Schockmomente

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MAGNUS
Plötzlich ertönte eine ohrenbetäubende Sirene. Ich schreckte hoch und bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich sprang auf und rannte in den Flur, wo ein Gewusel von Stimmen her kam. Dort angekommen sah ich Alec, wie er in einem Haufen aus Scherben und zerbrochenen Bilderrahmen saß und regungslos geradeaus starrte. Er wimmerte leise und Tränen rannen seine Wangen hinunter. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich Blut. Wo kam es her? War es von Alec? Sofort stürmte ich auf ihn zu und kniete mich neben ihn. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt, welche schlaff von seinem Körper hingen. Vorsichtig legte ich einen Hand auf seine Schulter. „Alec? „ fragte ich vorsichtig. Keine Reaktion. „Ist das dein Blut?" fragte ich weiter. Keine Reaktion, er starrte stur geradeaus. „Hey, das ist wichtig! Bist du verletzt?" sagte ich etwas lauter und rüttelte leicht an ihm. Die Security- Männer stürmten in das Haus und durchsuchten es von Kopf bis Fuß. Nichts. Nun war auch Helena bei uns angekommen und kniete sich ebenfalls neben Alec. „Ich glaube er steht noch vollkommen unter Schock. Ich versuche mal nachzusehen, ob er verletzt ist." erklärte sie und griff vorsichtig nach Alec's Hand. Ohne große Mühe schaffte sie es die verkrampfte Hand zu öffnen und ein großer Schnitt, quer über Alec's Handfläche kam zum Vorschein. „Schnell! Schau bei der anderen Hand nach!" wies mich Helena an. Ich öffnete diese ebenfalls und mir bot sich das gleiche Bild. „Ich rufe einen Arzt! Bring ihm in sein Zimmer!" sagte sie und verschwand in der Küche. „ Alec? Ich bringe dich hier weg, ok?" sagte ich, in dem Bewusstsein, dass er nicht reagieren würde. Er reagierte tatsächlich nicht. Ich schnappte mir seinen Arm und legte diesen um meine Schulter. Ich platzierte meinen einen Arm an seinem Rücken und den anderen schob ich unter seine Beine. Wenig später hob ich ihn hoch und trug ihn in sein Zimmer. Drei der Security- Mitarbeiter standen zum Schutz vor seinem Zimmer. Was war bloß passiert? Was brachte Alec so aus der Fassung?! Wer hatte ihm das angetan! Ich würde ihn finden und eigenhändig umbringen! Ich setzte Alec auf seinem Bett ab und und legte ihm eine Decke über die Knie. Ich hielt es erstmal für das beste ihm nicht hinzulegen, da der Arzt sich seine Hände ansehen musste. Wenig später klopfte es leise an der Türe und Helena kam mit einem Laptop herein. „Wir wissen jetzt, was passiert ist. Im Flur ist eine Überwachungskamera angebracht, die hat alles gefilmt. Man kann den Täter leider nicht erkennen." erklärte sie und gab mir den Laptop. Sie startete das Video. Man sah Alec, wie er nach oben gehen wollte und kurz auf sein Handy sah. Plötzlich packte ihn jemand von hinten und sagte etwas zu ihm, bevor Alec gegen die Wand geschleudert wurde. Danach war der Typ angehauen. Geschockt sah ich zu Helena. „Wann kommt der Arzt?" fragte ich besorgt. „Er müsste gleich..." fing sie an, wurde jedoch durch ein klingeln unterbrochen. „Das wird er sein. Die Polizei ist ebenfalls schon informiert. „ sagte sie und verschwand, um den Arzt herein zu lassen. Ein paar Sekunden später war der Arzt bei uns und kümmerte sich um Alec's Verletzungen. Er saß immer noch stumm auf dem Bett. Nachdem der Arzt sich um Alec's Hände gekümmert hatte gab er ihm noch ein Beruhigungsmittel. „Er steht noch vollkommen unter Schock. Es wird das beste sein, wenn heute Nacht einer bei ihm bleibt. Die Verletzungen an seinen Händen sind nicht weiter dramatisch, aber es kann sein, dass er eine leichte Gehirnerschütterung erlitten hat. Gute Nacht." sagte der Arzt kurz und verschwand dann wieder. Alec war mittlerweile eingeschlafen und hatte sich gegen meine Schulter gelehnt. „Ich werde Isabelle informieren und mich um alles weitere Kümmern. Bleib du bei ihm. Die Polizei wird sich die Spuren ansehen und morgen früh mit ihm reden. Der Arzt kommt morgen früh ebenfalls noch vorbei, um nach ihm zu sehen. Die Security wird verdoppelt und im ganzen Haus verteilt. „ sagte sie und verschwand nach unten. Ich legte Alec vorsichtig auf der Matratze ab und zog ihn in meine Arme. Wenig später schlief ich ebenfalls ein. Es war jedoch kein tiefer Schlaf, was ich am nächsten Morgen deutlich spüren sollte.

ALEC
Ich wurde durch schmerzhaft pochende Kopfschmerzen geweckt. Als ich meine Augen öffnete musste ich erstmal ein paar mal blinzeln, um zu erkennen, wo ich war. Ich befand mich in meinem Zimmer. Wie war ich hier her gekommen? Ich spürte, wie sich neben mir jemand bewegte, ich drehte meinen Kopf zur seine und blickte in Magnus Gesicht. „Wie geht's dir?" fragte er, während er mich besorgt musterte. „Gut, denke ich" gab ich zurück.  Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, doch ein stechender Schmerz durchzog meinen Kopf. „Hey, langsam." sagte Magnus. „Was ist passiert?" fragte ich etwas verwirrt. „Du weißt nicht, was gestern passiert ist?!" fragte Magnus leicht panisch. „Ich weiß nur noch, dass ich nach oben gehen wollte.... danach ist alles weg. Warum sind meine Hände verbunden?" erwiderte ich. „Oh.... äh... naja... wir sollten erstmal runter zu Helena." antwortete Magnus. Ich musterte ihn kurz verwirrt und ließ mich dann von ihm auf die Beine ziehen. Sofort kam der stechende Schmerz wieder und mir wurde schwindelig. Ich schwankte leicht und musste mich an Magnus festhalten. „Gehts wieder?" fragte er mich nach einer Weile. Er hatte seine Arme um meine Mitte geschlungen und hielt mich fest. „Ja, ich denke schon." erwiderte ich, doch er ließ mich nicht los. Wir verließen gemeinsam mein Zimmer und gingen Richtung Treppe, als Magnus mich plötzlich hoch hob und nach unten trug. „Was wird das?" fragte ich verwirrt. „ Es ist meiner Meinung nach sicherer dich runter zu tragen. Wenn dir wieder schwindelig wird und du fällst verletzt du dich noch." sagte er und setzte mich an Fuß der Treppe ab. Dort lag ein großer Haufen Scherben, einige davon waren blutverschmiert. Plötzlich tauchten Bilder vor meinem inneren Auge auf. Bilder bei denen ich gegen die Wand geschleudert wurde. Ich zuckte zusammen."Was ist los?" fragte eine Stimme hinter uns. „Er kann sich an nichts erinnern." erklärte Magnus leise. „Ich wurde gegen die Wand geschleudert.." murmelte ich leise vor mich hin. „Das ist normal. Er stand gestern so unter Schock, dass Gehirn versucht ihn zu schützen, indem es das gestern passierte verdrängt. Es kann sein, dass ihm schlecht wird und Schwindel Auftritt. Kopfschmerzen?" fragte ein Typ, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich nickte langsam. „Entschuldigung! Ich habe vollkommen vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Dr. Martin. Ich habe sie gestern behandelt. Es kann sein, dass einige Erinnerungen im Laufe der nächsten Tage wieder hoch kommen."sagte dieser ohne Punkt und Komma. Wie schaffte er es bitte so viel zu reden, ohne zwischendurch Luft zu holen. Die nächsten Stunden verliefen qualvoll langsam. Erst untersuchte mich der Arzt nochmal, dann kam die Polizei und stellte mir irgendwelche Fragen. Ich konnte kaum einen davon beantworten. Ich hatte fast alles vergessen. Danach war ich vollkommen am Ende. Ich hatte meine Augen geschlossen und mich gegen Magnus Brust gelehnt. Ich wollte einfach nur noch schlafen. „Wir müssen gleich zum Flugplatz." sagte Helena leise. „Ich bringe dem Fahrer schonmal unsere Sachen. Kommt ihr dann gleich zum Wagen?" fügte sie noch hinzu. „Ja." antwortete Magnus leise und ich hörte, wie Helena das Wohnzimmer verließ. Magnus zog mich dichter an sich. „Du bist ja eiskalt." stellte er fest. Es war mir gar nicht aufgefallen. Magnus hinter mir bewegte sich kurz und wenig später spürte ich, wie er mir einen seiner Pulli's überzog. „Danke" murmelte ich kaum verständlich, doch er schien es gehört zu haben und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Sorry, Jungs! Wir müssen los." sagte Helena sanft. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch es gelang mir nicht, nach ein paar Blinzlern fielen sie einfach wieder zu. Das letzte, was ich spürte waren zwei starke Arme, die mich hoch hoben und zum Wagen trugen, danach wurde alles schwarz.

MAGNUS
Alec war vollkommen erschöpft. Er hatte zwar versucht seine Augen zu öffnen, doch sie waren ihm sofort wieder zugefallen. Es sah irgendwie niedlich aus, wie er versucht hatte wach zu bleiben. Hinzukommend sah er in meinem viel zu großen Pullover einfach nur süß aus. Das konnte niemand abstreiten. Ich verfrachtete ihn ins Auto und ließ ihn dort weiterschlafen. Kurz bevor wir am Flughafen eintrafen wachte er auf. Er sah bleich aus und extrem müde, was ich ihm nach der gestrigen Nacht nicht verübeln konnte. „Bist du bereit?" fragte ich vorsichtig. „Nein." murmelte er erschöpft. „Wir packen das zusammen." sagte ich aufmunternd und nahm seine Hand. „Ich bin so müde... ich kann das nicht." murmelte er abwesend. „Komm schon. Wir packen das. Wir haben das früher unter viel schlimmeren Bedingungen geschafft, also schaffen wir das jetzt auch." ermutigte ich ihn. Er sah mich nur erschöpft an. Ich zog ihm vorsichtig die Kapuze über und lächelte ihm ermutigend zu. Wenig später öffnete sich die Wagentüre und ich zog Alec hinter mir aus dem Wagen. Alles war von Blitzgewitter erfüllt und es wurde nach Alec geschrieen. Viele Reporter stellten fragen, über das gestern Geschehene. Alec klammerte sich schon mit beiden Händen an meinen Arm und hielt den Kopf gesenkt. Er versteckte sich hinter mir und ich spürte, wie er zitterte. Helena suchte uns den schnellsten Weg zum Flugzeug und ich folgte ihr. Ich versuchte Alec so gut, wie möglich von den Menschen abzuschirmen. Am Flugzeug angekommen, bemerke ich, dass Alec's Druck auf meine Hand immer weniger wurde. Ich drehen mich zu ihm um und hob die Kapuze ein Stück an. Er starrte einfach nur ins leere. „Hey, was ist los?!" frage ich besorgt. Er versuchte etwas zu sagen, doch bevor er dazu kam verdrehte er die Augen uns sank in meinen Armen zusammen.

Blue AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt