte ich ruhig zu Alec und wollte ihn am Arm berühren, doch der Junge schubste mich weg. "Du tust ihm nicht mehr weh!" keifte er mich an. Ich stolperte nach hinten und stieß gegen den Wagen. Der Junge wollte gerade wieder auf mich los gehen, als Alec dazwischen ging. Mit voller Wucht schubste der Junge Alec, statt mich gegen den Wagen. Mit einem lauten Knall traf er gegen den Wagen. Sein Kopf prallte gegen die Scheibe und verursachte Risse darin. Alec schnappte nach Luft und begann leise zu weinen, als es laut knackte. Sein Beine sackte weg und er landete auf dem Asphalt. "Alec!" schrie ich und kniete mich neben ihn. Seine Augenlider flatterten und er atmete stoßweise. "Das wollte ich nicht." kam es geschockt von dem Jungen. Ich ignorierte es. "Ich drehe dich jetzt langsam auf den Rücken, ok?" sagte ich an Alec gerichtet. Dieser reagierte nicht. "Hilf mir mal" forderte ich den Jungen auf. Sofort ließ dieser sich neben mich fallen. "Wir drehen ihn vorsichtig um." wies ich ihn an. Gemeinsam drehte wir Alec auf den Rücken. Er wimmerte vor Schmerz und weinte leise. "Alles wird gut, hörst du." versuchte ich Alec zu beruhigen. Er starrte einfach nach oben und seine Augen vielen immer wieder zu. Er schien starke Schmerzen zu haben, aber er schrie nicht. Ich machte mir ernsthaft Sorgen. Ich rief Alec's Arzt an und er schickte einen Krankenwagen, um ihn in seine Praxis schicken zu lassen. Die Security- Männer hatten die Polizei gerufen, die den Jungen Mann zum Verhör mitnahmen und vorläufig auch festnahmen. Ich fuhr mit Alec ins Krankenhaus. Die ganze Fahrt über hielt ich seine Hand, selbst als der Arzt ihn im Behandlungsraum untersuchte. Auch in seinem Zimmer wich ich nicht von seiner Seite, bis der Arzt den Raum am nächsten Tag betrat. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zu gemacht. Sie hatten Alec zwar ein Schmerzmittel gegeben, dass ihn schlafen ließ, doch ich wollte wach sein, falls er etwas brauchte oder aufwachte.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt