Zurück nach Hause

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ALEC
Das nächste, was ich wahrnahm war ein regelmäßiges piepen und einen beißenden Geruch nach Desinfektionsmittel. Langsam versuchte ich meine Augen zu öffnen. Ich musste mich erst an das grelle Licht gewöhnen, bevor ich mich umsehen konnte. Nach einer Weile erkannte ich Helena, sie schlief auf einem Stuhl. Als mein Blick zur Seite fiel sah ich Magnus. Er saß auf einem Stuhl neben meinem Bett und hielt meine Hand. Er war eingeschlafen. Ich drückte seine Hand, es war nur ein schwaches drücken. Ich war wirklich am Ende meiner Kräfte. Wenig später brummte Magnus verschlafen und hob den Kopf. Er blickte zu mir hoch und sah mich mit großen Augen an. „Gott sein Dank, du bist endlich wach" flüsterte er. „W... wie lange habe ich geschlafen?" fragte ich mit brüchiger Stimme. „Fast drei Tage. Du hast mir echt einen Schrecken eingejagt, als du einfach du umgekippt bist...das ist meine Schuld, ich hätte mehr darauf Achten müssen, wie es dir geht...." setzte er an, doch ich unterbrach ihn. Ich wollte nicht, dass er sich die Schuld gab. „Nein. Magnus, du kannst nichts dafür. Ich habe das alles erst zu spät bemerkt.„ sagte ich leise. Er nahm meine Hand etwas fester um küsste sie kurz, bevor er sie mit seiner verschränkte. Ich versuchte zu Lächeln, was mir jedoch misslang. „Oh! Dir geht's besser!" kam es von Helena. „Ich habe Isabelle und die anderen informiert. Sie kommt zusammen mit Lydia morgen an. Clary und Jace ebenfalls. Deinen Mom kann leider nicht sofort kommen, macht sich aber so bald, wie möglich auf den Weg. Simon und Raphael sind auch auf dem Weg hierher." erklärte sie. "Warum musstest du sie alle anrufen?! Sie machen sich doch jetzt nur unnötig Sorgen." murmelte ich. "Alec! Das ist keine unbegründete Sorge! Du bist am Flughafen einfach umgekippt und wurdest zuhause angegriffen! Sie hätten es so oder so erfahren. Die Zeitungen berichten über alles!" sagte Helena streng. "Schon gut!" Versuchte ich sie zu beruhigen. "Wann kann ich hier raus?" fragte ich genervt. "Der Arzt meint, wir können dich direkt mitnehmen, da Dr. Martin jederzeit für uns bereit steht. Allerdings solltest du die nächsten Wochen keinen Stress ausgesetzt sein. Wir haben auch alle Shootings und Termine, die anstanden verschoben." sagte Helena leicht verzweifelt. Ich konnte verstehen, dass sie sich Sorgen machte, aber ich hasste es in einem Krankenhaus zu liegen. Ich hasste es auch, wenn mich alle wie ein rohes Ei behandelten. Ich war nicht mehr so zerbrechlich, wie damals. Niemand verstand mich. Ich wollte mich nicht von dem Angreifer einschüchtern lassen. Klar, er war bei mir eingebrochen und hatte mich angegriffen, ich fühlte mich in meinem Haus total unsicher, aber das wollte ich nicht zeigen. Ich wollte keine Angst mehr haben. Ich hatte schon viel zu lange in Angst gelebt. "Können wir bitte hier weg?" flehte ich die beiden an. "Natürlich. Ich spreche kurz mit dem Arzt. Magnus wird deine Tasche packen und DU, du wirst genau da sitzen bleiben und wage es ja nicht schwerer Dinge zu tragen oder auf den Gedanken zu kommen deine Sachen selbst zu packen. Außer atmen und laufen machst du nichts selber, klar?!" gab mir Helena zu verstehen. "Aber.." wollte ich gerade wieder sprechen, da wurde ich von Magnus unterbrochen. "Kein aber." sagte er bestimmt und begann damit, meine Sachen in die Tasche zu packen. Ich rollte genervt mit den Augen und warf einen Blick auf meine Handy. 6 verpasste Anrufe von Isabelle. 4 von Jace und 9 von meiner Mutter. Na toll! Das konnte ja noch lustig werden. Wenige Minuten später durfte ich das Krankenhaus verlassen und Helena warf meine Tasche in den Kofferraum unseres Wagens. Magnus lief die ganze Zeit über hinter mir und hatte einen Arm an meiner Hüfte. Er tat ja so, als würde ich jeden Moment wieder umkippen. Ich musste zugeben, dass mich hin und wieder Schwindel überkam, doch so schlimm war das jetzt auch nicht. Ich fand es ja irgendwie süß, dass die beiden sich so um mich sorgten, doch ich hatte auch die Befürchtung, dass sie es übertreiben würden. Wieder bei mir zuhause angekommen stellte Magnus meine Tasche im Flur ab und wir gingen gemeinsam in die Küche. Ich machte mich daran mir einen Tee zu machen, als Helena sich räusperte. Ich blickte sie genervt an. "Ich werde mich beim Kochen eines Tee's schon nicht überanstrengen." motzte ich. "Wo er Recht hat, hat er Recht." stimmte Magnus mir zu, als er die Küche betrat. "Gut! Aber danach ruhst du dich aus und Magnus wird bei dir im Zimmer schlafen. Ich will nicht, dass du alleine bleibst. Das ist nicht verhandelbar. " entgegnete sie stur. Ich nickte genervt und schnappte mir meinen Tee, um nach oben zu gehen. Magnus folgte mir samt meiner Tasche. "Ich kann meine Sachen auch selbst tragen" sagte ich leise. " Ich weiß, dass du das alles selber kannst, aber tu uns den Gefallen und lass uns alles für dich übernehmen. Das gibt Helena und mir ein Gefühl von Sicherheit. Als du am Flughafen einfach umgekippt bist waren wir so hilflos. Du hast so viel für mich getan, jetzt lass mich dir auch mal was zurückgeben. Du kannst nicht immer allen helfen und alles selbst regeln. Jetzt lass dir auch mal helfen. Bitte!" sagte er. Ich konnte es irgendwie verstehen, es gefiel mir trotzdem nicht. In meinem Zimmer angekommen schnappte ich mir ein frisches Shirt und eine Jogginghose. "Ich gehe kurz duschen. " sagte ich und verschwand kurz im Bad. Nach knapp einer halben Stunde kam ich frisch geduscht und umgezogen wieder heraus und sah einen ungeduldig wartenden Magnus auf meinem Bett sitzen. "Kannst du dich bitte beruhigen, damit machst du mich total verrückt." sagte ich flehend an ihn gerichtet. "Tut mir leid. Die ganzen Ereignisse der letzten Tage sind auch an mir nicht spurlos vorbei gegangen. Ich... ich li... ich mache mir einfach Sorgen um dich." erklärte er. "Ich kann das verstehen, Magnus. Ich... das war wirklich etwas viel, aber bitte tu mir den Gefallen und Stress dich nicht. Es geht mir besser. Wenn ihr alle so unruhig seid macht ihr mir das alles hier damit nicht leichter. Das einzige was ich will ist arbeiten und je länger ich hier rum hänge, desto länger kann ich nicht arbeiten." erklärte ich verzweifelt. " Alec.." sagte Magnus leise und zog mich auf seinen Schoß. "Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Du musst aufhören dich selbst so unter Druck zu setzen. Tu mir den Gefallen und lass dich mal eine Sekunde lang fallen und Entspann dich. Wir wollen nur das beste für dich." flüsterte er mir ins Ohr. "Ich kann nicht..... ich werde noch verrückt, wenn ich nichts tue und herumsitze. Ich... ich habe Angst, Magnus! Ich habe verdammt nochmal Angst. Ich muss mich irgendwie beschäftigen, sonst komme ich nie zur Ruhe." gab ich leise zu. "Ich werde schon dafür sorgen, dass du den Stress vergisst, keine Sorge." versprach er mir und ließ sich samt mir nach hinten kippen. Ich quietschte vor Schreck und wir fingen an zu kichern.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt