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04.04.

....... (54 Kapitel) und eine lange Zeit später.

„Aber wie auch immer, inzwischen habe ich mir es auch mit Jungkook versaut."

Ich sah zu RM, der ein nachdenkliches Gesicht machte: „Weißt du was dein Problem ist Jimin?" Ich zuckte mit den Schultern: „Bindungen einzugehen, ohne sie kaputt zu machen?"

Er riss die Augen auf: „Nein! Genau das."

Ich war verwirrt: „Was?"

Er machte eine auswerfende Bewegung mit den Händen: „Dir an allen die Schuld zu geben! Du schleppst so viel Schuld mit dir, dass es dich erschlägt, in einen Käfig hält und alleine fühlen lässt."

Was er sagte machte Sinn, aber ich verstand immer noch nicht ganz: „Aber wieso...ich meine..."

RM fasste mich an der Schulter: „Sag mir, wieso es deine Schuld ist, dass Yoongi sich ritzte, dass er an sich zweifelte und zusammenbrach, dass er seinen Job verlor, dass er sich von dir abwandte, dass du dich umbringen wolltest, dass du ihn verlassen musstest, dass sich Jungkook in dich verliebt hat und dass du seine Gefühle nicht erwidern kannst."

Eine völlig irrationale Wut kam in mir auf und die Antwort entfloh meinen Mund, ohne dass ich sie aufhalten konnte: „Weil ich ein schlechter Mensch bin, ich achte nicht auf die Leute mich herum und denke immer nur an mich selbst! Was meine Entscheidungen mit anderen anrichten ist mir doch vollkommen egal!"

Vor Wut stiegen Tränen in mir hervor und ich versuchte seine Hand abzuschütten, aber er hielt mich weiter fest: „Wer hat dir das gesagt?"

„Keiner, das braucht mir keiner zu sagen, so bin ich einfach." Nun packte er mich mit beiden Händen und zwang mich ihn anzusehen: „Das stimmt nicht, dass ist das was deine Familie dir weis gemacht hat!

Sie haben dich verstoßen, dir dein Zuhause genommen und dir die Liebe verwehrt, weil sie dir die Schuld gaben. Die Menschen denen du am meisten vertraut hast, die du am meisten geliebt hast.

Sie gaben dir das Gefühl, dass du es nicht Wert bist geliebt zu werden, weil du nichts anderes bringst außer Zerstörung und das Traurigste an der ganzen Sache ist, dass du daran glaubst."

Ich dachte an meine Eltern, an Yugyeom, an unser Haus und daran, wie es war, zu wissen wo dein Platz in der Welt war. Nun hatte diese Welt keinen Platz mehr für mich. Ich war allein und es war meine.....

Mir entkam ein Schluchzen und RM's Arme umfingen mich und drückten mich an seine Brust. Er strich mir über den Rücken: „Psch...alles ist gut, du hast nichts falsch gemacht ."

Seine Worte und Gesten taten gut, dennoch liefen meine Gefühle gerade Amok. Mein Verstand wusste, dass er richtig lag, doch in meinen Herzen hatte sich die Schuld eingebrannt. Nach einer Weile schaffte ich es mich zu lösen und sah ihn peinlich betroffen an. „Sorry."

Er lächelte aufmunternd: „Das ist nichts wofür dich entschuldigen musst."

Ich lächelte ihn dankbar an und räusperte mich dann: „Du hast Recht, aber ich weiß nicht was ich machen soll, dieses Schuldgefühl ist mir ins Blut gegangen...."

Der Ältere stützte die Hand aufs Kinn: „Erzähl mir mal ein bisschen was über deine Familie."

„Mein biologischer Vater starb als ich vier war, ich kann mich eigentlich kaum an ihn erinnern, aber wenn Eomma von ihm sprach, sagte sie er hat mich mehr geliebt als alles andere auf der Welt. Er starb übrigens an Lungenkrebs.

Klar, irgendwie vermisste ich ihn schon, aber ich fand es nie besonders schlimm, weil Eomma mich doppelt so sehr liebte.Sie hat ein großes Herz und arbeitet als Kinderärztin mit einer eigenen Praxis in Busan. Dort bin ich auf aufgewachsen.

Als ich 15 war lernte sie Jaehyun kennen, er war mir von Anfang an sympathisch, besonders dadurch, wie glücklich er meine Mutter machte.

Du musst wissen, ich war ein sehr umgänglicher Teenager. Ein kleiner Nerd mit guten Noten und großen Träumen. Ich war in der Schule nie besonders auffällig oder beliebt, aber allgemein mochte man mich...naja ich schweife ab.

Also Jaehyun er war von Beruf Direktor an einer Grundschule. Nach zwei Jahren beschlossen die beiden zusammen zu ziehen und zu heiraten.

Das war der Tag an dem Yugyeom mein Stiefbruder wurde. Wie gesagt, ich war ziemlich umgänglich, zwar hatte ich für Yugyeom nie eine enge Bindung, aber wir kamen zurecht.Yugyeom war sehr beliebt in der Schule und ging in meine parallel Klasse. 

Aber richtig auffallen tat ich ihm erst, als wir zusammen wohnten....und den Rest der Geschichte kennst du ja."

Davon zu erzählen fühlte sich an, als würde ich von einem komplett anderen Leben erzählen. Der Gedanke dieser Familie anzugehören ist mir völlig fremd geworden...würden sie mich überhaupt noch erkennen?

„Kennst du deine alte Adresse noch?", fragte mich RM plötzlich.

Ich antworte ein bisschen überrascht: „Na klar, aber....", er unterbrach mich.

„Sehr gut, denn dort fahren wir morgen hin." Ich glaubte, mich verhört zu haben: „WAS?! Wir können doch nicht....Namjoon die wollen mich doch gar nicht...."

„Konfrontationstherapie, mein Lieber",er klopfte mir auf die Schulter, „ Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass deine Eltern das damals so meinten.

Hör mal, nach dem was du mir erzählt hast, haben die dich wirklich sehr lieb und sie sind anscheinend nicht dumm.

Wahrscheinlich hast du viele Dinge falsch verstanden...Jedenfalls müssen wir dich von dieser unbegründeten Schuld befreien und am schnellsten geht das, wenn sie dir verzeihen."

Ich hob die Hände: „Okay...ich sehe was du meinst, aber wir können doch nicht einfach so abhauen." Der Junge hatte zu viel Zeit mit mir verbracht.

„Wieso nicht? Gerade von dir hätte ich anderes erwartet, ich habe ein Auto und morgen nichts vor. Ich rufe heute Hoseok an und sage es geht um einen familiären Notfall und du kannst dich beim Entertainment krankschreiben", er grinste.

Trotzdem war ich noch nicht ganz überzeugt: „Was wenn du dich irrst und sie mich Schwuchtel nennen und ein zweites Mal verstoßen? Ich glaube nicht, dass ich damit umgehen könnte."

RM sprach mit sanfter Stimme: „Ich bin mir zu 98% sicher, dass sie das nicht werden, ansonsten bin ich ja dabei und verpasse deinen Stiefvater mal richtig einen Denkzettel."

„Ich halte das immer noch für keine gute Idee...", gab ich zu bedenken, ich bekam schon eine halbe Herzattacke, wenn ich nur daran dachte meinen Eltern gegenüber zustehen.

„Wenn du wirklich nicht willst, dann lassen wir das und finden schon einen anderen Weg. Aber ich bitte dich, aus vollsten Herzen, mir in dieser Sache zu vertrauen."

Alles oder Nichts.

Ich habe mich lange genug versteckt.

„Wann fahren wir los?" 

........................

Gute oder Schlechte Idee? 

Was hättet ihr in Jimins Situation gemacht und was hält ihr von seiner "Schuld-Theorie"? Nachvollziehbar? Ich hoffe doch, die Hinweise habe ich versucht schon lange vorher einzubauen. Dieser Part hat mir mitunter am meisten Spaß gebracht :) 

Hättet ihr eine andere "Diagnose" für Jimin? Lasst es mich gerne wissen. 

~✌❤

Loving him. /YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt