Die Stadt

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ALEC
In der Stadt angekommen stiegen wir aus. Diesmal hielt ich mich unauffälliger am Wagen fest, bis der Schwindel vorbei war. Wir liefen einfach nur durch die Gegend, bis mein Vater sich einen Kaffee holte und ich draußen auf ihn wartete. Die Paparazzi um mich herum nahm ich nur verschwommen war. Die Rufe und das klicken der Kameras, drangen kaum zu mir durch. Es fühlte sich so an, als hätte ich Watte in den Ohren. Der Schwindel überkam mich wieder und ich lehnte mich gegen die Hauswand des Cafés. Sofort fing Jason wieder an Bilder von mir zu machen, wie konnte er nur schöne Bilder machen? Ich fühlte mich grauenhaft! Ich musste schrecklich aussehen. Als mein Vater wieder zu uns stieß gingen wir weiter. Ich lief über die Straße und Jason lief wieder, wie ein Irrer um mich herum und machte Bilder, daran musste ich mich noch gewöhnen. Gegen Abend kamen wir wieder zuhause an. Ich war fertig. Es ging mir immer schlechter. Ich nahm um mich herum kaum noch etwas war. Ich hasste es. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich wusste nur eins, ich wollte hier weg. Weg von meinem Vater! Nachdem wir die Wohnung betreten hatten lief ich sofort in mein Zimmer. Ich hielt mich den ganzen Weg über an der Wand fest, sonst wäre ich vermutlich nie dort angekommen. Kurz nachdem ich mein Zimmer betreten hatte kam mein Vater herein. Er ging auf mich zu und packte mich von hinten und hielt mich fest. "Entweder du schluckst das freiwillig oder wir machen es, wie heute morgen." sagte er mit bedrohlicher Stimme. Ich hatte keine Kraft um mich zu wehren, also ließ ich es zu, dass er mir die Tablette in den Mund steckte und ich schluckte sie herunter. "Schön, dass wir uns einig sind." Das waren seinen letzten Worte, mit denen er das Zimmer verließ. Ich wollte nur raus aus dieser Kleidung und ins Bett, also zog ich mir meinen Pulli über den Kopf und drehte mich Richtung Fenster und sah hinaus. Was Izzy und die anderen wohl gerade machten? Es war schon zu spät, als ich das klicken hinter mir hörte. Es war Jason. Mein Vater hatte wohl vergessen die Türe zu schließen. Jason hatte von mir ein Foto gemacht. "Kannst du das bitte wieder löschen?" fragte ich ihn flehend. " Erst, wenn du dir die Fotos von heute angesehen hast. Ich habe die besten behalten." erwiderte er. Ich nickte, doch bevor ich mich zu ihm aufs Bett setzte zog ich mir ein Shirt über und ging ins Bad, um meine Jogginghose anzuziehen. Als ich wieder herauskam saß er wartend auf dem Bett. Ich setzte mich zu ihm und er gab mir die Kamera. Das erste Bild zeigte mich im Park. Es war echt gut geworden. Er war echt gut. Das nächste zeigte mich an der Wand des Cafés. Über mir leuchtete blaue Name des Cafés. Ich stand vor dieser grauen Wand, ohne Sonnenbrille. Meine Augen leuchteten mit dem Schriftzug um die Wette. Es sah toll aus. Auf dem Bild waren meine Augenringe kaum zu sehen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es war ein tolles Bild. Das dritte Bild zeigte mich, wie ich über einen Zebrastreifen lief. Ich war komplett in schwarz gekleidet und trug die Sonnenbrille. Im Hintergrund erkannte man eine Straße und hohe Gebäude und ein paar Paparazzi. Es sah cool aus, da er das Bild seitlich von mir gemacht hatte und leicht von unten. Wow. Das letzte Bild, sah echt gut aus. Es zeigte mich, vor der Glasfront meines Zimmers,wie ich meinen Pulli ausgezogen hatte. Ich hatte meine Arme nach unten gestreckt und der Pulli hing noch zum Teil an meinen Armen. Die rot-orange Sonne strahlte mich an und tauchte die Kulisse in oranges Licht. Das Tattoo auf meinem Rücken stach deutlich hervor. Ich hatte es immer gehasst und wollte es nie ansehen. Aber jetzt gefiel es mir. Meine blauen Augen spiegelten sich in der Scheibe. Man konnte sie deutlich hervorstechen sehen. Ich hatte einen traurigen Gesichtsausdruck. Das Bild war wunderschön. Niemand hatte bis jetzt geschafft, dass ich mein Aussehen nicht hasste. Mir stiegen Tränen in die Augen und kullerten meine Wangen hinunter. "Hey, ich kann das Bild sofort wieder löschen, wenn es dir nicht gefällt..." sagte Jason panisch. " Nein, es ist wunderschön" schniefte ich und umarmte ihn. Niemand hatte es bis jetzt geschafft, dass ich mich selbst etwas erträglicher fand. Es machte mich so Glücklich mich so auf dem Bild zu sehen. Er erfasste mit seiner Kamera genau das, was ich in dem Moment fühlte und setzte es perfekt in Szene. Nach einer Weile ließ ich ihn los. "Gib mir mal dein Handy, dann schiebe ich dir die Bilder schnell rüber". Ich gab ihm mein Handy und wenige Sekunden später waren die Bilder auf meinem Telefon und er verließ mein Zimmer. Nun saß ich hier, vollkommen alleine auf meinem Bett. Das war das erste mal, dass ich alleine Instagram öffnete. Sofort sah ich auf mein Profil. Wo gestern noch das Bild von Magnus und mir gewesen war, war heute nichts. Das einzige Bild, was dort war, war das von mir, wie ich in meinem alten Zimmer mich an den Fensterrahmen abstützte. Ich brachte es nicht übers Herz das Bild zu löschen, es war eine der einzigen Erinnerungen an Magnus und die anderen. Ich vermisste sie auch, wenn ich von Magnus enttäuscht war fehlte er mir. Ich ging durch die Kommentare unter dem Bild. Es waren so viele. Die meisten schrieben, dass ich heiß aus sah. Aber alle hatten etwas über meine Augen geschrieben. Ich musste lachen. Ich hatte immer gedacht, dass die mich in der Luft zerreißen würden. Ich hatte mich geirrt. Auch als ich durch meine Nachrichten ging, bekam ich hauptsächlich gutes Feedback. Es gab zwar ein paar komische und gemeine Nachrichten, aber das war mir relativ egal, ich wusste ja, dass meine Bilder nicht jedem gefallen würden. Ich drückte auf den Button um ein Bild hinzuzufügen. Ich konnte mich zuerst nicht entscheiden, welches ich nehmen sollte. Schließlich entschied ich mich für das Bild von meinem Tattoo und lud es hoch. Mein Dad wollte, dass ich ein paar Stories machte, also postet ich einen kurzen Boomerang von dem Sonnenuntergang, den ich durch mein Fenster sehen konnte und lud es hoch. Danach schloss ich mein Handy an den Strom an und ließ mich erschöpft in mein Bett fallen. Wenig später driftete ich erneut in einen traumlosen Schlaf ab.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt